Bürgermeister Dellwo begrüßt Nationalpark

Morbach/Thalfang · Thalfangs Bürgermeister Hans-Dieter Dellwo steht einem Nationalpark im Hunsrück nach ersten Gesprächen mit dem Ministerium positiv gegenüber. Die Gemeinde Morbach will vor einer Diskussion eine öffentliche Info-Veranstaltung mit dem Land organisieren. Säge- und Holzindustrie lehnen die Idee ab.

Morbach/Thalfang. Die grüne Umweltministerin Ulrike Höfken will das Land noch grüner machen und einen Nationalpark einrichten. Vier mögliche Standorte kommen infrage. Das Gebiet Hochwald/Idarwald, das Teile der Gemeinden Morbach, Thalfang und Bernkastel-Kues umfasst, ist eines davon. Die übrigen sind Pfälzer Wald, Soonwald und Saargau-Hochwald.
Diskussion vor Ort erwünscht


Ursprünglich hieß es, das Ministerium wolle bis 2013 eine Entscheidung für eine der Regionen fällen. Ministeriumssprecherin Heike Spannagel stellt jedoch klar: "Wir wollen uns nicht unter Zeitdruck setzen lassen." Das Thema solle vor Ort diskutiert werden, das Ministerium entscheide mit den betroffenen Regionen.
Auf die Bitte des Ministeriums nach ersten Interessenbekundungen haben die Hunsrücker reagiert. In der VG Thalfang hat die Verwaltungsspitze vergangene Woche bereits mit einem Ministeriumsvertreter gesprochen. Bürgermeister Hans-Dieter Dellwo sagt: "Wir stehen einem Nationalpark grundsätzlich positiv gegenüber." Chancen und Risiken müssten allerdings noch genauer abgewogen und mit den Gremien diskutiert werden.
Chancen sieht Dellwo im Tourismus, insbesondere zusammen mit der Natur- und Umweltbildungsstätte Hunsrückhaus am Erbeskopf. Und die Risiken? Dellwo betont, dass die Arbeitsplätze in der Holzwirtschaft erhalten bleiben müssten. "Da braucht man Lösungen", sagt er, lässt allerdings offen, wie diese aussehen könnten. Fakt ist: Der Kernbereich eines Nationalparks, also 75 Prozent der angedachten 8000 bis 10 000 Hektar, darf nicht bewirtschaftet werden.
Keinen Gegensatz sieht Dellwo bei den Themen Nationalpark und Skigebiet am Erbeskopf und sieht sich in diesem Punkt mit dem Ministerium auf einer Linie. Es wäre denkbar, das Skigebiet bei der Gebietskulisse auszusparen, sagt er.
Keine Windkraft im Park


Zum Thema Windkraft - Windräder sind prinzipiell im Naturpark nicht zugelassen - sagt Dellwo lediglich: "Wir müssen zunächst den Flächennutzungsplan festsetzen, aber vielleicht lassen sich dafür auch Flächen herausnehmen?"
In Morbach gibt es bereits eine Ratsentscheidung zum Thema Nationalpark. Allerdings lautet die lediglich: Der Rat nimmt das Angebot des Landes für eine ausführliche Informationsveranstaltung an. Kurzfristig soll ein Termin vereinbart werden, zu dem auch die Bürger eingeladen sind.
Im Morbacher Rat wurden Chancen und Risiken nur kurz angesprochen. Mehr Touristen anzulocken wurde als Argument für das Schutzgebiet genannt. Die Grünen sehen aber auch ökologische Vorteile: Die einzigartige Waldlandschaft mit den Hangbrüchern, (Mooren an Hängen) wird ihrer Meinung nach nachhaltig geschützt.
Gewarnt wurde im Rat vor den Einschränkungen für die in und um Morbach stark vertretene Holzwirtschaft sowie die Windkraft. Die Höhen von Hoch- und Idarwald gehören laut Verwaltung zu den windreichsten Standorten des Landes. Deshalb würde die Gemeinde sie gerne für diese Form der Energiegewinnung nutzen.
Klares Nein der Holzwirtschaft


Während die Kommunen noch diskutieren, hat sich der Verband der Rheinland-Pfälzischen Säge- und Holzindustrie bereits klar positioniert. Geschäftsführer Clemens Lüken sagt: "Wir lehnen einen Nationalpark aus ökonomischer und ökologischer Sicht ab." 1000 bis 1500 Arbeitsplätze in Sägewerken und Holz verarbeitenden Betrieben sieht Lüken bei einem bis zu 10 000 Hektar großen Nationalpark in Gefahr. Er befürchtet zudem, dass das Land durch die Nicht-Bewirtschaftung des Parks, der allein auf landeseigenem Grund liegen soll, Einnahmen verliert. Zudem bindet ein bewirtschafteter Wald laut Lüken mehr des Treibhausgases Kohlendioxid als ein Nationalpark-Wald mit mehr Totholz.

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