Bunker sind Ladenhüter

Bis 1994 war der Bunker Börfink Kriegshauptquartier für Mitteleuropa. Eine große Herausforderung für die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben stellt der seit langem angestrebte Verkauf des Bunkers Börfink dar.

 Was aus dem einst von der Nato genutzten Bunker bei Börfink wird, ist nach wie vor unklar: Vor allem die hohen Brandschutzauflagen schrecken Interessenten ab. TV-Foto: Reiner Drumm

Was aus dem einst von der Nato genutzten Bunker bei Börfink wird, ist nach wie vor unklar: Vor allem die hohen Brandschutzauflagen schrecken Interessenten ab. TV-Foto: Reiner Drumm

Börfink. Immer, wenn die Realisierung eines Konzepts für eine Folgenutzung des Bunkers "Erwin" bei Börfink in greifbare Nähe gerückt zu sein scheint, platzt die Idee wie eine Seifenblase. So hat die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) in Trier von dem Investor seit Wochen nichts mehr gehört. Der wollte ein Rechenzentrum in Verbindung mit der von Landrat Axel Redmer favorisierten Erzeugung regenerativer Energien auf dem weitläufigen Areal einrichten. Monatlich 3000 Euro Stromkosten

Nach den Worten des zuständigen Verkaufsleiters der BImA, Norbert Kraff, schrecken vor allem die erheblichen Brandschutzauflagen ab. Obendrein dauert das für das Projekt im Freien erforderliche Raumordnungsverfahren bis zu einem halben Jahr. Für die Sparte Datenverarbeitung gibt es momentan einen weiteren Interessenten. "Wir prüfen derzeit die Tragfähigkeit des Konzepts", berichtet Kraff. Bedenken hegt er nicht allein wegen des Brandschutzes, obwohl der Bund das Objekt zum Nulltarif hergeben würde: "Die Anlage verschlingt jeden Monat für 3000 Euro Strom, damit sie überhaupt betriebsbereit gehalten werden kann." Im März 2007 übernahm die BImA die acht Hektar große Liegenschaft vom Bundeswehr-Dienstleistungszentrum Idar-Oberstein, der früheren Standortverwaltung. Damals hegte ihr Verkaufsteam die Hoffnung, dass ein Trio aus Köln zeitnah die Vision von einem technischen Museum mit der Dokumentation des Kalten Kriegs umsetzen würde: Für das vierte Quartal 2007 kündigten die Verantwortlichen den Abschluss des Kaufvertrags an. Doch das Engagement scheiterte: "Neben der Finanzierung erwiesen sich der Brandschutz und die Oberflächenentwässerung als unüberwindbare Hindernisse", begründeten Christian Heikamp und seine Partner das Aus. Während jene Alternative auf das Wohlwollen des Gemeinderats von Börfink stieß, lehnte das Gremium ein "Servicezentrum" für radioaktive Abfälle strikt ab. Auch die Euphorie eines Autohändlers, der einen Tummelplatz für Mountainbiker, Motocrossfans und Allradfahrer plante, verflog schnell. Bis Ende 1994 diente der von 1960 bis 1963 erbaute Bunker der Nato als "Primary War Headquarters" für Mitteleuropa. Im Normalfall arbeiteten in der unterirdischen Festung, die insgesamt 15 000 Quadratmeter auf vier Etagen umfasst, rund 350 Soldaten, bei Übungen bis zu 750. Von 1964 bis 1992 beherbergte "Erwin"zudem eine Einsatzzentrale des Radarführungsdienstes zur Luftraumüberwachung. Noch Anfang der 1990er-Jahre entstand für 90 Millionen Mark ein neuer Energiebunker, was in Politik und Bürgerschaft viel Kopfschütteln auslöste. 1996 überließ die Luftwaffe den für sie entbehrlichen Koloss dem Heeresführungskommando in Koblenz als Hauptquartier für Krisensituationen. Nachdem das Verteidigungsministerium im August 2001 entschieden hatte, das Ingenieurbauwerk zu räumen, weil "weiterer militärischer Bedarf auf absehbare Zeit nicht erkennbar ist", war noch bis Ende 2002 eine 30-köpfige Betriebsgruppe in Börfink stationiert.

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