Briefmarken beim Blumenhändler

KRÖV/WITTLICH. In zahlreichen Orten soll es nach dem Willen der Deutschen Post AG bald keine selbstbetriebenen Filialen mehr geben, sondern nur noch einen Service in Geschäften. In Kröv eröffnet die Post eine Agentur in einem Blumengeschäft.

Oliver Wabnitz freut sich auf die Post: Am 10. Januar eröffnet in seinem Blumengeschäft in Kröv eine Postagentur - als Ersatz für die Postfiliale im Haus nebenan, die dann schließt. "Ich hab schon vor längerer Zeit Interesse signalisiert", erzählt Wabnitz. Ende Juli gab die Deutsche Post AG ihre Pläne bekannt, mehrere hundert Kleinstfilialen schließen zu wollen (der TV berichtete). "Wir sprechen nicht von Filialschließungen", sagte Postsprecher Alexander Böhm. "Das sind Umwandlungen." Wenige Tage nachdem Wabnitz in den Nachrichten von den Plänen der Post gehört hatte, nahm das Unternehmen die Verhandlungen mit dem Blumenhändler auf. Nach Kröv kommt eine so genannte Postagentur. Ein Geschäft übernimmt bei diesem Modell das komplette Angebot der Postfiliale, einschließlich der Postbank-Dienstleistungen. Um die Postkunden angemessen bedienen zu können, baut der Blumenhändler den hinteren Teil seines Geschäfts um. "Die Kunden werden sich umgewöhnen müssen, nicht mehr in die Post zu gehen, sondern in einen Blumenladen", sagt Wabnitz. "Es ist aber ein Vorteil für sie, schließlich habe ich acht Stunden am Tag geöffnet." Die Postfiliale in Kröv arbeitet derzeit nur halbtags. So einfach wie in Kröv ist der Wechsel von einer von der Post selbst betriebenen Filiale zur Service-Station in einem Geschäft nicht überall. In den Orten Landscheid, Salmrohr und Wittlich-Wengerohr sucht die Post bislang vergeblich nach Partnern. Trotzdem hat das Unternehmen konkrete Pläne. Postsprecher Heinz-Jürgen Thomeczek: "Unser Ziel ist, bis November jemand zu finden." Für die drei Ortschaften sind keine Postagenturen, sondern nur Postservice-Stationen geplant.Kunden profitieren von längeren Öffnungszeiten

Hierbei übernimmt ein Geschäft die Grundversorgung wie Briefmarken-Verkauf und Paketannahme, Postbank-Kunden werden aber nicht bedient. Während einer "Kernzeit" von einer Stunde pro Tag kümmert sich der Betreiber hauptsächlich um die Postkunden, während der restlichen Zeit müssen sie sich bei viel Betrieb hinten anstellen. Als Grund für die Filialschließungen nennt Thomeczek zu niedrige Umsätze der Filialen. "Die Kosten sind zu hoch", sagt er. "Wir müssen schwarze Zahlen schreiben." Als "nicht nur negativ" beurteilt Manfred Hower, Ortsbürgermeister von Salmtal, die Pläne der Post. "Grundsätzlich ist es immer schade, wenn Infrastruktur den Ort verlässt", sagt er. Andererseits habe ein Geschäft wesentlich länger geöffnet als derzeit die Postfiliale. Sollte sich kein Betreiber für die Service-Stationen finden, bleiben die von der Post selbst betriebenen Filialen weiter geöffnet. "Bis jetzt hat sich aber immer jemand gefunden", sagt Thomeczek. Die Deutsche Post AG ist verpflichtet, Gemeinden ab 2000 Einwohnern mit ihren Dienstleistungen zu versorgen. Allerdings: Ist die Einwohnerzahl zu niedrig und der Umsatz zu gering, schließt die Post auch Agenturen - so in Bollendorf und in Echternacherbrück.

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