Bürgerbeteiligung in Wittlich-Wegenrohr: Ein Dorf zwischen "Idyll und Verfall"

Wittlich-Wengerohr · 2850 Bürger leben im größten Stadtteil Wittlichs, davon 155 im Altdorf. Dessen Zukunft steht zur Debatte.

Bürgerbeteiligung in Wittlich-Wegenrohr: Ein Dorf zwischen "Idyll und Verfall"
Foto: Christina Bents

Im Wengerohrer Jugend- und Bürgerhaus ist es voll. 70 Anwohner sitzen vor Luftbildern und Karten ihres Ortes, zeigen auf Straßen oder Gebäude, sprechen gemeinsam über Probleme, die sie sehen, und notieren Stichworte auf Karteikarten. Vertreter der Verwaltung und Bürgermeister Joachim Rodenkirch stehen für Fragen zur Verfügung, diskutierten mit.

Bei der Informationsveranstaltung zum Thema Altdorf Wengerohr sind die Bürger gefordert, selbst zu überlegen, was man erhalten oder ändern müsste, damit es in seiner Struktur erhalten bleibt. "Es wäre schade, wenn das Altdorf Wengerohr zu einem Anhängsel des Industriestandorts werden würde, umgeben von Mietskasernen", das sagt Alfred Thedard, Mitglied des Ortsbeirats, der die Initiative für die Veranstaltung bei der Stadt gegeben hat.

Den Bewohnern des Altdorfs sind drei Themen wichtig. Zum einen möchten sie keine massiven Wohnblocks auf den großen noch unbebauten Grundstücken. Dann wünschen sich Anwohner der Bernkasteler Straße, dass bauliche verkehrsberuhigende Maßnahmen kommen, beispielsweise Verkehrsinseln, wenn die Straße von einer Bundes- in eine Gemeindestraße umgewidmet wird.

Die Erschließung einiger sehr enger, nicht geteerter Straßen ist auch ein Wunsch und die Ver- und Entsorgung sollte sich verbessern. Dazu Rainer Stöckicht, Büroleiter der Stadtverwaltung: "Die Leitungen gehen zum Teil unter anderen Gebäuden durch. Man kommt kaum an sie heran, wenn etwas zu reparieren wäre. Man könnte hier mit den Fachleuten der Verwaltung überlegen, wie man das lösen könnte."

Die Stadt selbst sieht bei den 40 Nebengebäuden in Ort einen Ansatzpunkt zur Weiterentwicklung. Dort könnte eine Umnutzung in Wohnraum stattfinden. "Den Leuten ist vielleicht gar nicht bewusst, dass sie hier viele Möglichkeiten zur Gestaltung haben", erklärt Rainer Stöckicht. Stadtplaner Thomas Eldagsen fasst seine Sicht so zusammen: "Man kann sagen, das Altdorf Wengerohr ist momentan ein Dorf zwischen Idyll und Verfall". Das begründet er mit vielen Gegensätzen, die er mit Bildern und Karten aufzeigt. Man kann dicht besiedelte und unbebaute Flächen sehen, einige wenige Eigentümer besitzen große Flächen. Es gibt Gebäude, die stilvoll saniert sind, aber auch Bauten, die kurz vor dem Verfall stehen.

Statistische Daten trägt er ebenfalls vor. Er erklärt, dass das Altdorf ein Gebiet von rund 6,2 Hektar umfasst. Es ist durch die B50 und die Bernkasteler Straße räumlich getrennt. Aktuell leben dort 155 Personen, in 54 Wohnhäusern, bei einer Gesamteinwohnerzahl von 2851 in Wengerohr. Siedlungsansätze sind im Bereich der St. Johanniskapelle, die wie ein weiteres Gebäude, unter Denkmalschutz steht. Eine hohe Identifikation mit den Häusern sei vorhanden, weil sie meist von den Eigentümern selbst genutzt werden. SO GEHT ES WEITER Die Stadtverwaltung wird die Ergebnisse dem Ortsbeirat vorstellen und mit ihm nach Lösungen suchen. "Wir wollen die Ergebnisse sehr offen kommunizieren, entweder durch das Mitteilungsblatt oder eine weitere Versammlung", so Rainer Stöckicht, Stadtverwaltung: "Es ist wichtig, dass die Altdorf-Eigentümer zusammenstehen, da ist jeder gefordert, damit das Altdorf sich weiterentwickelt ohne seinen Charakter zu verlieren."

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