Bürger wehren sich gegen "Hundefriedhof"

In Monzelfeld entscheiden sich immer mehr Angehörige, ihre Verstorbenen in einem Rasengrab zu bestatten. Allerdings wird auch Kritik laut an der Gestaltung der Grabstätten.

 Noch kann man die künftige Struktur der Rasengräberfläche nur erahnen. Die Grabstellen werden sich in immer kleiner werdenden Halbkreisen zur Leichenhalle gruppieren. TV-Foto: Ursula Schmieder

Noch kann man die künftige Struktur der Rasengräberfläche nur erahnen. Die Grabstellen werden sich in immer kleiner werdenden Halbkreisen zur Leichenhalle gruppieren. TV-Foto: Ursula Schmieder

Monzelfeld. Wer sich nicht erkundigt hat, läuft erst einmal an den Rasengräbern vorbei. Die seit Ende 2006 auf dem Monzelfelder Friedhof dafür ausgewiesene Fläche befindet sich gleich am Eingang gegenüber der Leichenhalle. Seit die ersten Namensplatten eingelassen wurden, zeichnet sich aber bereits die künftige Struktur der Fläche ab. In immer kleiner werdenden Halbkreisen werden sich die Grabstätten um die Leichenhalle gruppieren. Allerdings fehlt es momentan an einer gliedernden Bepflanzung oder an Wegen, die die Besucher zu den Gräbern leiten.

Monzelfelder gründen Interessengemeinschaft



Einigen Monzelfeldern bereitet das heutige Erscheinungsbild derart Kummer, dass sich eine "Interessengemeinschaft Friedhof-Wiesengräber" begründet hat. Diese hat die Gemeinde Anfang Juli schriftlich um Abhilfe gebeten. Denn die Gedenkstätte sollte einen "würdevollen Anblick" bieten. "Der Zustand der Wiesengräber stößt bei vielen Betroffenen auf Missbilligung", heißt es in dem von 21 Monzelfeldern unterschriebenen Brief. Es seien sogar schon "Vergleiche mit einem Hundefriedhof in Saarbrücken gezogen" worden. Als Alternative wird in dem Schreiben angeregt, die Platten schräg auf einen Sockel zu platzieren oder Gedenksteine zu erlauben. Die jetzige Variante berge zwar Vorteile wie den der Rasenpflege. Doch sollte das nicht das alleinige Argument sein. Zumal es schon vorgekommen sei, wie eine Unterzeichnerin bedauert, dass bei Beerdigungen Trauergäste unwissentlich über die Gräber gegangen seien.

Nun ist die Gemeinde zu dem Schluss gekommen, es vorerst bei der jetzigen Gestaltung zu belassen. Der Rat legt zwar Wert auf die Feststellung, dass er die Sorgen und Nöte der Bürger ernst nimmt. Doch zum jetzigen Zeitpunkt sei keine objektive Beurteilung der Optik möglich, heißt es in einem von Ortsbürgermeister Engelbert Lausberg unterzeichneten Rundschreiben. Der Sachstand soll daher zu einem späteren Zeitpunkt erneut analysiert und im Bedarfsfall diskutiert werden. Das Aufstellen von Grabtafeln wird allerdings "als nicht praktikabel angesehen", da dann keine Pflege mit dem Mäher mehr möglich wäre. Den "ziemlich unangemessenen" Vergleich mit dem Hundefriedhof weisen die Ratsmitglieder zurück. Losgelöst vom Schreiben der Gemeinde wird Ratsmitglied Achim Degen das Gespräch mit den Unterzeichnern suchen: "Ich werde mit jedem Einzelnen sprechen und Vorschläge aufnehmen." Die Mehrheit der Bürger scheint mit der Rasengrabfläche kein Problem zu haben. Denn ungeachtet der Kritik sind in jüngster Zeit 18 Rasengräber hinzugekommen - aber in der gleichen Zeit nur sieben herkömmliche Reihengräber. Bei der Gemeinde Wintrich ist das alles kein Problem. Sie ist Vorreiter in Sachen Rasengrabstellen. Auf dem Friedhof der Gemeinde, die vor fünf Jahren als erste in der Verbandsgemeinde Rasengrabstellen angelegt hat, gehören diese längst zum gewohnten Bild. Allerdings hat es dort auch immer wieder kleinere Änderungen gegeben, wie Ortsbürgermeister Dirk Kessler berichtet. So sind mittlerweile entlang der mit in den Boden eingelassenen Platten ausgestatteten Grabstätten Schotterrasen-Pfade angelegt: "Damit man unterhalb der Gräber langgehen kann", erklärt Kessler. Die alternative Oberflächenbefestigung, die mit Gräsern und Kräutern begrünt, eine natürliche Versickerung erlaubt, findet ansonsten eher für Parkflächen Verwendung. Auf dem Wintricher Friedhof sorgt dies für klare Verhältnisse. Vor allem bei Beerdigungen, wenn die Wege zusätzlich mit dicken Gummi-Bautenmatten ausgelegt werden, so dass Keiner mehr versehentlich über eine der Rasengrabstätten gehen kann.

Meinung

Jeder Wandel braucht Zeit

Noch vor 20 Jahren kam für die Menschen auf dem Land eine Urnenbestattung ihrer Angehörigen nicht infrage. Inzwischen verfügen die Friedhöfe vieler Gemeinden über Urnenfelder und/oder Rasengräber. Damit entsprechen sie den Wünschen vieler ihrer Bürger, denn viele Kinder wohnen weit entfernt von ihren Eltern. Wer soll und kann das Grab dann pflegen? Das Beispiel Monzelfeld zeigt, dass es sich beim Thema Bestattung um eine stark emotionale Angelegenheit handelt. Das dortige Rasengrabfeld allerdings mit einem Hundefriedhof zu vergleichen, ist absurd und völlig unangemessen. In Monzelfeld gibt es beide Alternativen: herkömmliche Reihengräber und Rasengräber. Letztere wurden angelegt, weil sie kaum gepflegt werden müssen. Ist das Rasenfeld einmal komplett fertig, wird die Kritik sicher verstummen. Änderungen in der Grabkultur brauchen eine lange Zeit, bis sie allgemein akzeptiert sind. w.simon@volksfreund.deHintergrund Rasengräber: Immer mehr Kommunen der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues entscheiden sich dafür, eigene Flächen für Rasengrabstellen auszuweisen. Nachdem Wintrich die Vorreiterrolle übernommen hat, gibt es aktuell in insgesamt sieben Dörfern bereits solche Flächen auf den Friedhöfen. Und zwar neben Wintrich in Burgen, Gornhausen, Longkamp/ Kommen, Monzelfeld und Veldenz. Drei weitere Kommunen werden wohl in absehbarer Zeit nachrücken: Die Gemeinderäte Kleinich und Lieser fassen demnächst in dieser Angelegenheit Beschlüsse, die Stadt Bernkastel-Kues steigt in Kürze in die Planung ein. (urs)

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