Bistum verärgert Touristen und Ortsbürgermeister

Reil/Pünderich/Zell · Die Marienburg ist eines der beliebtesten Ausflugsziele an der Mosel. Viele Urlauber wandern von Reil, Pünderich oder Zell hin auf und genießen den tollen Ausblick. Gerne würden sie dort auch einkehren. Doch das von der Trägergesellschaft Bistum Trier betriebene Restaurant blieb in diesem Jahr geschlossen. Die umliegenden Gemeinden protestieren.

Reil/Pünderich/Zell. Wie oft er mit der Trägergesellschaft Bistum Trier in den vergangenen Monaten schon telefoniert hat, kann der Reiler Ortsbürgermeister Artur Greis nicht sagen. "Es war auf jeden Fall sehr oft, und die Gespräche waren meistens sehr lang." Immer wieder hat er die Geschäftsführung in Trier auf einen Missstand hingewiesen - bislang aber ohne Erfolg. Greis ärgert sich ebenso wie seine Bürgermeisterkollegen aus Burg, Pünderich, Briedel, Zell, Bullay, Alf, St. Aldegund und Neef, dass das Bistum Trier das Restaurant der Marienburg geschlossen hat. Während der ganzen Saison blieb die Gaststätte verwaist, durstige und hungrige Wanderer mussten frustriert wieder kehrtmachen. Die Trägergesellschaft Bistum Trier betreibt auf dem Bergkamm, von dem man gleich mehrere Moselschleifen bewundern kann, die Jugendbildungsstätte Marienburg als Gäste- und Tagungshaus. Das direkt daneben befindliche Restaurant war bis zum Jahr 2003 an einen Privatmann verpachtet, dann entschied das Bistum, das Restaurant selbst zu betreiben. Doch das funktionierte nur bedingt. Es gab ständig Beschwerden wegen schlechten Service und unregelmäßiger Öffnungszeiten. Im Jahr 2008 war die Gaststätte viele Wochen geschlossen, 2009 und 2010 lief es wieder etwas besser. In diesem Jahr blieb die Küche aber während der gesamten Saison kalt. Kein Kaffee, kein Kaltgetränk, kein Kuchen, kein Schnitzel - Touristen, Zimmervermieter und Bürgermeister sind mittlerweile sehr verärgert.
Viele Touristen beschweren sich


Artur Greis: "Wir haben eigens Rundwege über die Marienburg ausgeschildert und bieten ferner geführte Wanderungen an. Doch viele Touristen beschweren sich bei uns, weil auf der Marienburg die Gaststätte zu ist. Das ist für unsere Ferienregion eine ganz schlechte Sache."
Neben Greis setzt sich vor allem der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Zell, Karl Heinz Simon, für eine Marienburg mit Bewirtung ein. Der VG-Rat Zell hat im Juni eine Resolution verabschiedet. Dort heißt es unter anderem: "Es ist für die Menschen der umliegenden Gemeinden unverständlich und nicht akzeptabel, dass das Bistum Trier ein solches landschaftlich einmalig gelegenes Aushängeschild für sich reklamiert, aber nicht in der Lage ist, ein sich aus dem Besitz eines solchen Aushängeschildes ergebenden moralischen Verpflichtung gegenüber der Region zum weiteren Betrieb der Gaststätte nachzukommen."
Die Kirche verliere an Glaubwürdigkeit, da sie die touristische Ausrichtung und das wirtschaftliche Potenzial der Region behindere.
Das Restaurant auf der Marienburg sei nicht auskömmlich zu betreiben, teilt das Bistum auf TV-Anfrage mit. Selbst bei optimalem Verlauf sei der finanzielle Ertrag nur gering. Dies habe die Analyse einer Unternehmensberatungsgesellschaft ergeben. Die Gastsätte solle daher in die Jugendbildungsstätte integriert werden. Die Schließung des Restaurants sei beschlossene Sache. Allerdings werde die Gaststätte angemeldeten Tagungs- und Besuchergruppen zur Verfügung stehen. Stephan Kronenburg, Pressesprecher des Bistums: "Dabei sind ausdrücklich auch Touristengruppen eingeschlossen."
Auf keinen Fall werde das Bistum die Gaststätte an eine Privatperson verpachten. Dies passe nicht in das Konzept der strategischen Neuausrichtung.
Bürgermeister Simon hat dennoch für den 27. Oktober die Bürgermeister der umliegenden Gemeinden nach Zell eingeladen, um über das weitere Vorgehen zu beraten.
Simon deutet gegenüber dem Trierischen Volksfreund an, dass man Vertreter des Bistums zu einer öffentlichen Veranstaltung einladen werde, bei der man auch eine Unterschriftenliste überreichen werde. 2500 Einheimische und Feriengäste fordern, dass die Gaststätte auf der Marienburg wieder betrieben werden muss.

Extra

Die Trägergesellschaft Bistum Trier betreibt die Katholische Akademie im Robert Schuman Haus Trier, das Cum Vino Weinrestaurant in Trier, die Jugend- und Erwachsenenbildungsstätte Haus Sonnental in Wallerfangen (Saarland) und die Jugendbildungsstätte Marienburg. Alleiniger Gesellschafter ist das Bistum Trier.

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