Gedenken Sozialpolitiker und Kirchenmann: Merscheider ehren Sohn des Ortes

Merscheid · Das Hunsrückdorf  widmet dem Mitglied der ersten deutschen Nationalversammlung Friedrich Thinnes einen Dorfplatz.

(hpl) Vor drei Jahren feierte Merscheid sein 800-jähriges Bestehen. Damals nahm die Geschichte eines Merscheiders einen wichtigen Platz in der Ausstellung im Rahmen der Feier ein, der bis dahin weniger bekannt, aber historisch doch bedeutend war: Friedrich Thinnes. Am Sonntag, 26. August, werden die Merscheider ihm zu Ehren einen Platz benennen und am Nachmittag ihre Dorfchronik präsentieren. Gegen 14 Uhr findet ein Gottesdienst am Platz statt, anschließend gibt es Kaffee und Kuchen im Bürgerhaus Merscheid. Was macht nun Friedrich Thinnes so bedeutsam? Thinnes wurde am 25. Januar 1790 als neuntes von zwölf Kindern geboren. Aber Thinnes hielt es nicht lange in Merscheid, das damals zum Kurfürstentum Trier gehörte. Er wurde 1815 zum Priester geweiht und war Pfarrer in Kusel und in Blieskastel tätig. Dann folgte eine für diese Zeit steile Karriere. König Ludwig I. von Bayern ernannte ihn 1829 zum Domkapitular von Speyer, 1850 wurde er Domprobst in Würzburg. Aber Thinnes engagierte sich nicht nur spirituell, sondern auch politisch. Er war Mitglied der ersten deutschen Nationalversammlung, die die erste deutsche Verfassung 1848/49 verabschiedete.

In seinen Reden bezog er häufig Position zu sozial- und wirtschaftspolitischen Themen. 1860 kam er wieder für eine längere Zeit zur Erholung nach Merscheid zurück. Nachdem er wieder nach Würzburg zurückgekehrt war, starb er am 15. Oktober 1860. Thinnes stammte aus einfachen Verhältnissen und setzte sich oft für den sozialen Ausgleich ein. Beispielhaft dafür ist seine klare Ablehnung einer 1825 vorgeschlagenen Uniform für Dienstboten, die er als eine moderne Form der Brandmarkung von Sklaven einstufte.

Er setzte sich für die Interessen des Rheinkreises und die Beibehaltung der dort unter französischer Regierung eingeführten fortschrittlichen Verwaltungsstrukturen, wie etwa die Einrichtung von Landräten ein, die den heutigen Kreistagen entsprechen.

In religiöser Hinsicht vertrat er die Interessen der katholischen Kirche und des Klerus, als dessen Vertreter er in die Abgeordnetenkammer entsandt worden war.

Wie im bayerischen Landtag vertrat er auch in der Paulskirche einen liberalen, konfessionell gemäßigten Standpunkt.

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