Kommunalwahl 2019 TV-Forum zur Bürgermeisterwahl in Kröv - Schönere Weinberge und eine Streitmacht
Kröv · Vier Kandidaten wollen in Kröv Bürgermeister werden. Bei Forum mit 400 Menschen stehen sie TV-Redakteur Rede und Antwort.
Von Hans-Peter Linz
Die Weinbrunnenhalle ist am Dienstagabend schon fast überfüllt - viele Besucher finden keinen Sitzplatz mehr und müssen sich mit Stehplätzen zufriedengeben. Rund 400 der insgesamt 2200 Einwohner zählenden Gemeinde an der Mosel besuchen das Forum zur Ortsbürgermeisterwahl, zu dem der Trierische Volksfreund geladen hat. Während in manchen Orten händeringend nach einem Kandidaten für das Amt des Ortsbürgermeisters gesucht wird, haben sich in Kröv nämlich gleich vier Interessierte gefunden, die das Ehrenamt übernehmen und sich den Fragen von TV-Redakteur Winfried Simon und des Publikums stellen wollen.
Nach der Begrüßung durch den noch amtierenden Bürgermeister Günter Müllers, der nicht mehr antritt, startet dann auch die erste Runde für Bernd Ketter, 59 Jahre, Winzermeister, (FDP); Rüdiger Löwen, 64 Jahre, Betriebswirt (Einzelbewerber); Thomas Martini, 52, Kaufmann (Einzelbewerber) und für den 66-jährigen ehemaligen Vorsitzenden des Winzerverbandes Otto Schnitzius, 66 Jahre alt (CDU). Sie beantworten Fragen zu den Themen Tourismus, Weinbau, Infrastruktur und Finanzen.
Wie man den Tourismus verbessern könnte, will Winfried Simon wissen. „Wir müssen uns Gedanken machen, wie es mit der Zimmervermietung aussieht, viele sind in einem gewissen Alter,“ sagt Otto Schnitzius. Er macht zudem den Vorschlag, im Jahr 2022 eine Feier zum 100-jährigen Bestehen der Bezeichnung „Kröver Nacktarsch“ zu machen, um den Tourismus zu beleben.
Thomas Martini pflichtet ihm bei: „Man muss es nicht beschönigen, viele Zimmer sind auf dem Stand der 1980er Jahre.“ Er würde sich dafür einsetzen, Angebote für junge Gäste zu schaffen, wie zum Beispiel Paragliding. Rüdiger Löwen hingegen widerspricht: „Wir sind für den Tourismus gut aufgestellt.“ Man müsse sich viel eher Gedanken über neue Zielgruppen machen. Bernd Ketter gibt den Kröver Unterkünften ebenfalls gute Noten und fordert auf, mehr für junge Leute zu tun. Außerdem müsse man das gastronomische Angebot verbessern.
Beim Thema Weinbau herrscht wieder Einigkeit zwischen den Bewerbern. Die Weinbergwege müssten besonders in Hinblick auf die Touristen besser in Schuss gehalten werden, fordert Schnitzius und erntet dafür Applaus wie auch seine Mitbewerber, die dem zustimmen. „Jeder kann doch mit Schaufel und Besen umgehen,“ sagt Martini. Bessere Angebote für Jungwinzer, um die Betriebe im Ort zu halten, und die Verbesserung des Dialogs zwischen Winzern, Tourismus und Bürgern seien wichtig.
Die Infrastruktur sei insgesamt ausreichend, allerdings mangele es an Angeboten für die Jugend, wurde in der Diskussion deutlich. Bernd Ketter wünscht sich mehr Flair für Kröv, damit der Ort insgesamt ein ansprechenderes Bild abgibt.
In der anschließenden Publikumsrunde wird deutlich, dass es in Kröv einen Mangel an Grundstücken gibt. Lutz Wagner fragt: „Ich bin seit zehn Jahren in Kröv, kann aber nicht richtig sesshaft werden, weil es kein Bauland gibt.“ Darauf antwortet Martini, dass es tatsächlich in Kröv 70 Grundstücke gebe, die im Eigentum, aber nicht bebaut sind. Mit diesen Eigentümern müsse man in Zukunft reden. Löwen setzt nach und fordert: „Wenn die Leute dort nicht bauen wollen, dann müssen diese Grundstücke aus dem Flächennutzungsplan raus!“ Schließlich könne erst dann wieder ein weiteres Neubaugebiet beantragt werden.
Jürgen Fischer, selbst Gastronom, wollte die Kritik an den Gastwirten nicht hinnehmen: „Wenn die Steuern steigen, wird das Problem der Gastronomen noch größer. Wenn aus dem Ort selbst keiner mehr in die Wirtschaft geht, dann braucht man sich nicht zu wundern.“
Einen nicht ganz ernst gemeinten Beitrag liefert dann Paul Schnitzius, der als Kröver Urgestein gilt und vor vielen Jahren Ortsbürgermeister war. Aus seiner Sicht kommt Kröv seit der Kommunalreform vor fünf Jahren und dem Zusammenschluss mit Traben-Trarbach viel zu kurz: „Wir Kröver haben 1922 das Bernkasteler Finanzamt gestürmt. Wir müssen mehr zusammenhalten und eine Streitmacht bilden!“ Das sorgt für Heiterkeit im Publikum.