Blockierte Rettungswege und Standardausreden der Falschparker: Der Wittlicher Wehrleiter kennt das

Wittlich · Falschparken ist kein Kavaliersdelikt, was auch immer das eigentlich sein soll, sondern behindert im Ernstfall Rettungskräfte. In der verwinkelten Altstadt Wittlichs ist deshalb eine gewisse Parkdisziplin wichtig, die aktuell kontrolliert wird. Wo in dieser Hinsicht die Brennpunkte für die Freiwillige Feuerwehr liegen, erklärt Christian Vollmer im TV-Interview.

Wo in der Altstadt wird es für die Feuerwehr aus Erfahrung besonders eng?
VOLLMER Probleme hatten wir in der jüngsten Vergangenheit insbesondere in der Kurve gegenüber Sport Schmitz in der Neustraße. Wenn hier auf der linken Seite widerrechtlich ein Fahrzeug parkt, kommen wir mit den Großfahrzeugen nicht mehr um die Kurve.
Weitere Probleme treten in der Zufahrt zur Altneugasse, Zufahrt Burgstraße von der Karrstraße, Zufahrt Burgstraße von der Neustraße und in der Kirchstraße auf.

Welches ist das größte Einsatzfahrzeug bei welchen Ausmaßen?
VOLLMER Die Probleme sind nicht unbedingt in der Breite der Fahrzeuge mit 2,55 Metern, sondern eher in der Länge. Hier macht die Drehleiter die größten Schwierigkeiten, da noch circa zwei Meter vor dem Fahrerhaus der Leiterpark hängt.
Bei Kurven muss aus diesem Grund noch früher eingeschlagen werden. Das Fahrzeug hat eine Gesamtlänge von zehn Metern.

Was, wenn es wirklich im Notfall eng wird: Darf die Feuerwehr einfach "durchbrettern" und Lackschäden, abgerissene Spiegel und so weiter der Falschparker in Kauf nehmen? Und wer zahlt den Schaden auch am Feuerwehrfahrzeug - der Falschparker?
VOLLMER Ich denke diese Vorgehensweise gibt es nur im Film. Zumal man mit einem defekten Fahrzeug unter Umständen auch nicht weiterfahren kann. Ich denke in einer besonderen Situation könnte man es unter Umständen versuchen. Aber auch für die Einsatzkräfte zählt die Straßenverkehrsordnung und hier gilt es niemanden zu gefährden. Inwieweit wer was zu bezahlen hat, würden dann anschließend die Anwälte klären. Auf der Autobahn sind wir einmal bei einem Einsatz am Außenspiegel eines LKW hängengeblieben, der die Rettungsgasse nicht richtig frei gemacht hatte. Von diesem Schaden haben wir nie was gehört…

Was müssen Sie sich anhören, wenn Sie nicht durchkommen?
VOLLMER Oft treffen wir auf völliges Unverständnis und teilweise recht aufbrausende Antworten. Ich höre oft den Satz "Wenn ich Martinshorn höre, fahre ich sofort weg." Es gibt aber Einsätze bei denen wir bewusst auf das akustische Sondersignal verzichten, etwa Suizid. Aber auch ein schnelles Wegfahren, wenn der Löschzug vor dem Fahrzeug steht, funktioniert in den meisten Fällen nicht.

Gibt es sonst noch etwas dazu zu sagen, was für die Feuerwehr wichtig ist?
VOLLMER Die Rettungsgasse insbesondere auf den Autobahnen ist ebenfalls immer wieder eine Katastrophe. Zum einen wird der Platz für einen Lkw als Feuerwehrfahrzeug oft unterschätzt und zum anderen gibt es gar keine Rettungsgasse. Dann sind die Fahrzeuge auch noch so dicht aufeinander aufgefahren, dass eine Gasse nur schwer im Nachgang zu bilden ist. Viele Diskussionen müssen wir auch im Nachgang führen inwieweit der Aufmarsch und die Eile denn notwendig gewesen wäre. Sicherlich sind wir alle im Nachgang schlauer und wissen was notwendig ist. Aber vor Ankunft der ersten Einsatzkräfte müssen wir erst einmal von dem ausgehen was uns gemeldet wurde. Und so haben wir in acht Minuten Hilfe zu leisten - und das mit ausreichend Material und Mannschaft an der Einsatzstelle.Zur Person

Christian Vollmer ist seit zehn Jahren Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Wittlich. Der gelernte Industriemeister der Elektrotechnik, der auch eine technische Laufbahnausbildung als Beamter im mittleren Dienst absolviert hat, ist 1979 in die Jugendfeuerwehr in Wengerohr eingetreten und wurde 1983 in den aktiven Feuerwehrdienst übernommen.
Als Wehrleiter ist er auch der Einsatzleiter der Feuerwehr Wittlich, die an vier Standorten vertreten ist: I Stadtmitte, II Bombogen / Wengerohr, III Dorf/ Neuerburg, IV Lüxem.
Christian Vollmer hat zwei Stellvertreter und wird zudem von den Einheitsführern der Standorte, insbesondere Martin Schmidt, (Stadtmitte) vertreten und unterstützt. Das gesamte Team der Wittlicher Feuerwehr arbeitet ehrenamtlich und ist jeden Tag im Jahr 24 Stunden einsatzbereit. Dabei deckt das Einsatzgebiet nicht nur Stadt, Stadtteile und den Stadtwald ab, sondern auch Industriegebiete, die größte Justizvollzugsanstalt im Land und neben anderen Straßen zusätzlich Abschnitte der Autobahnen A?1 und A?60.

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