Bürgerinitiative sieht Nationalpark als Chance

Birkenfeld · Soll im westlichen Hunsrück ein Nationalpark entstehen? Zu dieser Frage haben Dr. Ulrich Sommer, der frühere Leiter des Forstamts Birkenfeld, und Irene Kämpf-Konrad aus Idar-Oberstein jetzt eine Bürgerinitiative ins Leben gerufen.

Birkenfeld. "Ich lebe hier, und mir tut es weh, wenn ich sehe, wie alles immer mehr den Bach runtergeht. Ein Nationalpark wäre zumindest eine Perspektive. Welche Alternative haben wir denn?", begründet Dr. UlrichSommer sein Engagement. "Das ist eine Chance, die wir nicht ungenutzt lassen sollten", bekräftigt Irene Kämpf-Konrad, die ebenfalls schon länger die Frage bewegt, wie es mit der Region weitergehen soll.
Sie hat bereits damit begonnen, Unterschriftenlisten zu verteilen. Die Unterzeichner bekunden zunächst einmal nur ihr Interesse an dem Vorhaben. Zugleich unterstützen sie aber auch die Forderung, "dass von den politisch Verantwortlichen endlich alle Fakten auf den Tisch gelegt werden und die Bürger an der Entscheidung angemessen beteiligt werden". Ulrich Sommer hat sich bereits sehr detaillierte Gedanken über den Nationalpark gemacht - bis hin zu dem Ansatz, die zukünftig leer stehende Heinrich-Hertz-Kaserne in Birkenfeld einzubinden.
Abgrenzung des Nationalparks: Im Süden könnte nach Sommers Vorstellung der Waldrand von Rinzenberg, Abentheuer und Achtelsbach die Grenze bilden, im Westen das Saarland, Neuhütten und die Retzenhöhe, im Osten die B 269 zwischen Birkenfeld und Morbach und im Norden die Straße Idarbrücke bis Thalfang, die B 327 bis zur Abzweigung Damflos und dann die Landesstraße bis Züsch. "Auch bei Aussparung des großen Gemeindewaldes Malborn sind dies deutlich mehr als 10 000 Hektar reiner Staatswald", betont Sommer. Dies ermögliche die Ausweisung breiter Randzonen, in denen - Stichwort Brennholz - eine begrenzte Bewirtschaftung möglich ist.
Waldstruktur und Besitzverhältnisse: Zwei Drittel sind Laubwald, wobei Buchen dominieren. Es gibt circa 1000 Hektar großflächige Bestände mit einem Alter von 120 bis 200 Jahren und erheblichem Anteil an Totholz. Die Fichten, die meisten davon mehr als 50 Jahre alt, stehen auf Bruchstandorten. Sie können nach Einschätzung des Fachmannes abgeerntet und rückgebaut werden. Mindestens 95 Prozent der Fläche sind Staatswald. Im Kreis Birkenfeld liegen 4000 bis 4500 Hektar des möglichen Nationalparks. Das entspricht zehn Prozent der Waldfläche im Kreis. In dem gesamten Gebiet wohnen in Muhl und Börfink mit Tranenweier nur rund 330 Menschen.
Einschränkungen: Bei einem Nadelholzanteil von maximal 2500 Hektar gehen den Sägewerken laut Sommer circa 13 000 Festmeter jährlich verloren. Durch die Abholzung der Fichten auf ehemaligen Bruchflächen könnten dem Holzmarkt für eine Übergangszeit von zehn Jahren etwa 500 000 Festmeter zur Verfügung gestellt werden. Auch jetzt schon werde der überwiegende Teil des Laubindustrieholzes ins benachbarte Ausland (Luxemburg und Belgien) verkauft.
Weil es sich um Staatswald handelt, gebe es keine Einschränkungen für die privaten und gemeinschaftlichen Jagdbezirke. "Es ist im Gegenteil eine qualitative Aufwertung zu erwarten, die sogar zu höheren Pachterlösen führen könnte", meint Sommer. Im Nationalpark sind Windräder tabu. Auch da gilt: Weil es sich um Staatswald handelt, gibt es auch keine Beeinträchtigung für die zurzeit diskutierten Standorte auf Gemeinde- oder Privatgrundstücken.
Natur: Das gesamte Gebiet ist von der Wildkatze besiedelt. Zudem sind Brutvorkommen von Schwarzstorch, Fischadler und Kolkrabe nachgewiesen. Zahlreiche intakte Hangbrücher stehen unter Schutz. In den Hochlagen sind interessante Felsformationen zu finden. Als Beispiele nennt Sommer Ruppelstein, Vorkastell und Beilfels. Mailadresse der Initiative lautet: nationalparkhochwald@t-online.de

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