Caritas-Spaltung ist gescheitert

Die Caritas der Region Mosel-Eifel-Hunsrück steht vor einer Umstrukturierung. In Kennfus sollte auf einer Mitgliederversammlung eine Neuaufteilung des Verbandes beschlossen werden. Die Versammlung endete allerdings ganz anders, als es sich die Verantwortlichen vorgestellt hatten.

Bernkastel-Wittlich/Kennfus. Die geplante Aufspaltung des Caritasverbands für die Region Mosel-Eifel-Hunsrück ist gescheitert. Bei der Abstimmung fehlte die erforderliche Mehrheit von 75 Prozent. Entsetzen stand den Verantwortlichen ins Gesicht geschrieben, als sich auf der außergewöhnlichen Mitgliederversammlung in der Falkenlay-Halle in Kennfus überraschend keine Mehrheit für die Umstrukturierung fand.

Die Geschäftsstelle Wittlich solle künftig in den Caritasverband der Region Trier übergehen, die Geschäftsstelle Cochem in den Verband für die Region Rhein-Hunsrück-Nahe. So hatten es zumindest die Verantwortlichen der Caritas vor. Wesentlicher Grund für die Spaltung: Nach Aufhebung der kirchlichen Regionen besteht keine Grundlage mehr für die Verbindung der beiden Geschäftsstellen in einem eingetragenen Verein. Außerdem liegen die mit den Kreisen Bernkastel-Wittlich und Cochem-Zell identischen Geschäftsbereiche in den zwei bischöflichen Visitationsbezirken Trier und Koblenz.

"Wir haben hier über einen besonderen Vorgang mit herausgehobener Bedeutung abzustimmen", erklärte Caritasverbandsvorsitzender Josef Schönborn in Kennfus. "Bisheriges wird beendet, Neues wird beginnen." In monatelangen Vorarbeiten sei ein notariell beglaubigtes Vertragswerk als Grundlage für die Spaltung und Übernahme geschaffen worden. "Viele Gespräche haben deutlich gemacht, dass dieser Schritt niemandem leicht fällt, weil die Cochemer und Wittlicher gut zusammengefunden haben", so Schönborn weiter. Es sei nur ein punktuelles Miteinander gewesen, letztendlich seien über die 16 Kilometer Distanz wenige gemeinsame Aktionen entstanden. Eindringlich führte er aus, dass beide Geschäftsstellen mit allen angeschlossenen Diensten und Einrichtungen ungeschmälert erhalten bleiben. Die soziale Arbeit finde nun einmal vor Ort statt. Alle beteiligten Verbände seien wirtschaftlich gesund und strukturell gut aufgestellt. Synergieeffekte seien möglich, einen Personalabbau werde es aber nicht geben, so Schönborn zuversichtlich. Kurz danach war von der Zuversicht nichts mehr zu spüren. Lediglich 46 der stimmberechtigten Mitglieder stimmten dem Vertragswerk zu. 34 waren dagegen. Die erforderlichen 75 Prozent wurden damit deutlich verfehlt. Ein Ergebnis, mit dem offensichtlich niemand in der Führungsriege gerechnet hatte.

Pures Entsetzen zeigte sich bei Katy Schug, Geschäftsführerin der Geschäftsstelle Cochem, und Bernd Kettern von der Geschäftsstelle in Wittlich. Die Versammlung fand ein jähes Ende. "Unsere Bewegung ist zum Stillstand gekommen, alle bisherige Arbeit war für die Katz", bemerkte Schönborn sichtlich bewegt zum Abschluss. "Es wurde viel Geld in den Sand gesetzt, und es wird sich nichts ändern."

Maria Schmitz und Ursula Krummenauer, Mitarbeiter der Cochemer Geschäftsstelle, und Heike Bauer aus Wittlich zeigten sich ebenfalls geschockt und enttäuscht von diesem unerwarteten Ausgang. Ebenso äußerten sich die Cochemer Horst Drews, ehrenamtliches Gründungsmitglied im Caritasrat, und Gertrud Ochtendung vom Sozialdienst Katholischer Frauen: Unisono nannten sie aus ihrer Sicht den Grund, der zu diesem absoluten Debakel geführt hatte. Die Aufklärung im Vorfeld sei äußerst mangelhaft gewesen. "Es haben einige hier abgestimmt, die gar nicht wussten, worum es eigentlich ging und was es gekostet hat."

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