Brot backen im selbstgebauten Backofen

Wittlich · Förderschüler von Maria Grünewald lernen durch eigenes Tun. Beim Bau eines Lehmbackofens machen sie nicht nur Erfahrungen mit dem Werkstoff, sondern dürfen sich auch freuen, bald ihr Brot selbst zu backen.

Wittlich. Patsch, patsch - auf der Wiese hinter einem der vielen Gebäude der Behinderteneinrichtung Maria Grünewald sitzen Jugendliche um einen großen Bottich mit einer nassen, ockerfarbenen, mit Stroh durchsetzen Masse. Sie nehmen eine große Handvoll von dem Schlamm und formen Kugeln daraus - Bausteine für einen Backofen aus Lehm, den die geistig beeinträchtigten Heranwachsenden mit ihren Betreuern bauen. Gefördert werde dabei die Fähigkeit zur Teamarbeit und die Ausdauer, erklärt Förderschulrektorin Sonja Rolf. Mit dem Lehmbauprojekt wird außerdem der Unterrichtsstoff der Mittelstufe zum Thema gesunde Ernährung vertieft. Mit dem selbstgebauten Backofen werden die Schülern auch backen.
Die Arbeit selbst ist ebenfalls Teil der Förderung. "Ich kann jeden Schüler da abholen, wo er steht und den Unterricht nach draußen bringen", erklärt Andrea Haertlmayr. Die Steigerung der Wahrnehmung liegt der Ergotherapeutin besonders am Herzen. Sie nennt ein Beispiel des Lernerfolgs: Beim Arbeiten mit Lehm lerne man, wie fest man etwas anpacken kann, ohne dass es zerfällt. "Damit haben unsere Schüler ja oft massive Probleme", erklärt Haertlmayr.
Der Unterteil des Backofens, gemauert aus Ziegeln und Lehmmörtel, ist bereits fertig. Bei der Backkammer hilft Walburga Spang mit, die im Hupperather Lehmdorf seit Jahren Erfahrung mit dem Baustoff sammelt.
Die Backkammer wird mit den zuvor geformten Kugeln ummauert. Um die noch feuchten Lehmkugeln schneller zur Backofenbaustelle zu transportieren, werfen die Jugendlichen sie sich zu. Und weil manche Kugel nicht da landet, wo sie soll, kommt auch der Spaß nicht zu kurz. teuExtra

 Mit ihren Betreuerinnen formen die Förderschüler Lehmkugeln für den Backofen. TV-Foto: Holger Teusch

Mit ihren Betreuerinnen formen die Förderschüler Lehmkugeln für den Backofen. TV-Foto: Holger Teusch

Lehm ist ein ganz alter Baustoff, wusstet Ihr das? Eigentlich sieht er wie Sand aus, wenn er trocken ist. Er kann auch rot oder gelb sein. Wenn er nass ist, lässt er sich formen. Um ihn zu testen, müsst ihr den Lehm feucht machen und eine Kugel rollen. Die lasst ihr fallen: Guter Lehm zerbröselt beim Aufschlag nicht. Bevor ihr loslegt, müsst ihr noch die Steine aus dem Lehm herausgesieben. Sonst trocknet die Lehmmasse nachher zu unterschiedlich aus und man bekommt Risse, die keiner will, oder? Ist der Lehm "fett", das heißt, enthält er viel Ton, mischt man Sand unter. Außerdem nimmt man faserigen Stoff, meist Stroh, als Stabilisator. Anschließend kommt so viel Wasser dazu, bis eine Masse wie Knete entsteht. Daraus kann man alles bauen: Ofen oder sogar Häuser! Achtung: Beim Trocknen schrumpft alles! Lehmbauten sind nicht so langlebig wie Bauten aus Stein, weil es bei uns halt viel regnet. Man braucht also unbedingt eine Überdachung. teu/sos

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