Buckelspritze und "Bubbel"-Krug

Der Dhroner Paul Hardt hat sein Herz an alte Gerätschaften verloren. Er sammelt und poliert all das, was in Weinbau und Kellerei längst ausgedient hat.

Neumagen-Dhron. Seit er den Weinbau aufgegeben hat, kann der frühere Vollerwerbswinzer Paul Hardt fast noch weniger als zuvor über Langeweile klagen. Vor allem im früheren Kelterhaus hat der Neumagen-Dhroner reichlich zu tun. Allerdings gilt seine Sorge heute nicht mehr dem Wein, sondern allem, was zu dessen Erzeugung benötigt wird, oder genauer, benötigt wurde. Hardts Leidenschaft gilt nämlich dem Sammeln alter Gerätschaften aus Weinbau und Kellereibetrieb. Doch der 76-Jährige sammelt nicht nur, er bringt auch alles wieder in Schuss. So wetteifern an der Decke gleich mehrere auf Hochglanz polierte "Buckelspritzen" um Aufmerksamkeit. Selbst die "Botten", die Rückentragekörbe, sind allesamt fein säuberlich lackiert.Jederzeit einsatzbereit ist auch ein Weinfilter, ein Gerät zum Filtrieren und Füllen. Das Schweizer Fabrikat hat mindestens 40 Jahre auf dem Buckel, funktioniert aber immer noch. Gleich daneben bedient Hardt eine Kork- und eine Etikettiermaschine. Letztgenannte ist zwar mit einer kleinen Macke behaftet, gewährt aber dennoch Einblick in ihre Funktionsweise. Beim Rundgang ist der Rentner in seinem Element. Kaum ein Teil, zu dem ihm nicht eine Geschichte einfällt. Sei es die alte Balkenwaage oder ein Joch, das samt Kuhkopf an der Wand hängt. Mit Weinbau habe das zwar nichts zu tun. Doch er habe zeigen wollen, wofür so etwas gedacht war: "Die jungen Leute wissen ja nicht mehr, wie die Kühe angespannt wurden." Ähnliches dürfte für den "Bubbel"-Krug gelten, in dem Winzer Viez oder eben "Bubbel", eine Art alkoholhaltiges Zuckerwasser, mit in den Weinberg nahmen. Sehenswert ist aber auch das Gerät, mit dem Flacheisen für Holzfässer gebogen wurden. Mit einem Platz im Freien müssen sich hingegen die Kelteranlagen begnügen, die zusammen mit einem römischen Kelterstein die Weinbaugeschichte der Mosel repräsentieren.Bei aller Sammelleidenschaft pflegt Hardt aber kein kostspieliges Hobby. Vieles habe er von Bauern und Winzern erhalten, die die Teile dem Schrotthändler hatten mitgeben wollen. Einiges habe er schon mal auf dem Flohmarkt erstanden. Besucher, die sich für seine Sammlung interessieren, sind in seinem Kelterhaus in Dhron willkommen.

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