Burg Landshut in Bernkastel-Kues gibt ihre Geheimnisse preis

Bernkastel-Kues · Immer mehr Spuren aus der römischen Zeit finden die Ausgrabungshelfer auf der Burg Landshut. Doch ein Teil der Funde wird bald wieder unter der Erde verschwinden.

Bernkastel-Kues. Der Sonne und der Geschichte ist die Burg Landshut besonders nah. Und obwohl Erstere brannte, war die Neugierde auf Letztere so groß, dass etwa 100 Menschen der Führung von Karl-Josef Gilles (Landesmuseum) über das Gelände folgten. Ein Gelände, das inzwischen von Weitem einer Mondlandschaft gleicht - aber eben einer, die viele Überraschungen und Erkenntnisse über die Vergangenheit birgt. Seit Februar laufen die Grabungen an der ersten römischen Bergbefestigung im Moseltal, und jede Woche werden neue Funde gemeldet, berichtet Stadtbürgermeister Wolfgang Port. Freigelegte Mauern, Torbögen und Türme ragen aus dem Burgberg empor.
Der jüngste größere Fund, der für die Wissenschaftler spannend ist, sind Mauern mit einem Durchgang aus dem elften oder zwölften Jahrhundert. Sie befinden sich auf der Südostseite der Burg, vor dem mittelalterlichen Torbogen, der ebenfalls weiter freigelegt wurde.
Die Funde zeugen von den beiden Vorgängerburgen, die 983 und 1198 errichtet wurden und auf deren Mauern heute sozusagen die Burg Landshut steht. Gilles spricht von einem wahren Wirrwarr von sich überschneidenden Gemäuern. Nirgendwo sind römische und mittelalterliche Verteidigungsanlagen so eng verknüpft wie hier. Über die römischen Funde an der Südseite urteilt Gilles: "Ein vergleichbares Mauerwerk gibt es in der ganzen Region nicht, es ist sehr solide." Bei Sanierungsarbeiten war man auf die sensationelle Entdeckung gestoßen: römische Mauerreste des Princastellums. Es war offenbar Teil einer Kette von inzwischen 19 bekannten Bergbefestigungen entlang des Flusses, die der Sicherung der Kaiserresidenz in Trier dienten.

Teil der Funde wird zugeschüttet


Aus Gilles\' Sicht ist es naheliegend, dass das Princastellum - das erste römische Kastell der Provinz Belgica - Bernkastel-Ku-es den Namen gab. Die Ausgrabungen werden Ende August eingestellt, da die Forscher zur nächsten Stätte weiterziehen müssen. 2013 wird es aber weitere Untersuchungen geben. Einige Funde werden dann schon nicht mehr zu sehen sein: Sobald sie auf Plänen und Fotos festgehalten sind, werden sie wieder zugeschüttet, um sie vor Feuchtigkeit und Frost zu bewahren, erklärt Gilles das übliche Vorgehen. Port plant für September die Gründung eines Burgenvereins, der sich um Pflege und Unterhaltung der Anlage kümmert. Die Zwingermauer rund um die Burg soll weiter saniert werden.
Der Innenausbau des Café-Restaurants war gestern Abend Thema im nichtöffentlichen Teil der Stadtratssitzung. Eine Wirtschaftlichkeitsberechnung soll zeigen, in welcher Form Sanierung und Betrieb sich rechnen. Die Idee: mehr Feierlichkeiten und Mittelalterflair. "2013 werden wir uns damit beschäftigen, wie wir die Burg touristisch inszenieren" - etwa mit Stegen und Tafeln, schlägt Port vor. Schließlich hat die Burg, so Gilles, "einen hohen Stellenwert im Herzen der Bernkasteler".Extra

 Karl-Josef Gilles zeigt den Teilnehmern der Führung die römischen Funde an der Südseite der Burg.

Karl-Josef Gilles zeigt den Teilnehmern der Führung die römischen Funde an der Südseite der Burg.

Foto: Ursula Quickert

Manchmal sieht man etwas, aber doch nicht alles. Klingt komisch? Ja, aber bei der Burg Landshut ist das auch so. Auf den ersten Blick sieht man nur die Burg aus dem Mittelalter. Aber wenn man im wahrsten Sinne des Wortes tiefer gräbt oder sich so manche oberirdische Mauer genauer ansieht, findet man Reste der beiden Burgen, die dort früher standen. Die erste Burg war Teil einer Warnanlage entlang der Mosel für den Kaiser in Trier. Wenn aus Richtung Norden oder Osten Feinde anrückten, wurde von Burg zu Burg ein Warnsignal weitergegeben. Soldaten, zu den Waffen! uq

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