Bloß nicht "wie ein Trauerkloß" herumsitzen

Morbach · Seit einem Jahr begleiten 15 Ehrenamtliche des ambulanten Hospizes Morbach schwer kranke und sterbende Menschen sowie deren Angehörige.

 Ehrenamtliche des Ambulanten Hospizes Morbach und seines Trägers, des Christlichen Hospizvereins Morbach.TV-Foto: Ursula Schmieder

Ehrenamtliche des Ambulanten Hospizes Morbach und seines Trägers, des Christlichen Hospizvereins Morbach.TV-Foto: Ursula Schmieder

Morbach. Für Menschen, die wissen, dass sie bald sterben, sind Hospizhelfer eine große Hilfe. Ebenso für deren Angehörige. Die ehrenamtlichen Helfer des ambulanten Hospizes in Morbach erleben ihre Tätigkeit als Bereicherung. "Man verändert sich, ist gelassener", sagt Brigitte Eck. Sie ist einer von 15 eigens ausgebildeten Hospizhelfern und hat seit April vier Menschen begleitet.

Wichtig seien die Bedürfnisse der Sterbenden, erklärt Anette Neukirch, die zweite Vorsitzende des Christlichen Hospizvereins Morbach (siehe Extra): Manche wollten jemanden in ihrer Nähe haben, andere spazieren gehen.

Wie viele Menschen ein Helfer begleite, hängt laut Erika Schuh auch immer von der persönlichen Situation ab. "Man muss da innerlich frei sein." Das sei schwierig, wenn zum Beispiel Todesfälle im eigenen Umfeld zu verkraften seien. Franz Decker, einer der zwei Männer im Team, rät daher davon ab, Menschen, die einem nahe stehen, zu begleiten. Die eigene Betroffenheit beeinträchtigte die Begleitung. Andererseits könne das Erlernte beim Tod naher Menschen hilfreich sein. Sabine Adams hat das erlebt. Sie geht in ihrer Aufgabe auf: "Es gibt einem sehr viel." Jemanden zu begleiten, bedeute ja nicht, nur dazusitzen "wie ein Trauerkloß".

Dadurch, dass man sich mit dem Sterben beschäftige, gehe man anders damit um. Bianca Alberts, mit 44 Jahren eine der Jüngeren im Team, empfindet es aber manchmal dennoch als bedrückend, einem Sterbenden gegenüberzusitzen. Allerdings meist nur für kurze Zeit, weiß sie die gute Schulung und die Möglichkeit der Supervision, der Reflexion von Erlebtem, zu schätzen.

Die Entscheidung, sich als Hospizhelfer zu engagieren, trafen sie aus verschiedenen Gründen. Manche, weil sie in Alten- oder Krankenpflege arbeiten, andere aufgrund persönlicher Erfahrungen. So vermutet Decker einen Zusammenhang mit seinem früheren Beruf als Fernfahrer: "Da hab ich viel Elend auf der Straße gesehen." Doch letztlich ist das unerheblich. Was für die Helfer zählt, ist vielmehr ihre Überzeugung, etwas Sinnvolles zu tun. "Ich bin mit Leib und Seele dabei", spricht Decker allen aus dem Herzen. Das Gleiche gilt für Alberts Aussage, "ich habe richtig neue Freunde gewonnen".

"Ich habe das gelesen und mir gesagt, das ist es", erinnert sich Elke Weyand an etwas, das andere ähnlich erlebten. Bei ihr war das damals kurz nach dem Tod ihres Mannes. Bei vorherigen Besuchen im Krankenhaus waren ihr kranke Menschen aufgefallen, die alleine waren und um die sich niemand kümmerte. ursExtra

Der Christliche Hospizverein ist Träger des Ambulanten Hospizes Morbach (Jugendherbergsstraße 25). 2012 wurden 17 schwerstkranke und sterbende Menschen begleitet; 2013 waren es mehr als doppelt so viele. Mehr Informationen gibt es unter Telefon 06533/9595637 oder online: www.hospiz-morbach.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort