Bürokratie macht das Leben oft zu schwer

Durch zu viele Vorschriften gegängelt fühlen sich die Mitglieder des Bauern- und Winzerverbands. Bei dessen Dreikönigstreffen in Wittlich nutzte auch Rainer Brüderle die Gelegenheit zur Kritik.

Wittlich. Was regt die Landwirte und Winzer noch mehr auf als zu niedrige Erlöse für die von ihnen produzierten Produkte? Die Bürokratie. Und so sprach Dr. Rainer Brüderle bei seinem Vortrag beim Dreikönigstreffen des Bernkastel-Wittlicher Bauern- und Winzerverbands vielen der rund 130 nach Wittlich gekommenen Verbandsmitglieder wohl aus dem Herzen, als er den ausufernden Bürokratismus anprangerte. Brüderle, heute stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP und Mitglied des Bundestags, war lange Jahre rheinland-pfälzischer Landwirtschaftsminister und wusste, wie er seine Zuhörer für sich gewinnt. Er machte deutlich, dass die Bauern und Winzer ebenso wie die Handwerker den Mittelstand repräsentierten. Und den gelte es zu stärken. "Ich will keine Gesellschaft mit vielen Großkonzernen und vielen Hartz 4-Empfängern", sagte Brüderle, der sich auch gegen Mindestlöhne aussprach. "So hat sich Ludwig Erhard die Marktwirtschaft nicht vorgestellt", sagte er. Als Beispiel für den bürokratischen Unsinn nannte Brüderle die Erbschaftssteuer. Die bringe wenig und sei nicht gerecht, da dabei Vermögen mehrfach besteuert würde. Der liberale Politiker übte zudem lautstarke Kritik an der KFW-Bank, die eigentlich den Mittelstand fördern soll. Stattdessen habe sie sich indirekt an den Geschäften mit US-amerikanischen Hypotheken beteiligt. "So etwas darf nicht geschehen", sagte Brüderle. Das Thema Bürokratie sprachen unter anderem auch der Bernkastel-Wittlicher Vorsitzende des Kreisbauernverbands, Manfred Zelder, und Leo Blum, Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, an. Beide sprachen von einer guten Entwicklung bei den Verkaufserlösen an. Zelder wies jedoch auf die gleichzeitig gestiegenen Kosten für Futtermittel und Betriebsstoffe hin und mahnte an, dass die Bauern und Winzer "das Kostenmanagement in den Griff bekommen müssen". Für einen humorvollen Abschluss des Treffens sorgte Hubertus Klein, Winzer und stellvertretender Kreisvorsitzender. Er hatte sich nach einem Besuch bei Rinderhalter Zelder die Winzer-Ohrmarke ausgedacht. Analog zur Ohrmarke bei Kühen enthält sie neben der Betriebsnummer unter anderem die hauptsächliche Vermarktungsart für Wein sowie die Promilleverträglichkeit und die bevorzugte Traktormarke des Winzers sowie dessen bevorzugte Weinsorte. ExtraZitate vom Dreikönigstreffen: "Die Chinesen essen nun einmal gerne Öhrchen, Beinchen und Füßchen." Bauernpräsident Leo Blum zum Thema Schweinefleisch-Export. "Wenn wir vorher gewusst hätten, wie teuer das wird, hätten wir nicht gebaut." Ex-Minister Brüderle über den Bernkasteler Burgberg-Tunnel. "Als Eifeler muss ich zugeben, dass die Mosel die besseren Steillagen hat." Manfred Zelder aus Wittlich zum Thema Wein. "Früher war es so, dass die Kapitäne als letzte das sinkende Schiff verließen. Heute entsteht der Eindruck, dass viele Manager als erste von Bord gehen." Brüderle zum Thema Verantwortung in der Wirtschaft. (har)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort