Bunter Herbst des Lebens

WITTLICH. Lust auf Älterwerden sollte der Nachmittag der Begegnung vermitteln. Das Vorhaben scheint geglückt: Ein buntes Programm sprach die Bedürfnisse moderner Senioren an.

 Auch ältere Damen kümmern sich um ihr Äußeres. "Soll es dieser Lippenstift sein oder lieber der erste?", fragt Inga Müller (rechts) ihre Kundin Inge Maus aus Großlittgen.Foto: Petra Geisbüsch

Auch ältere Damen kümmern sich um ihr Äußeres. "Soll es dieser Lippenstift sein oder lieber der erste?", fragt Inga Müller (rechts) ihre Kundin Inge Maus aus Großlittgen.Foto: Petra Geisbüsch

Von wegen Knoten im Haar, Stricknadeln in der Hand und Decke auf dem Schoß! Senioren von heute sind so individuell wie das gesamte moderne Leben. "Das Alter kann eine sehr positive Lebensphase sein", betonte Rainer Martini von der Caritas. So war die Wittlicher Betreuungs- und Koordinierungsstelle (Beko) als Organisator dieses Nachmittags der Begegnung auch bemüht, möglichst viele Facetten der dritten Lebensphase anzusprechen. Natürlich gab es Kaffee und Kuchen, natürlich gab es ernsthafte Gesprächsrunden, natürlich Rundum-Information auch zu Themen wie Blutzucker, Cholesterinspiegel und den Angeboten der sozialen Dienste, die Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen den Alltag erleichtern. Im Mittelpunkt im Markushaus stand dennoch der Spaß am Alter. Da ist zum Beispiel die Perspektive auf mehr Zeit für neue Hobbys, die mancher sich während des Berufslebens nicht nehmen konnte. Wie wäre es da mit ein paar Kilometern Nordic Walking, dieser schonenden Trend-Sportart, die Christoph Klein den Senioren präsentierte? Oder vielleicht einmal Nadelfilzen. Das zeigten die Landfrauen im Foyer. Weiter oben der gut besuchte Stand zweier Kosmetikerinnen. Nach dem Motto "weniger ist mehr" standen die Damen Schlange, um hier eine Creme, da eine neue Lippenstiftfarbe, dort ein bisschen Rouge auszuprobieren. Bloß nicht den Typ verändern, das hat in diesem Alter keine mehr nötig, wissen Andrea Josten und Inga Müller, und setzten behutsam nur sehr dezente Farbnuancen in die Gesichter ihrer Interessenten. Türen und Fenster verriegeln

Gleich daneben setzten die Sicherheitsberater des Landkreises andere Akzente. Wie man Türen und Fenster sichert, wann Versicherungen zahlen und wann nicht, und wie leicht gerade ältere Menschen an der Haustür abgezockt werden: Die Berater gaben wertvolle Ratschläge. Unten ergänzte Kommissar Herbert Grün die Tipps. "Vor allem immer alle Türen und Fenster verriegeln", lautete der wichtigste Ratschlag, denn sonst gibt es im Falle eines Einbruchs keinen müden Euro. Im Markushaus ging es stundenlang zu wie in einem Ameisehaufen: Treppauf, treppab nutzten die grob geschätzt 250 Besucher - die weitaus größte Zahl waren weiblichen Geschlechts - sämtliche Angebote. Gut kamen auch die immer wieder ins Programm eingestreuten Sketche und der Mariechen-Tanz der erst zwölfjährigen Susanne Schäfer aus Burg an. Dazwischen gab es bei einer meditativen Bildbetrachtung oder einem Bibelgespräch aber auch Inseln der Ruhe. Als freie Märchenerzählerin begeisterte Ilse Limper, die das Lagerfeuer einer persischen Karawanserei gegen die abgedunkelte Pfarrbücherei eintauschte und ihre Zuhörerschaft in der blumigen Sprache des Orients ins Reich der 40 Lügen entführte. Seinen krönenden Abschluss fand dieser äußerst kommunikative Tag im gemeinsamen Tanzen und Singen. "Es ist wirklich enorm, wie viele Menschen dieses Angebot nutzten", befand später Caritas-Dienststellenleiter Rudolf Bollonia, der selbst zahllose interessante Gespräche geführt hatte.

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