Café Heimat zeigt wichtiges Frühwerk von Edgar Reitz

Morbach · Misserfolg und Erfolg liegen manchmal nahe beieinander. Und manchmal hängt das Eine auch vom Anderen ab. So lag der Fall beim Reitz-Film "Der Schneider von Ulm", der 1978 uraufgeführt wurde. Ohne ihn hätte es die weltweit erfolgreiche Heimat-Trilogie wohl nicht gegeben. Der Film ist am Freitag im Café Heimat zu sehen. Der Regisseur ist anwesend.

Morbach. Der Filmabend im Café Heimat ist diesmal ein ganz besonderer. Am Freitag, 16. Oktober, wird in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Morbach ein Frühwerk von Regisseur Edgar Reitz gezeigt: "Der Schneider von Ulm".
Ein Werk aus dem Jahr 1978, das im Leben des gebürtigen Morbachers rückblickend eine wichtige Rolle gespielt hat. Der 82-Jährige ist selbst anwesend und führt in den Film ein. Zudem bringt er sein Buch mit, das parallel auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt wird. Es heißt "Heimat: Eine deutsche Chronik. Die Kinofassung" und erscheint im Schüren Verlag in Marburg. Kaufpreis: 38 Euro.
Der "bei weitem langweiligste Film des Jahres" - eine vernichtendere Kritik gibt es wohl kaum. Sie war im Dezember 1978 im Nachrichtenmagazin Der Spiegel zu lesen und galt dem Film "Der Schneider von Ulm". Im Mittelpunkt steht der Schwabe Al brecht Ludwig Berblinger, der einen alten Menschheitstraum verwirklichen wollte: das Fliegen. Wie sein Protagonist Berblinger scheitert Reitz mit dem Projekt. Er stürzt regelrecht ab. Finanziell ist er am Ende. Und moralisch auch. Später wird er einmal sagen, er sei damals zu dem Schluss gekommen, es sei ein Fehler gewesen, Filme zu machen.
Er fragt Freunde, ob er sich an Weihnachten in deren Ferienwohnung auf Sylt zurückziehen darf. Er darf und fährt mit dem Zug gen Norden. Denn auch das Auto ist der finanziellen Misere zum Opfer gefallen. Dort angekommen - in einem schneereichen Winter - ist Reitz völlig auf sich zurückgeworfen. Er befasst sich mit seiner eigenen Familiengeschichte und schreibt sie auf. Und er stolpert über folgende Geschichte: Ein Mann aus der Familie der Mutter "nahm seinen Hut, ging Richtung Dorfwirtschaft und ward nicht mehr gesehen". Das sollte eine Schlüsselepisode in der Heimat-Trilogie werden.
Langweilig oder nicht?


Für die deutsche Filmgeschichte ist das Werk wohl unverzichtbar. Denn den Mega-Erfolg der "Heimat"-Trilogie hätte es wohl ohne den vorausgegangenen Mega-Flop nicht gegeben. Ob der Streifen langweilig ist oder nicht, davon können sich Besucher des Café Heimat am Freitag, 16. Oktober, ab 19 Uhr selbst ein Bild machen. iro

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