Bürger kritisieren Baugebietserweiterung

Über die mögliche Erweiterung des Hupperather Neubaugebiets am Ortsrand Richtung Minderlittgen wird heftig diskutiert. Unter anderem lehnen Anwohner das Projekt ab. Sie wollen, dass Baulücken im Ortskern geschlossen werden und die Gemeinde auf bald leerstehende Häuser achtet, bevor sie neue Bauplätze plant.

 Erst im Dezember hat sich der Hupperather Gemeinderat wieder dafür ausgesprochen, das Lehmdorf nicht an einen anderen Ort zu verlegen. Die SPD würde auf dem Gelände gerne zwei Bauplätze einrichten. TV-Foto: Klaus Kimmling

Erst im Dezember hat sich der Hupperather Gemeinderat wieder dafür ausgesprochen, das Lehmdorf nicht an einen anderen Ort zu verlegen. Die SPD würde auf dem Gelände gerne zwei Bauplätze einrichten. TV-Foto: Klaus Kimmling

Hupperath. Im rund 600 Einwohner zählenden Hupperath läuft es wie in Platten (der TV berichtete) und vielen anderen Orten der Verbandsgemeinde Wittlich-Land: Theoretisch gibt es jede Menge Bauplätze, aber praktisch kann die Gemeinde keine anbieten, weil die freien Flächen Privatleuten gehören und die meisten von ihnen nicht verkaufen wollen. Ortsbürgermeister Werner Dresen schätzt die privaten Bauplätze in den beiden Neubaugebieten des Orts auf knapp unter 20.



Das Projekt


Als Ausweg aus diesem Dilemma überlegt die Gemeinde, das Baugebiet "Auf Scharlatz" Richtung Minderlittgen zu erweitern. 16 Häuser könnten dort auf gemeindeeignem Grund entstehen. Zunächst soll das Gelände laut Dresen jedoch für wenige, maximal acht Gebäude erschlossen werden. Dresen plant, das Thema für die kommende Sitzung im März oder April auf die Tagesordnung zu nehmen. Doch die Erweiterung stößt auf Kritik.



Die Kritiker

Die SPD-Fraktion und 16 Anlieger der zum Erweiterungsgebiet benachbarten Feldstraße fordern stattdessen "Innenentwicklung vor Außenentwicklung". Die Sozialdemokraten befürchten das "Ausbluten des Ortskerns". Fraktionsvorsitzender Juppi Hauth fordert eine Bestandsanalyse des Dorfkerns, die seiner Meinung nach zeigen würde, dass viele Häuser in wenigen Jahren leerstehen würden.

Hauth glaubt, dass sich Hupperath mit der Investition in ein neues Baugebiet zulasten der nachfolgenden Generationen verschulden müsste. Der Kommunalpolitiker schlägt Alternativen vor.

Er hält trotz dreier negativer Ratsbeschlüsse dazu am Gelände des Lehmdorfs im Baugebiet "Auf Scharlatz" fest, das - so glaubt er - zwei Baustellen ergeben würde. Auch im Gebiet "In der Dell" sieht er die Möglichkeit, bis zu sechs Häuser zu bauen.

Thomas Reuland, Anwohner der Feldstraße direkt neben dem geplanten Erweiterungsgelände, hat in seiner Straße 16 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt, eine davon bei Hauth. Reuland hält die Erweiterung für einen optisch störenden Wurmfortsatz und das Gelände für ungeeignet. Es sei nass und falle stark nach Norden ab, so dass das Abwasser zum Teil vom Keller hochgepumpt werden müsste. Reuland fühlt sich von der Verwaltung getäuscht. Viele Anwohner hätten ihr Grundstück vor mehr als 30 Jahren unter der Maßgabe gekauft, dass die Aussicht Richtung Minderlittgen nicht verbaut würde.



Der Ortsbürgermeister

Ortsbürgermeister Dresen teilt die Bedenken nicht. "Ich sehe keine Alternativen zur Erweiterung des Baugebiets", sagt er. Das Lehmdorfgelände hält er von der Größe her für ungeeignet. Zudem glaubt er, dass das Lehmdorf, seit sieben Jahren eine Attraktion für viele Kinder, bei einer Umsiedlung sterben würde. Die Ratsmehrheit und die beiden Vereine, die das Lehmdorf organisieren, lehnen die Verlegung ebenfalls strikt ab.

Gegen das Gelände "In der Dell" spreche, dass es nicht der Gemeinde gehöre und nass sei. Die Nässe in der Erweiterung von "Auf Scharlatz" sei hingegen beherrschbar, nur wenige Gebäude dort hätten ein Kanalproblem. Und die Innenentwicklung? Der Ortschef sieht zwar noch die ein oder andere Baulücke im Ort, aber keine schönen Bauplätze mehr. Immer wieder fragten junge Familien bei ihm nach Bauland und die wollten nicht in alte Häuser ziehen, sagt er.

Dresen glaubt auch nicht, dass die sechs Kilometer von Wittlich entfernte Gemeinde sich groß verschulden müsste, weil sie zunächst auf den Bauplätzen sitzenbleiben würde. "Hupperath ist nicht Großlittgen", sagt er. In Großlittgen wurden 39 Bauplätze eingerichtet, deren Verkauf sehr schleppend angelaufen ist.



Die VG-Verwaltung

Anton Hauprich von der VG-Verwaltung Wittlich-Land verweist darauf, dass die Erweiterung des Baugebiets bereits 2004 im Rahmen des neuen Flächennutzungsplans als Möglichkeit eingeplant wurde und dies auch öffentlich ausgelegt war. Werde nun tatsächlich ein Bebauungsplan aufgestellt, müsse der Bedarf an Bauplätzen ermittelt werden. Einwohner könnten dann Bedenken vorbringen.



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