"Bodenschätze" werden teurer

WITTLICH. Das ehemalige Kasernengelände liegt fast komplett flach. Für 1,2 Millionen Euro hatte eine Firma den Auftrag zum Abbruch der 18 Hektar großen Marshall-Foch-Kaserne erhalten. Jetzt muss die Stadt Wittlich mit Kosten von "knapp zwei Millionen Euro" kalkulieren.

Als die Militärgebäude noch in den Himmel ragten, hatte das von den Stadtwerken beauftragte Ingenieurbüro intern mit 2,5 Millionen Euro für die Abrissarbeiten gerechnet. In einem Gutachten aus dem Jahr 2001 waren die Kosten einschließlich Schadstoffbeseitigung sogar mit 5,85 Millionen Euro angegeben. "Die harte Konkurrenz auf dem Abbruchmarkt", so die Stadt, habe dazu geführt, dass der Auftrag zum Preis von 1 207 000 Euro vergeben werden konnte. 300000 Euro für zusätzliche Deponiegebühren

Heute ist klar, dass dieser Betrag nicht ausreicht. "Auf Grund der bis jetzt bekannten Umstände ist davon auszugehen, dass es gegenüber der ursprünglichen Auftragssumme zu Mehrkosten von 700 000 Euro kommen kann. Nach jetzigem Erkenntnisstand würden die Abbruchkosten dann knapp zwei Millionen Euro betragen", informiert auf TV-Nachfrage der Pressesprecher der Stadtverwaltung Wittlich, Ulrich Jacoby. Allein 300 000 Euro, würden auf zusätzliche Deponiegebühren entfallen. Grund: "ein nicht vorhersehbarer Verschmutzungsgrad der Materialien". Als weitere neue Kostenfaktoren nennt die Stadt Massenüberschreitungen bei künstlichen Mineralfasern (KMF, etwa Glaswolle), der Fund größerer Betonblöcke und nicht bekannter Keller, die Entsorgung eines teergetränkten Hirnholzbodens, Ausbau ölverunreinigter Rinnen, sowie die Entfernung und Entsorgung teerhaltiger Spachtelmasse aus der Beschichtung eines unterirdischen Versorgungskanals. Zum Teil würden Kosten von der Bundesrepublik Deutschland übernommen, auch gebe es Zuschüsse vom Land Rheinland-Pfalz aus Städtebaufördermitteln. Ulrich Jacoby informiert weiter: "Es steht außer Frage, dass die genannten zusätzlichen Leistungen und erhöhten Massen bei der Erstellung der Ausschreibung nicht bekannt waren." Außerdem läge die Gesamt-Summe "immer noch deutlich unter der ursprünglichen Kalkulation". Bürgermeister Ralf Bußmer und die Verantwortlichen der Stadtwerke hätten "immer wieder betont, dass es erfahrungsgemäß gerade bei Abbrucharbeiten zu Mehrkosten gegenüber der Auftragsvergabe kommen kann und, dass dies auch bei dieser Maßnahme zu erwarten sein wird". 14 Firmen haben sich um den Abriss beworben mit einer Preisspanne von 1,2 bis 5,17 Millionen Euro. Gerüchte, das Mindestgebot sei von Anfang an möglicherweise unrealistisch gewesen, die jetzt als Nachträge deklarierten Funde seien in anderen, teureren, Angeboten eventuell zum Teil bereits einkalkuliert, weil bekannt gewesen, weist die Stadt zurück. Ebenso den Vorwurf "auch habe die aus einer Insolvenz neu hervor gegangene Firma den Fachkundenachweis schwerlich erbringen können". "Die Firma verfügt sowohl über die erforderliche Fachkunde, als auch über den entsprechenden Maschinenpark." Sie sei als Vertragsunternehmer der Fraport mit vergleichbaren Arbeiten am Flugplatz Frankfurt und bei der Hahn-Erweiterung beschäftigt. Außerdem gelte, so Pressesprecher Ulrich Jacoby: "Da die Preise für die zusätzlichen Massen oder Leistungen auf Grundlage der Kalkulation des ursprünglichen Angebotes erfolgen, sind die Kostenmehrungen bei dem günstigsten Unternehmen niedriger als bei Unternehmern mit einer höheren Angebotssumme, da diese aus höheren Einheitspreisen besteht. Insofern ist die Vergabe an den Mindestbieter auch in Hinsicht auf eventuelle zusätzliche Leistungen immer die richtige Wahl."

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