Bürger wollen selbst entscheiden

Neunkirchen · Einwohner von Neunkirchen wenden sich mit Unterschriftenliste an Bürgermeister Richard Pestemer. Sie setzen sich für eine Info-Veranstaltung ein. Ob Neunkirchen tatsächlich selbstständig bleiben soll, ist nun ungewiss.

 Ein kleines Dorf am Rand der Verbandgemeinde Thalfang: Neunkirchen. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Ein kleines Dorf am Rand der Verbandgemeinde Thalfang: Neunkirchen. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Neunkirchen Anne und Ernst Schlags leben weitab vom Dorf Neunkirchen in der Schmelzmühle, einem idyllisch gelegenen Anwesen an der kleinen Dhron inmitten einer Auenlandschaft, die von dichtem Waldbestand begrenzt ist. "Hinter der kleinen Dhron fängt schon der Landkreis Trier-Saarburg an," sagt Ernst Schlags und deutet auf den plätschernden Bach. Man könnte meinen, dass in dieser Abgeschiedenheit, so nah an der Grenze des Landkreises und der Verbandsgemeinde Hermeskeil, das Thema Kommunalreform keine besonders große Rolle mehr spielt. Immerhin hat der Gemeinderat von Neunkirchen bereits 2012, gestützt auf einen Bürgerentscheid, den Grundsatzbeschluss gefasst, sich Richtung Hermeskeil zu orientieren.
Indes: Die Zeiten ändern sich; und ein paar Jahre sind ins Land gegangen. "Die Neunkirchener Bürger wollen informiert werden. Die wollen jetzt mal Kante", sagt Anne Schlags und präsentiert eine Liste mit 66 Unterschriften von Neunkirchener Bürgern, die sie dem Ortsbürgermeister Richard Pestemer am Freitagabend überreicht hat. "Wir, die Unterzeichner, fordern eine Bürgerbefragung in der Ortsgemeinde Neunkirchen in Sachen Kommunal- und Verwaltungsreform zum Thema Wechsel in die Verbandsgemeinde Hermeskeil oder Bildung einer neuen verbandsfreien Gemeinde mit Morbach" ist da zu lesen. Dabei wird darauf verwiesen, dass sich inzwischen mehrere Thalfanger Gemeinden für eine Partnerschaft mit Morbach ausgesprochen hätten. Zudem ginge es um die Frage, wo die Kinder zukünftig Kindergarten und Schule besuchen sollen. "Wenn wir nach Hermeskeil kommen, müssen die Kinder womöglich den weiten Weg nach Beuren in Kauf nehmen", sagt Anne Schlags.
Es gebe eben viele Leute im Dorf, denen jene Selbstständigkeit, die Ortsbürgermeister Richard Pestemer immer wieder in den Gremien beteuert hat, nicht so wichtig sei. Es habe eine große Anteilnahme in der Bevölkerung gegeben, innerhalb weniger Tage habe sie die Unterschriften von über der Hälfte der 128 Wahlberechtigten in Neunkirchen für ihre Petition gesammelt.
Am Abend treffen sich Anne Schlags, Berthold Jung vom Neunkirchener Gemeinderat und Vera Höfner vom Verbandsgemeinderat mit dem Bürgermeister. "Ich setze mich für Basisdemokratie ein und ich akzeptiere das Schreiben. Ich bin aber nicht vorher angesprochen worden. Der Bürger hat auch eine gewisse Bringschuld, sich in den Gemeinderatssitzungen zu informieren", sagt Pestemer. Seit 2012 stehe die Position von Neunkirchen fest, die Selbstständigkeit nicht aufzugeben. Dennoch bleibe er gesprächsbereit.
Berthold Jung verweist darauf, dass am 10. April die nächste Ortsgemeinderatsitzung sei. Dann könne man das Thema nochmals besprechen. Auch Pestemer betont: "Das Thema greifen wir selbstverständlich auf. Es soll eine Bürgerinformation erfolgen."
Anne Schlags setzt nach und fragt, ob eine Info-Veranstaltung möglich sei, zu der die beiden Bürgermeister Michael Hülpes (Verbandsgemeinde Hermeskeil) und Andreas Hackethal (Einheitgemeinde Morbach) eingeladen werden könnten. Berthold Jung: "Wir werden versuchen, das durchzuführen. Das wird wohl einige Zeit Vorlauf brauchen, damit die beiden Bürgermeister einen gemeinsamen Termin finden können." Pestemer ergänzt, dass man eine solche Veranstaltung gegebenenfalls mit dem Nachbarort Talling anbieten könne. Es sei auch klar, dass man die Frage des Grundschulbesuchs klären müsse.
Vera Höfner vom Verbandgemeinderat fügt hinzu: "Wenn so viele Unterschriften so rasch zusammenkommen, dann zeigt das, dass es in Neunkirchen ein großes Informationsdefizit gibt."
FAKTENCHECK NEUNKIRCHEN


Extra

Neunkirchen ist eine ländliche Wohngemeinde und liegt westlich von Thalfang in einer Höhe von 400 Meter. Um 1800 kam der Ort durch die französische Revolution unter französische Herrschaft und gehörte zur Mairie Talling. 1814 wurde er dem Königreich Preußen zugeordnet. Seit 1947 ist er Teil des damals neu gegründeten Landes Rheinland-Pfalz. Neunkirchen hat 154 Einwohner, eine Fläche von 3,16 Quadratkilometern und eine Bevölkerungsdichte von 49 Einwohnern pro Quadratkilometer. Die Gemeinde verfügt über einen umfangreichen Waldbestand und eine Jagd. Ende April 2017 wird das derzeitige Pachtverhältnis auslaufen. Dann soll die Jagd in Eigenregie erfolgen, in Zusammenarbeit mit der Firma Pro Jagdkonzept (der TV berichtete am 23. September 2016).

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