Brasiliens oberster Katholik hat Wurzeln im Hunsrück

Hettenrodt · Die Vorfahren des neuen Erzbischofs des ältesten Bistums Brasiliens, São Salvador da Bahía, Dom Murilo Krieger SCJ, der zugleich auch der neue Primas der katholischen Kirche Brasiliens ist, kommen aus Hettenrodt bei Idar-Oberstein. Im Jahre 1861 wanderten sie als Protestanten nach Brasilien aus.

Hettenrodt. Dom Murilo Krieger wurde 1943 als sechstes von neun Kindern von Oscar und Olga Krieger in Brusque im brasilianischen Bundesstaat Santa Catarina geboren. Sein Urgroßvater war der vor genau 150 Jahren in die Kolonie Brusque ausgewanderte Johann Carl Krieger (1819-1881). Er war verheiratet mit Caroline Krummenauer (1821-1897). Die Familie hatte sechs Kinder, von denen fünf noch in Deutschland geboren wurden. Bereits 1829 waren Teile der Familie Krieger aus Reichenbach und Nohen mit dem ersten großen Auswanderertross aus dem Hunsrück nach Südbrasilien ausgewandertDie Siedlung Brusque am Itajaí in Santa Catarina wurde 1860 durch Pater Albert Franz Gattone, Priester der Diözese Hildesheim, gegründet. Erster Bischof des neuen Bistums Florian ópolis wurde 1908 der aus Winterbach bei St. Wendel stammende Dom João Becker (1870-1946), der 1878 mit seiner Familie, die zu den wundersam Geheilten der Marpinger Erscheinungen von 1876 gehörte, nach Brasilien ausgewandert war.Orden unter deutscher Leitung

Der Orden der Herz-Jesu-Priester, dem der neue Primas von Brasilien angehört, war in Santa Catarina der größte katholische Orden und stand seit seiner Gründung im Jahre 1903 fast immer unter deutscher Leitung. Eine eigene brasilianische Provinz der Herz-Jesu-Priester wurde erst 1934 gegründet, vorher gehörte Brasilien noch zur deutschen Provinz, die 1908 gegründet worden war.Die Familie Krieger gehört in Brusque zu den Pionieren der Stadt, viele bekannte Künstler und Pädagogen sind aus ihr hervorgegangen. Der Vater von Dom Murilo, Oscar Krieger, war Schulinspektor und ein bekannter Musiker und Fußballer. Schon sehr früh verspürte Dom Murilo den Wunsch, Priester zu werden, bereits die Grund- und Sekundarschule hatte er in Seminaren der Herz-Jesu-Priester absolviert. 1964 trat er in die Ordensgemeinschaft ein und wurde 1969 zum Priester geweiht. Anders als die meisten brasilianischen Bischöfe hat er seine Studien nicht in Rom vollendet, sondern die Hochschulen des Ordens in Brasilien durchlaufen. In Taubaté bei São Paulo war der junge Theologieprofessor Eusebio Scheid, dessen Vorfahren 1856 aus dem Tholeyer Ortsteil Sotzweiler ausgewandert waren, einer seiner Lehrer. Von 1974 bis 1979 war Krieger selbst Direktor dieser Hochschule. Keinen Kontakt zur Heimat

Im Jahre 1985 wurde Dom Murilo Weihbischof in Florianópolis, wo 1991 Eusebio Scheid Diözesanbischof wurde. Allerdings trennten sich ihre Wege wieder schnell, weil Murilo im selben Jahr noch zum Bischof von Ponta Grossa in Paraná ernannt wurde und 1997 zum Erzbischof von Maringá in Paraná. Im Jahre 2002 wurde er Nachfolger von Dom Eusebio Scheid als Erzbischof von Florianópolis, als Scheid zum neuen Erzbischof von Rio de Janeiro ernannt wurde. Jetzt dürfte Dom Murilo wohl bald auch im Kardinalat Scheid nachfolgen. Da Dom Murilo nie in Rom studiert hat und deshalb auch nie längere Zeit in Europa verbracht hat, hat er, anders als Dom Eusebio, nicht die engen Kontakte zur Heimat seiner Vorfahren im Bistum Trier. Diese waren übrigens evangelischen Glaubens und müssen in Brusque, einer der Hochburgen des Katholizismus in Südbrasilien, irgendwann ihren Glauben gewechselt haben.Wie sein Lehrer Dom Eusebio Scheid ist Murilo Krieger ein ausgezeichneter Prediger. Der Begründer der katholischen Jugendbewegung Shalom ist häufiger Gast im Fernsehsender Canção Nova. Am 25. März hat er sein neues Amt als Erzbischof von São Salvador im armen Nordosten Brasiliens und als Primas der brasilianischen Kirche angetreten. red

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