Blick über den eigenen Kirchturm

MORBACH. Der kontinuierliche Rückgang des sonntäglichen Kirchgangs hat auch in Morbach seine Spuren hinterlassen. Seit einem halben Jahr gibt es in der St.Anna Kirche kein Hochamt mehr.

 Vier Morbacher mit vier unterschiedlichen Meinungen zum sonntäglichen Messebesuch, der seit einigen Monaten nicht mehr in der St.Anna Kirche, sondern nur noch in der Kapelle des Altenheims oder einem der Ortsbezirke möglich ist.Foto: Ursula Schmieder

Vier Morbacher mit vier unterschiedlichen Meinungen zum sonntäglichen Messebesuch, der seit einigen Monaten nicht mehr in der St.Anna Kirche, sondern nur noch in der Kapelle des Altenheims oder einem der Ortsbezirke möglich ist.Foto: Ursula Schmieder

"Sonntagsfür 50 Leute Gottesdienst - das ist auf Dauer nicht zu machen."Der Morbacher Dechant zog daher vor einem halben Jahr dieKonsequenz daraus. Das Angebot eines regulären sonntäglichenNeun-Uhr-Hochamtes ist seither zugunsten der Vorabendmesseentfallen. Einen regelrechten Einbruch bei den Messen gibt es dafür laut Pastor Karl-Josef Albrech aber nicht. Zum einen gebe es in seinen Pfarreien viele Zusatzgottesdienste. Wofür er als Beispiel Aschermittwoch mit zwei Schulgottesdiensten und einer abendlichen Messfeier nennt oder auch Trauungen. Anderseits biete der Pfarrbrief den Menschen die Möglichkeit, sich in den Pfarreien Morbach, Bischofsdhron, Morscheid und Wederath die Angebote auszusuchen, die ihnen zeitlich am besten passen. Und solange die Morbacher Kirche an den Samstagabenden voll sei, störe es ihn nicht, dass seine Schäfchen ins Nachbardorf gingen, so der Priester.

Der Sonntags-Kirchgang außerhalb scheint inzwischen für viele Morbacher zur lieben Gewohnheit geworden zu sein. "Schon seit zwei Jahren gehe ich nach Rapperath", berichtet ein 64-jähriger Morbacher, der sich als guter Kirchgänger bezeichnet. Bei Erwin Weber hat sich dagegen ein Wechsel eingebürgert. Mal geht er nach Rapperath, mal ins Morbacher Altenheim, wo Pater Bernardo in der Hauskappelle die Messe hält. Auf jeden Fall gehe er lieber sonntags: "Samstags hab ich zu tun." Wohingegen die Frage des Wochentages bei den sporadischen Messe-Besuchern eher eine untergeordnete Rolle spiele, da sie ohnehin nur dann gehen, wenn sie Zeit haben, wie einer feststellte. "Sonntagmorgens ging ich mal - aber samstags interessiert mich das nicht", meinte ein anderer. Dennoch scheinen die meisten Morbacher mit dieser Regelung nicht unzufrieden zu sein. Diesen Eindruck hat zumindest Karl Mutsch, der neben seiner Funktion als Hauptschulrektor auch die Aufgabe eines Lektors wahrnimmt. Und letztendlich trifft die neue Regelung den Trend der Zeit. "Bischof Marx will ja die Dekanate ändern und im Zuge dieser Reform sollen auch Zentrierungen erfolgen", stellt Mutsch fest. Da eines der Ziele die Förderung eines stärkeren Zusammenwachsens der Pfarreien sei, sieht er in der Morbacher Gottesdienst-Regelung erste Ansätze dafür. Mutsch ist ohnehin der Überzeugung: "Man soll über den eigenen Kirchturm hinweg gucken."

Die nächste Sonntags-Messe in der Morbacher St.Anna Kirche ist am 23. März um 10 Uhr. Anlass des ökumenischen Gottesdienstes ist der Hungermarsch von Morbach über Wenigerath, Gonzerath und Annenberg nach Monzelfeld. Ziel des 13 Kilometer langen Solidaritätsmarsches der Dekanate Morbach und Bernkastel ist es einen Beitrag zur Überwindung von Hunger, Not und Krankheit in der Welt zu leisten.

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