Bremens höchster Berg steht in Erden

Erden · Das hätten die alten Römer wohl nicht gedacht: Ihre alten Kelteranlagen bei Erden fördern 2000 Jahre später das Zusammenleben der deutschen Regionen und auch der Gesellschaft, wie es Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen vorgestern ausdrückte. Zusammen mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer erntete er in Erden den Bremer Senatswein.

 Zwei Länderchefs bei der Traubenlese in Erden: Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen ernten den Bremer Senatswein. TV-Foto: Holger Teusch

Zwei Länderchefs bei der Traubenlese in Erden: Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen ernten den Bremer Senatswein. TV-Foto: Holger Teusch

Erden. Malu Dreyer muss lachen: "Ich fühle mich ein bisschen wie ein Gast bei den Bremern in ihrem Weinberg", sagt die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin. Die 52-Jährige erntet mit Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen und umringt von zahlreichen Fotografen einige der Riesling-Trauben, die rund um die römischen Kelteranlagen in der Lage Erdener Treppchen wachsen. "Ich bin um die tolle Erfahrung reicher, auf Bremens höchstem Berg gestanden und erlebt zu haben, welche Herausforderung die Traubenlese in einer solchen Steillage ist", erzählt der 64-jährige Böhrnsen.
Am Rand steht Stefan Justen und ist zufrieden: "Das dürfte wohl die einzige Weinlese zweier Ministerpräsidenten sein", freut sich der Vorsitzende des Fördervereins Römerkelter Erden. Als 1998 noch eine weitere, noch einmal 150 Jahre ältere römische Kelteranlage als die sechs Jahre zuvor entdeckte in den Weinbergen gefunden wurde, habe die Moselgemeinde vor einem Problem gestanden: Woher das Geld für die Konservierung nehmen?
Aus einem Gespräch zwischen Justen und Karl-Josef Krötz bei einer Weinpräsentation entwickelte sich dann aber eine Idee. Der aus Neef (Kreis Cochem-Zell) stammende Krötz ist Kellermeister beim Bremer Ratskeller, einem der ältesten und renommiertesten Weinkeller Deutschlands. "Was wir machen können, ist Wein vermarkten", habe Krötz erklärt, erinnert sich Justen. Also kaufte der Förderverein die Reben rund um die römischen Kelteranlagen und bewirtschaftet sie ehrenamtlich. Ein durch den Bremer Ratskeller garantierter fester Flaschenpreis sichert die Finanzierung der ältesten römischen Kelteranlagen nördlich der Alpen.
"Eigentlich war es ein aus der Not geborenes Engagement", sagt Justen. Das wird seit vergangenem Jahr noch weiter aufgewertet. Der 2012er Jahrgang ist offizieller Bremer Senatswein. Zum zweiten Mal helfen diesmal Mitarbeiter des Bremer Martinshof, einer bereits 90 Jahre alten Einrichtung für Menschen mit Behinderung, bei der Lese. "Ich hätte nicht gedacht, dass der Weinberg so steil ist, aber es macht Spaß", sagt der 21-jährige Andre Sarwatka. Der fertige Wein wird außer im Bremer Ratskeller wie andere der Senatsprodukte wie Kaffee, Tee oder Konfitüre in den Martinshof-Verkaufsstellen angeboten. Der Erlös fließt in die Behindertenarbeit.

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