Bruchbude Kulturdenkmal

Osann-Monzel · Streit um ein Kulturdenkmal in Osann-Monzel: Weil das Gebäude baufällig ist, wollen die Eigentümer es abreißen lassen. Die Untere Denkmalschutzbehörde hat dies abgelehnt. Sie hält das Haus für sanierungsfähig.

Osann-Monzel. Verfaulte Tragbalken, ein undichtes Dach, schiefe Fußböden und wo man hinsieht Feuchtigkeit. "Das Haus zerfällt mehr und mehr", sagt Martin Volkmann. "Selbst mein Kegelclub aus Frechen, den ich mal eingeladen hatte, will nicht mehr herkommen." Dabei haben Volkmann und seine Frau Brigitte in ihr Anwesen in der Moselstraße in Osann-Monzel viel Arbeit und Geld gesteckt. Seit fast 40 Jahren gehört ihnen das sogenannte Trierer Einhaus, eine Kombination aus Wohngebäude und Scheune, wie es an der Mosel häufiger zu finden ist. Bis zum Herbst vergangenen Jahres wurde es noch als Pension betrieben. Heute ist es nur übergangsweise mal vermietet. Über all die Jahre hat Martin Volkmann das Haus größtenteils selbst renoviert. "Aber wir sind jetzt am Limit dessen, was machbar ist", sagt der 67-jährige Rentner.
Obwohl seine Frau dort geboren ist und Erinnerungen daran hängen, trifft das Ehepaar, das in Frechen wohnt, die Entscheidung, den Gebäudekomplex - das Trierer Einhaus wird zu beiden Seiten von zwei weiteren Häusern umschlossen, die ebenfalls den Volkmanns gehören - abzureißen, um ein neues Mehrfamilienhaus zu bauen. "Wir stellen uns mehrere Wohnungen für ältere Leute vor, die dann eine Art Wohngemeinschaft machen können. So ein kompletter Neubau sieht doch für das Dorf viel sauberer aus als diese Schrottdinger", sagt Volkmann. Dafür will er auch eine größere Summe an Geld in die Hand nehmen.Rat sagt Ja, Behörde sagt Nein


Dem Abriss der drei Häuser stimmt der Ortsgemeinderat auch zu, ein Bauvorbescheid wird im November 2012 erteilt. Dennoch ruht das Pojekt zurzeit. Gescheitert sind die Volkmanns bei der Unteren Denkmalschutzbehörde. Die hat den Abriss des Trier er Einhauses nicht genehmigt. Die Begründung: Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. Das Haus, das in seiner Kernsubstanz aus dem 18. Jahrhundert stammt, ist ausgerechnet auf Initiative von Brigitte Volkmann in den 1980er Jahren unter Denkmalschutz gestellt worden. Genau dieser Umstand hindert die Volkmanns nun daran, alle drei Gebäude abreißen zu lassen. Außerdem schreibt die Untere Denkmalschutzbehörde in einem Bescheid vom Februar 2013, es seien bei der Besichtigung überhaupt keine gravierenden Mängel am Gebäude festgestellt worden.
"Die Denkmalschutzbehörde hat sie nicht mehr alle", sagt Volkmann. Auch Peter Kort, der Architekt, den Volkmann zu Rate gezogen hat, erklärt: "Es ist unglaublich, was die Behörde da macht. Die wissen es einfach nicht besser." Volkmann erzählt: "Ein Statiker hat schon vor 20 Jahren gesagt, als er die Stützbalken mit der Hand abgeschälen konnte, ‚schließen Sie\'s besser ab und lassen sie keine Leute mehr rein\'." Im Februar dieses Jahres sei allein der Schaden im Speicher auf 40 000 Euro beziffert worden, aber seine Versicherung wolle dafür nicht mehr aufkommen. Auf Nachfrage bei der Kreisverwaltung heißt es, die Genehmigung zum Abbruch dürfe nur erteilt werden, "wenn Belange des Denkmalschutzes nicht entgegenstehen oder andere Erfordernisse des Gemeinwohls oder private Belange diejenigen des Denkmalschutzes überwiegen". Gegen die Ablehnung seines Antrags hat Volkmann nun Widerspruch eingelegt. So wirklich weiß er nicht, wie es weitergehen soll. Bei der Denkmalschutzbehörde habe man ihm nur gesagt: "Dann verkaufen Sie es doch."Meinung

Menschen vor Mauern
Mit Kulturdenkmälern ist das so eine Sache: Der Denkmalschutz will sie dauerhaft erhalten. Das ist eine gute und wichtige Sache. Der Denkmaleigentümer will manchmal etwas anderes, nämlich meist dann, wenn es teuer wird. Auch das ist verständlich. Eine finanzielle Belastung, sagt das Gesetz, sei nur im Rahmen des Zumutbaren zulässig. Aus Sicht der Volkmanns sind die Grenzen jetzt erreicht. Doch die Behörde bleibt hart. Dabei ist auch im Sinne der Dorfentwicklung Osann-Monzels der Neubau die sinnvollere Alternative. Dort könnten Menschen gemeinsam wohnen und sich in der Ortsgemeinde einbringen - und das ist immer besser als vor sich hin faulende Mauern, die eigentlich keinen interessieren. e.blaedel@volksfreund.de

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