Bomben auf das Hoxeler Viadukt
HUNSRÜCK. (HB) Ins Fadenkreuz alliierter Luftangriffe gerieten am Ende des Zweiten Weltkrieges auch strategisch wichtige Bauwerke der Hunsrückbahn. Das Hoxeler Viadukt wurde bei diesen Bombardements schwer beschädigt und die Deuselbacher Brücke sogar total zerstört. Daneben war der Morbacher Bahnhof ein Angriffsziel, bei dem es zwei Tote zu beklagen gab.
"Wir wollten gerade mit dem Mittagessen beginnen, da hörten wir plötzlich lautes Flugzeuggebrumm in der Luft. Ich rannte vors Haus und sah, wie Flugzeuge Bomben fallen ließen. Obwohl sie direkt über mir ausgeklinkt wurden, flogen sie noch etwa einen halben Kilometer weiter auf die ‚Enich-Brück' im Herrschenbachtal zu. Das Schauspiel dauerte nur ein paar Sekunden, dann dröhnten die Detonationen, und die Erde schien zu beben. Sogleich rannten wir alle so schnell wie möglich in unseren Keller, um uns vor den Bomben zu schützen." So schildert Leonhard Wolmeringer aus Schmelz den Bombenangriff am 25. Dezember 1944 auf die Hoxeler Brücke, den er als Kind in Riedenburg erlebte. Noch näher dabei war der damals neunjährige Norbert Weber. "Als der Flugzeugverband über uns flog, habe ich bei einigen Wehrmacht-Soldaten beim Steinbruch gestanden. Ich bin dann hoch zum Sportplatz gelaufen und habe gesehen, wie die Maschinen, es waren sechs oder sieben, drehten, aus Richtung Morbach nach Hoxel zurückkamen und die Bomben auf die Brücke abwarfen", erzählte Weber . Beim Angriff am 25. Dezember 1944 wurde die 42 Meter hohe und 160 Meter lange Eisenbahnbrücke bei Hoxel schwer beschädigt. Von den acht Bögen mit je 16 Meter Spannweite waren zwei Bögen nach dem Bombenhagel vollständig zerstört. Das strategisch wichtige Bauwerk wurde aber schnell wieder notdürftig instand gesetzt, und so war die Strecke am 24. Januar 1945 wieder befahrbar. Doch nur für kurze Zeit: Denn beim Heranrücken der alliierten Truppen wurde wenige Wochen später das Provisorium zerstört, so dass der Streckenabschnitt wieder unterbrochen war. Erst rund ein Jahr nach Kriegsende, im Frühjahr 1946, waren die Schäden erneut so weit beseitigt, dass der Streckenabschnitt befahrbar war und die zwischen der Talbrücke Deuselbach und der Hoxeler Brücke eingeschlossenen Eisenbahnwagen abgezogen werden konnten. Es folgte in den Monaten November 1948 bis April 1949 wiederum eine weitere sReparatur. Die endgültigen Wiederherstellungsarbeiten, die Baukosten in Höhe von damals 230 000 Mark verschlangen, begannen dann am 1. Mai 1950 und waren Ende Juli 1950 beendet. Bei den Bauarbeiten kam es jedoch zu einem tragischen Zwischenfall, als Herbert Merten aus Morscheid von einem Gerüst stürzte und sich dabei tödlich verletzte. Das Hoxeler Viadukt war aber nicht das einzige Ziel alliierter Truppen im Hunsrück. Verheerende Folgen hatte ein Bombenangriff auf den Morbacher Bahnhof im Jahr 1945. Bei Treffern am Hotel Bindges und dem Sägewerk Kuntz kamen zwei Menschen zu Tode.Todesfall beim Wiederaufbau
Zudem wurden zwei weitere Bauwerke auf der Strecke der Hunsrückbahn zerstört. Die alliierten Truppen sprengten bei ihrem Vormarsch am 17. März 1945 die Eisenbahnbrücke zwischen Hoxel und Deuselbach, die über den Simmbach am Fuße des Erbeskopfs führte. Mit dem Aufräumen der Trümmer begann man zwar schon im Frühjahr 1946, bis zum endgültigen Wiederaufbau dauerte es aber weitere vier Jahre. Erst im Juli 1950 war das Bauwerk, das 37 Meter hoch ist und eine Länge von 86 Meter aufweist, saniert. Beim Wiederaufbau kam Paul Jakobs aus Riedenburg bei einem Arbeitsunfall ums Leben. Auch die Talbrücke Rascheid, zwischen den Bahnhöfen Rascheid und Dhronecken, und die Unterführung kurz vor dem Bahnhof in Hermeskeil wurden am 16. März 1945 beim Einmarsch der alliierten Truppen aus strategischen Gründen von der deutschen Wehrmacht gesprengt und 1950 wieder aufgebaut. Es dauerte fünf Jahre, bis der durchgehende Verkehr auf der Strecke der Hunsrückbahn wieder aufgenommen werden konnte. Und dies wurde gebührend gefeiert. Der damalige Ministerpräsident Peter Altmeier war am 3. August 1950 Ehrengast bei der Eröffnungsfahrt auf der wieder hergestellten Trasse.