Brachen in exponierter Lage

Mit Unterstützung des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) Mosel hofft die Gemeinde Neumagen-Dhron die Brachen-Problematik in der Neumagener "Held" in den Griff zu bekommen.

 Der im Yachthafen gegenüber der Neumagener „Held“ winterfest vertäute Weinschiff-Nachbau lenkt den Blick förmlich auf die vernachlässigen Weinlagen. In den Steillagen besteht dringender Handlungsbedarf. Schon heute liegt dort jeder zweiter Weinberg brach. TV-Foto: Ursula Schmieder

Der im Yachthafen gegenüber der Neumagener „Held“ winterfest vertäute Weinschiff-Nachbau lenkt den Blick förmlich auf die vernachlässigen Weinlagen. In den Steillagen besteht dringender Handlungsbedarf. Schon heute liegt dort jeder zweiter Weinberg brach. TV-Foto: Ursula Schmieder

Neumagen-Dhron. Das Problem ist seit Jahren erkannt in Neumagen-Dhron. Doch seit der Weinschiff-Nachbau im Hafen vor der Neumagener "Held" für Aufsehen sorgt, liegen die dortigen Brachen förmlich im Rampenlicht. Selbst der benachbarte "Herzwingert" schafft es nicht mehr, das Auge abzulenken von den vielen aufgegebenen Weinbergen am Michelsberg. Jeder zweite Wingert der gegenüber von Neumagen gelegenen Lagen "Laudamusberg" und "Nußwingert" liegt mittlerweile brach. Und nach dem Frühjahr werden es wohl noch mehr sein. Denn die Rodung weiterer Rebflächen von insgesamt mehr als einem Hektar ist bereits beantragt. Folglich wird sich dann die eigentliche Weinbergsrebfläche von 8,6 Hektar auf 2,8 Hektar reduzieren.

Die Gemeinde Neumagen-Dhron hofft jedoch, diese Entwicklung doch noch abwenden zu können. Und zwar mit Unterstützung des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) Mosel, das dem Gemeinderat kürzlich Alternativen aufgezeigt hat. Nach Einschätzung von Ewald Haas (DLR) käme für die Steillagen am ehesten ein Raupenmechanisierungssystem in Frage, einer durch ein Seil am Berg befestigten beweglichen Raupe. Möglich wären auch parallel zum Hang verlaufende "Laufterrassen", die begehbar sind, nicht aber befahrbar. Allerdings gibt Haas zu bedenken, dass eine solche Lösung nicht die Kostenersparnis eines Raupensystems bringen würde. Gänzlich verzichtet werden müsste in diesem Hang auf Querterrassierungen. Die ebenfalls parallel am Hang verlaufenden, aber von einem Traktor befahrbaren, Terrassen erlaubten zwar eine maschinelle Lese, erklärt Haas. Doch bei Steigungen von bis zu 75 Prozent seien Querterrassen "geologisch problematisch".

Ein Gegensteuern setzt jedoch voraus, dass sich Käufer finden für die Weinberge und Eigentümer, die bereit sind, zu verkaufen oder langfristig zu verpachten. Denkbar ist laut Haas ein Landtausch auf freiwilliger Basis oder die Bildung größerer Wirtschaftsflächen in einem vereinfachten Flurbereinigungsverfahren. Ein solches würde mit bis zu 90 Prozent gefördert werden.

Was machbar sein wird, ist aber vor allem eine Frage des Preises. Die Vorstellungen potentieller Käufer und Eigentümer schwankten zwischen einem bis zwei und vier bis fünf Euro. Das DLR wird daher demnächst zu einer Versammlung einladen. Voraussichtlich im Januar soll laut Haas in Gesprächen ausgelotet werden, welche Möglichkeiten es nach Ansicht der Eigentümer gibt. Es könne ja niemand gezwungen werden, betont er: "Wir können nur appellieren, in einer so exponierten Lage die weinkulturelle Landschaft zu erhalten."

Die Gemeinde will das unterstützen. Ziel sei, so Ortsbürgermeister Willi Herres, den "ortsbildprägenden Weinbergsbereich zu erhalten". Das Dienstleistungszentrum müsse aber erst sondieren, wie viele Winzer mitmachen würden. Denn für eine etwaige Flurbereinigung müsse ja eine ausreichend große Fläche zusammenkommen.

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