Brandschützer sind auch Schlangenbändiger

Osann-Monzel/Wittlich · In der Verbandsgemeinde Wittlich-Land rückten die Feuerwehren im Jahr 2012 147-Mal zu Einsätzen aus. Brände spielen dabei nicht mehr die Hauptrolle. Oft müssen die Männer und Frauen bei Unfällen helfen.

Osann-Monzel/Wittlich. Das Einfangen von Schlangen gehört nicht zum Alltag von Feuerwehrleuten. Die Aktion im August war der ungewöhnlichste Einsatz in der Feuerwehrbilanz 2012 der Verbandsgemeinde Wittlich-Land. Das tragischste und emotionalste Geschehen spielte sich am 15. Oktober auf der A 1 bei Rivenich ab. Dort verursachte eine Geisterfahrerin einen Unfall, bei dem in dem anderen Auto ein Mann und zwei seiner Kinder starben. Zwei weitere Kinder und die Unfallverursacherin kamen ins Krankenhaus (der TV berichtete).
"Für die meisten von uns war es das schwerste bisher erlebte Ereignis", sagt Stephan Christ, Wehrleiter der Verbandsgemeinde Wittlich-Land. Bis auf einen Feuerwehrmann habe aber keiner die angebotene psychische Nachsorge in Anspruch genommen. Christ: "Viele schließen so eine Geschichte lieber mit sich selbst ab." Er selbst habe in der Nacht danach auch nicht geschlafen.
Weitere große Einsätze waren ein Brand in Esch, bei dem ein Mann ums Leben kam, ein Lastwagenunfall bei Dreis mit einem Toten und der Fund einer kleinen Menge Phosphor in einem Bach bei Esch. "Wäre die Phosphormenge größer gewesen, hätten mehr als 40 Personen zur Untersuchung ins Krankenhaus gemusst", erzählt Christ.
Er ist seit knapp elf Monaten Wehrleiter der VG Wittlich-Land, vorher war er ein halbes Jahr stellvertretender Wehrleiter. Seit 1994 führt der 48 Jahre alte Justizvollzugsbeamte außerdem die Osann-Monzeler Wehr an. "Wir sind so ausgestattet, wie es sein sollte", sagt Christ zum technischen Zustand der Wehr. Eine seiner Hauptaufgaben ist es aber, ein Fahrzeugkonzept für die kommenden zehn Jahre aufzustellen. Es gilt auch immer zu wissen, was sich wie lange im Bestand befindet. "Die Kunststoffhelme müssen nach zehn Jahren weggeschmissen werden. Egal ob sie getragen worden sind oder nicht", erzählt Christ. Ein Helm koste etwa 100 Euro.
Der Kontakt zur VG-Verwaltung sei sehr gut, berichtet er. Mindestens alle vier Wochen gebe es ein Gespräch zwischen ihm, seinen beiden Stellvertretern und den zuständigen Mitarbeitern der Verwaltung.
Feuerwehrleute müssen vieles beherrschen und offenbar sogar Alleskönner sein. Kai Lehnen meldete sich sofort, als es darum ging, in Altrich die giftige Korallennatter einzufangen. Angst hatte er dabei nicht. "Ich hatte dicke Handschuhe an. Mit den Zähnen konnte die Schlange die nicht durchbeißen", erzählt er. Zu wem die Schlange gehörte, die einem Tierarzt übergeben wurde, ist nicht bekannt. Somit entfiel auch die Kostenerstattung für den Einsatz.Extra

Die VG Wittlich-Land besteht aus 24 Orten, verfügt aber über 27 Wehren. Der Grund: In der Mehrortsgemeinde Landscheid (Landscheid, Niederkail, Burg Hof Hau) gibt es mehrere Wehren. Ende 2012 waren in der VG 642 Männer und 42 Frauen aktiv. Die Gesamtzahl bewegt sich allerdings leicht nach unten. "Wir haben aber genügend Leute", sagt Wehrleiter Stephan Christ. Stützpunktwehren gibt es in Landscheid, Hetzerath und Salmtal. Die Bilanz des Jahres 2012 umfasst 147 Einsätze (57 Brände, 90 Hilfsleistungen). In den Jugendwehren waren Ende 2012 199 Jungen und 26 Mädchen aktiv. cb

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