Bleibendes Zeugnis - Synagoge Wittlich

Anlässlich der Ausstellung "100 Jahre Synagoge Wittlich" hat Prof. Jörg Vienken, Enkel des Kreisbaumeisters Vienken und Architekt der neuen Wittlicher Synagoge, am Dienstagabend einen Vortrag zum Leben und Werk seines Großvaters gehalten.

 Professor Jörg Vienken, Enkel des Kreisbaumeisters Johannes Vienken, gab Einblicke in das Leben seines Großvaters. TV-Foto: Martina Klein

Professor Jörg Vienken, Enkel des Kreisbaumeisters Johannes Vienken, gab Einblicke in das Leben seines Großvaters. TV-Foto: Martina Klein

Wittlich. (mkl) Am 29. Oktober 1906 genehmigte der königliche Landrat die Stelle zum Kreisbaumeister. Gesendet wurde der Brief an Johannes Vienken, der zu dieser Zeit noch Stadtbaumeister in Castrop im "schmutzigen" Ruhrgebiet war. Vienken hatte sich auf die Stelle in Wittlich beworben und wurde mit Nachdruck aufgefordert, die Stelle anzunehmen, wie das darauf folgende Telegramm "Bitte am Freitag kommen!" dokumentiert.

Ein Segen für Wittlich, was insbesondere die neue Wittlicher Synagoge, die in diesem Jahr 100 Jahre alt wird, zeigt. Letztere ist nur eine der "bleibenden Zeugen in einer segensreichen Zeit des Schaffens" in Wittlich und dem Umland des Architekten Johannes Vienken. Anlässlich der Ausstellung "100 Jahre Synagoge Wittlich" lud das Emil-Frank-Institut den Enkel des berühmten Wittlicher Kreisbaumeisters, Professor Jörg Vienken, ein. Er referierte vor rund 80 Zuhörern am Dienstagabend in der Synagoge über das Leben und Werk des Großvaters. Markante Stationen Vienkens waren nicht nur seine ortsbildprägenden öffentlichen Bauten wie die Synagoge und die ehemalige Mädchenschule in Wittlich-Lüxem oder soziale Bauten wie das Finkenheim in Wittlich, sondern auch die vielen anderen Häuser im neuklassizistischen Stil. Fast jedes Jahr ein Haus, da wunderte sich nicht nur der Enkel und Referent Vienken, wie der Großvater das schaffte. Auch Zuhörer aus dem Publikum stellten am Ende des Vortrags die berechtigte Frage, wo der Architekt Vienken die Zeit hernahm. "Fleiß, Disziplin, Präzision und permanente Mathematiknachhilfe für mich waren Charaktereigenschaften meines Großvaters, die sein und auch mein Leben prägten", so Vienken über seinen Großvater. Dass dieser auch eine Leidenschaft für den Gartenbau und privaten Handel mit Äpfeln und Birnen hatte und obendrein einen Hinweis bei der Lieferung "man möge die Haltbarkeit beobachten" mitlieferte, verriet Vienken ebenfalls. Mit seinem handschriftlich festgehaltenen Lebensmotto "Wohl dem, der's Beste nicht verlor, im Kampf des Lebens, den Humor!" endete eine informative und lebendige Zeitreise ins Leben und Schaffen des Kreisbaumeisters Johannes Vienken.

Weitere Veranstaltungen: 1. Juni: Die Synagoge in Wittlich, Form und Deutung, Maria Wein-Mehs; 14. September: Die Synagoge im Leben Wittlichs und der jüdischen Gemeinde, Dr. Marianne Bühler; 26. Oktober: Von der Schändung bis zur Wiedereröffnung, die Synagoge seit 1938, Prof. Dr. Reinhold Bohlen; 25. November: Jubiläumsfestakt, Präsentation der Festschrift.

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