Bitte nehmen Sie doch Platz!

Wittlich · Man findet sie auf dem Marktplatz, im Stadtpark, auf den Spielplätzen: 370 Ruhebänke sind in Wittlichs Stadtgebiet verteilt. Aktuell gibt\'s drei neue. Wenn Bürger einen Bankwunsch begründen, versucht die Stadt ihn zu erfüllen.

Wittlich. Ein Päuschen machen, ein Schwätzchen halten, die Leut\' beobachten: All das kann man im Stehen, bequemer ist\'s, Platz zu nehmen.
Das kann man in Wittlich vielerorts: Am Schlossplatz reihen sich die Bänke im Schatten der Bäume, am Platz an der Lieser stehen sie am Mäuerchen bereit, am Friedhof Burgstraße begleiten sie das Brunnenrund. Überall bietet die Stadt eine Sitzgelegenheit: 370 Bänke sind insgesamt in Wittlich verteilt. Sogar am Finanzamt im Talweg konnte man bis vor kurzem Platz nehmen. Diese Bank ist allerdings verschwunden.
"Im Grunde werden Ruhebänke dort aufgestellt, wo Bürger, Besucher oder Wanderer begründete Wünsche an die Stadt Wittlich herangetragen haben", sagt Jan Mußweiler, Pressesprecher der Stadtverwaltung.
Reiner Schmidt, 72 Jahre, hat so einen Wunsch: "Ich habe 50 Jahre in Wittlich gewohnt, dann 20 Jahre in Rommersheim in der Eifel und bin jetzt in die Breslauer Straße am Rollkopf gezogen. Mir ist aufgefallen, dass da für Senioren fast keine Bank zu finden ist.
Bei schönem Wetter beobachte ich, wie viele Ältere mit Stock oder Rollator raus gehen. Sie würden sich freuen, sich nach 300, 400 Metern mal setzen zu können. Da will die Stadt doch ein Grundstück bebauen. Könnte dazu nicht eine Sitzgelegenheit, wo Kommunikation stattfindet, geschaffen werden?"
Möglich ist das. Immerhin hat der Stadtrat nicht nur beschlossen, genau dort städtisches Gelände zwischen Breslauer und Danziger Straße in 13 Baugrundstücke aufzuteilen und zu verkaufen. Als zweiter Schritt soll eine Restfläche, die ehemals ein Spielplatz war, umgestaltet werden. Doch das kann dauern. Wer kümmert sich in der Zwischenzeit um Reiner Schmidts Vorschlag? Jan Mußweiler erklärt, wie\'s geht: "Anlieger können sich gerne mit dem Leiter des Servicebetriebs, Edmund Kohl, in Verbindung setzen."
Stimmt. Edmund Kohl sagt auf TV-Nachfrage: "Wir machen einen Termin aus und treffen uns vor Ort. Ich denke, eine Bank ist kein Problem." Reiner Schmidt nimmt das Angebot an. Die beiden Herren wollen miteinander telefonieren und sich verabreden.
Derweil haben Wittlichs Sitzgelegenheiten schon Zuwachs bekommen: In der Burgstraße wurden vergangene Woche zwei neue Bänke aufgestellt, jetzt folgt noch eine am Rad- und Fußweg parallel zum Bergweilerweg. Je Stück kosten sie einschließlich Befestigung und Arbeitsaufwand 500 Euro. "Hinzu kommen jährliche Unterhaltungskosten, die je nach Standort stark variieren können", sagt Jan Mußweiler. Aus diesem Grund würden auch nicht automatisch Mülleimer dazu gestellt.
Unabhängig davon gibt\'s in Wittlich noch zusätzliche Ruhebänke im Grünen, die die Verwaltungsstatistik nicht erfasst hat. Dafür sorgt der städtische Forstbetrieb etwa am Afferberg oder an den Wanderwegen. Auch er kümmert sich um Bürgerwünsche: So bat 2012 ein Wittlicher um eine Sitzgelegenheit am Lieserpfad. Sie steht längst (der TV berichtete).
Wo steht denn Ihre Lieblingsbank? Bitte schreiben Sie uns an mosel@volksfreund.de oder an Lokalredaktion Wittlich, Feldstraße 9, 54516Meinung

Das ist wirklich bürgernah
Wünsch\' dir was: Die Stadt hat offensiv versucht, genau das anzubieten: Bei einer der vergangenen Bürgerversammlungen wurden Stadtpläne verteilt mit der Aufforderung, darauf einzuzeichnen, wo man eine Sitzgelegenheit und Ähnliches für sinnvoll hält. Die Resonanz war gleich null. Doch es geht auch anders. Wer sich durchfragt, bekommt einen persönlichen Kontakt, und es wird sich gekümmert. Das zeigt das Beispiel Sitzbänke. Wer sein Anliegen begründen kann, wird gehört. Und wenn nichts weiter gegen den Standort spricht, versucht die Stadt, den Wunsch, der Gottsei Dank nicht die Welt kostet, zu erfüllen. Das ist sympathische Bürgernähe. Das funktioniert nicht immer: Manchmal gilt es langwierige politische Entscheidungswege durchzuhalten, manchmal setzt sich die "falsche" Partei ein, und immer häufiger gibt es ein existenzielles Hindernis: das Geld. s.suennen@volksfreund.de

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