Buchausleihe funktioniert bald in Sekundenschnelle

Wittlich · Die Wittlicher Stadtbücherei stellt als erste öffentliche Bibliothek in Rheinland-Pfalz ihr System um. Dazu werden 80 000 Bücher, DVDs und CDs mit Computerchips beklebt. Der Vorteil: Bei Ausleihe und Abgabe entfällt das zeitraubende Scannen jedes einzelnen Mediums.

Wittlich. In der Stadtbücherei wird derzeit hinter verschlossener Tür geklebt, was das Zeug hält. Der Grund: Alle 80 000 Medien, davon etwa 60 000 Bücher, erhalten einen Computerchip. Der Datenträger ist dabei kaum von einem unbedruckten Preisschild zu unterscheiden. Bis zur Wiedereröffnung der Bücherei am 18. Oktober wird ein Großteil geschafft sein. Allerdings sind 38 Prozent des Bestands noch ausgeliehen. Deshalb wird die komplette Umstellung noch bis Ende November dauern. Die Kosten belaufen sich auf 75 000 Euro.
Warum betreiben die Bibliotheksmitarbeiter einen derartigen Aufwand? Die Antwort: Das Ausleihsystem wird schneller und effizienter. Durch die Chips kann der Kunde acht bis zehn Bücher ausleihen, ohne dass jedes einzelne Medium wie bisher einzeln gescannt werden muss. Der Stapel gewünschter Bücher oder DVDs wird künftig auf eine bestimmte Stelle am Ausleihpult gelegt und der Bibliotheksausweis in ein Lesegerät geschoben. In Sekundenschnelle werden wie bei modernen Supermarktkassen alle Artikel per Radiofrequenzen eingelesen.
In der Stadtbibliothek muss nicht bezahlt werden. Die Bücher oder Datenträger werden im Ausleihe-Konto des Kunden verbucht. Alles kann sofort mitgenommen werden. Bezahlt werden muss nur, wenn die Medien zu spät zurückgegeben werden. Ebenso einfach funktioniert die Rückgabe. So spart der Leser Zeit, und die Erfassung der Ausleihen und Rückgaben bindet keine Mitarbeiter mehr. Für alle, die sich das Einlesen nicht alleine zutrauen, soll aber weiterhin ein Ansprechpartner da sein.
Die Neuerung geschehe jedoch nicht zu Rationalisierungszwecken, sagt die Leiterin der Stadtbücherei, Elke Scheid. Die frei werdenden Beschäftigten sollen "verstärkt in sozialer und interkultureller Arbeit eingesetzt werden". Laut Scheid handelt es sich um neue Angebote für Senioren, Vorträge und Sprachkurse. Das neue System soll zudem zu einer Art 24-Stunden-Service ausgebaut werden.
Folgendes Szenario ist dabei vorstellbar: Herr Müller bemerkt abends um 23 Uhr, dass er bis Mitternacht eigentlich noch drei Bücher und zwei DVDs zurückgeben muss, weil die Ausleihfrist endet. Die Bücherei hat dann natürlich geschlossen. Weil die Automaten aber auch nachts arbeiten, kann Herr Müller seine ausgeliehenen Artikel jederzeit in eine spezielle Box außen an der Bibliothek legen. Die Radiofrequenzen erfassen die Medien und über ein Fließband werden sie in das Innere transportiert. Wenn Herr Müller also bis 23.59 Uhr vor Ort war, hat er alles rechtzeitig zurückgegeben.
Aktuell scheitert die Umsetzung der 24-Stunden-Ausleihe noch an den technischen Gegebenheiten, weil ein Fließbandsystem in der Bücherei notwendig ist. Dieses soll, wenn das notwendige Geld genehmigt wird, schon kommendes Jahr eingebaut werden, sagt Elke Scheid.

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