Brauneberg vermisst zwei Schrotflinten

Brauneberg · Bei einer Routinekontrolle fiel es auf: Zwei Schusswaffen der Gemeinde Brauneberg sind verschwunden. Die Flinten wurden in den 70ern eingesetzt, um Vögel aus den Weinbergen zu vertreiben. Die Kreisverwaltung wird nun bundesweit anhand der eingravierten Seriennummern nach den Gewehren fahnden.

 Mit Schrotflinten ist in den 70er Jahren auf Vogelschwärme geschossen worden. Zwei solcher Gewehre sind der Gemeinde Brauneberg abhanden gekommen. Foto: dpa

Mit Schrotflinten ist in den 70er Jahren auf Vogelschwärme geschossen worden. Zwei solcher Gewehre sind der Gemeinde Brauneberg abhanden gekommen. Foto: dpa

Brauneberg. Udo Schiffmann, Braunebergs Ortsbürgermeister, ist darauf bedacht, kein großes Aufheben um die zwei Flinten zu machen, die in seinem Dorf verschwunden sind. "Das ist nichts Bedrohliches", betont er mehrfach. Es handele sich um schwachkalibrige Waffen, wie sie in den 70ern üblich waren, um Vögel aus den Weinbergen zu verscheuchen.
Trotzdem hat Schiffmann eigenen Angaben zufolge zunächst geschluckt, als die Kreisverwaltung ihn informierte, dass die Gemeinde zwei Schrotflinten besäße. Zwei Waffen! Die Verwaltung hatte wohl die Waffenbesitzkarten kontrolliert und war dabei auf die Brauneberger Altbestände gestoßen. Schiffmann sagt: "In den 70ern war das üblich. Da gab es noch den Ortsschütz." Er erinnere sich noch an einen älteren Mann, der durch die Flure gewandert sei und Vogelschwärme weggeknallt habe. Doch die beiden Feldhüter, die diesen Dienst zuletzt in Brauneberg verrichteten, sind längst tot und können zu den Gewehren, die drei oder vier Jahre im Ort genutzt worden seien, nichts mehr sagen. Der eine sei vor mehr als 20 Jahren gestorben. Darum wurde überall nach den Waffen gesucht. Schiffmann: "Wir haben sämtliche Gemeindegebäude durchforstet. Ich habe die Jagdpächter gefragt und die älteren Ratsmitglieder. Doch die Flinten sind wohl verschwunden." Nach ihnen soll nun bundesweit gefahndet werden. Die Kreisverwaltung unterrichtet laut ihrem Sprecher Manuel Follmann zu diesem Zweck die Polizei.
Die Stare per Schrot abzuwehren, ist unterdessen nicht mehr erlaubt. Doch sind die Vögel weiter ein Problem in den Weinbergen. Schiffmann, der selber Winzer ist, sagt: "Wir haben zurzeit große Schwierigkeiten mit den gefiederten Freunden." Die kleinen Rieslingbeeren seien leicht zu picken für sie. Bei einer späten Lese wie in diesem Jahr würden die Vögel vermehrt die Weinberge anfliegen, weil das Futterangebot ansonsten knapp sei.
Auch heute wird noch versucht, die Tiere zu verjagen. Pyrotechnische Munition, sogenannte Knallpatronen, seien dafür im Einsatz, heißt es von der Kreisverwaltung. Schiffmann kann sich auch an Schreiapparate erinnern, die die Laute einer Katze nachgeahmt haben, die einst zum gleichen Zweck verwendet wurden.
Doch allen Methoden ist eines gemeinsam. Die Vögel gewöhnen sich daran. Schiffmann: "Als ich jung war, gab es überall die Knallapparate, die heute nur noch vereinzelt eingesetzt werden. Da haben wir immer beobachtet, wie die Vögel nach einem Knall kurz hochgeflogen sind und 20 Meter weiter wieder runterkamen." Auch Netze gegen die Vögel seien keine Lösung. Zu aufwendig, findet der Brauneberger Ortsbürgermeister.
Er glaubt, dass die Winzer, deren Weinberge immer größer würden, mittlerweile ein Stück weit akzeptiert hätten, dass sie mit einem gewissen Schwund leben müssten.
Doch droht neues Ungemach. "Die Wildschweine holen mittlerweile etwa genauso viele Trauben wie die Vögel", sagt Schiffmann. Der Unterschied: Auf die Schweine darf weiterhin geschossen werden, wenn auch nicht mit Schrotflinten.

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