Blumentopf oder doch ein Kreisel

Wittlich · Alle im Dialekt aufgeführten Begriffe im Wittlicher Wörterbuch sind ins Hochdeutsche übersetzt worden. Nur für "Finsterdäbpschie" fehlt die klare Zuordnung. Viele Menschen suchen nach einem TV-Artikel danach.

Wittlich. Was für eine Resonanz! 14 TV-Leser haben sich bis Montagnachmittag über die hochdeutsche Version des Begriffs "Finsterdäbpschie" Gedanken gemacht. Wie berichtet (TV vom 27./28. August) ist dies der einzige Ausdruck aus dem mittlerweile digitalisierten Wittlicher Wörterbuch, für den es keine Übersetzung gibt. Auch bei Albert Klein, der viel Zeit in die Arbeit an der Internetpräsentration investiert hat, sind mehrere Deutungen eingegangen.
Es gibt einen Favoriten: den auf einer Fensterbank stehenden Blumentopf. "Finster ist eindeutig, und was für ein Däpschie soll sonst im oder am Fenster stehen", schreibt Rita Schneeberg (Wittlich). Auch für Karl Weiler (Meerfeld), Axel Thiel, Ulrike Möhn, Karin Picard-Brand, Gaby Vaudlet-Ebner, Marlies Günther (alle Wittlich) und Franz-Josef Thetard (Dorf) ist gewiss: Es muss sich um einen Blumentopf handeln. Picard-Brand liefert die Übersetzung in Wittlicher Platt: "Et is zwoar schuun en Äwigkeit här, do hot mein Groossie immer zu mir gesoat, Kätchie, hol moal dat Däppche vom Finster, de Blomen sain suu trooken."
Es gibt aber auch Übersetzungen, die zumindest nichts mit einem Blumentopf zu tun haben. Norbert Barth (Wittlich) denkt an den Tritt ins Finstere, Dunkle, im übertragenen Sinne ins Unbekannte. Die Nicht-Wittlicherin Helke Salzburg, die einen Ur-Wittlicher geheiratet hat, glaubt an einen Fensterteppich (Vorhang, Gardine) oder einen sogenannten Läufer. Ein solcher liege bei ihr auf einer Fensterbank.
Franziska Thiel (Sehlem) hat diese Version parat: ein kleines Kind, das sich am Fenster die Nase platt drückt. Martin Luckas, gebürtiger Wittlicher, jetzt in Berlin wohnhaft, glaubt: Es ist eine Person, die sich ständig aus dem Fenster lehnt, auf dem Laufenden ist, und Infos weiter gibt.
Für Josef Sax (Koblenz) steht nach einem Gespräch mit seinem Vater Hans Josef Obergföll (Wittlich) fest: Es handelt sich um einen sogenannten Dopp. Einen Kreisel aus Holz, der mit einer Peitsche in einer schnellen Drehung gehalten wird. "Die kleinste Form dieses Dopps nannte man das Finsterdäbpschie", schreibt Sax. Diese Version kommt auch der Auffassung von Albert Klein am nächsten. "Auch weil der Dopp manchmal in ein Fenster geflogen ist und Scheiben zerstört hat", erläutert er.
Bei Klein hat sich auch jemand gemeldet, der glaubt es handele sich um den Nachttopf, die neben oder unter dem Bett stehende mobile Toilette unserer Vorfahren. "Er ist im Finstern gefüllt worden", sagt Klein.
Dann ist da noch Franz Hilker (Wittlich), der keine Übersetzung, aber einen Wunsch hat: "Ich finde, dass die Stadtratsitzungen in Wittlicher Platt abgehalten werden sollten. cb

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