Briefe, die die Seele berühren

Bei einer Lesung im Saal Morbach der Morbacher Baldenauhalle zeigten zwei Schauspieler des Literaturtheaters aus Badenweiler Szenen aus der Beziehung von Rainer Maria Rilke zu seiner Geliebten. Das außergewöhnliche Programm lockte 40 Zuschauer, die von der Aufführung tief ergriffen waren.

 Erst sucht Rainer Maria Rilke alias Martin Lunz mit seinen Briefen das Herz von Lou Andreas Salomé, später fragt er sie als seine Mentorin und Freundin um Rat. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Erst sucht Rainer Maria Rilke alias Martin Lunz mit seinen Briefen das Herz von Lou Andreas Salomé, später fragt er sie als seine Mentorin und Freundin um Rat. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Morbach. (cst) Zu den Klängen eines Klaviers erklingt eine Stimme aus dem Hintergrund. Leidenschaftlich zitiert Rainer Maria Rilke den Brief, den seine geliebte Lou Andreas Salomé auf der Bühne in der Hand hält. Bis er die Sehnsucht nicht mehr aushält und sie auf der Bühne in die Arme schließt.

Rückhaltlose Liebesgeständnisse



Rückhaltlos gesteht er der 15 Jahre älteren Frau seine Liebe. Die Zuschauer erfahren durch die Auswahl aus dem umfangreichen Briefwechsel von der Beziehung der beiden, die sie als etwas Wertvolles erleben. Sie begleiten Rilke und Salomé zu Reisen nach Russland, erfahren von einem gemeinsamen Winter in Wolfratshausen und nehmen aus den Briefen, abgeschickt aus halb Europa, Einblick in die sich auseinander entwickelnde Beziehung der beiden, die sich von einem Verhältnis aus "grenzenloser Liebe" in eine tiefe Freundschaft verwandelt.

So nimmt Rilke auf der Bühne seine Lou anfangs immer wieder in den Arm, bis sie distanziert wegschaut. Rilke sitzt jetzt allein an seinem Schreibtisch, Salomé zieht sich auf ihren Metallstuhl zurück. Sie beschreibt ihre Beziehung als ein verstimmtes Instrument und bleibt bei gemeinsamen Spaziergängen schweigsam. Der einsame Rilke, der es als "Lebensanfänger" schwer hat, fühlt sich nur noch als weggeworfener Stein auf einer Wiese, der langsam zerbröselt. Die freundschaftliche Verbundenheit zwischen den beiden und der Briefwechsel setzen sich jedoch fort bis zu Rilkes Tod im Jahr 1926.

Die beiden Personen werden dargestellt von den Schauspielern Petra Seitz und Martin Lunz vom Litera-Theater in Badenweiler. Das Theater will mit seinem Programm Schätze der Dichtkunst lebendig werden lassen.

Beim Morbacher Publikum ist ihnen dies offenbar gut gelungen. Der Morbacher Thomas Kadel war sehr ergriffen von der 80 Minuten langen Lesung. "Es ist spannend, das Leben eines bekannten Schriftstellers so mitzuerleben", sagt er. Beate Thacker aus Bischofsdhron hat es ebenfalls sehr gut gefallen, auf diese Weise einen Einblick in das Leben Rilkes zu erhalten: "Für mich war die Aufführung eine neue Erfahrung."

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