CDU-Basis ist gespalten

BERNKASTEL-WITTLICH. Der Streit um die Spitzenkandidatur der rheinland-pfälzischen CDU sorgt für Unverständnis und Unmut an der Parteibasis. Nach Christoph Böhr will jetzt auch der Trierer Bezirkschef Peter Rauen kandidieren. Die CDU-Gemeindeverbandsvorsitzenden im Kreis sehen mit gemischten Gefühlen dem Landesparteitag im November entgegen.

Christoph Böhr oder Peter Rauen? Wer ist der bessere Kandidat, um bei der Landtagswahl 2006 den amtierenden Ministerpräsidenten Kurt Beck (SPD) herauszufordern? Die Entscheidung fällt beim Landesparteitag im November in Koblenz. Die Art und Weise, wie die Kandidatensuche bislang verlief, hat bei der Parteibasis für Unverständnis, teilweise für Entsetzen gesorgt.Glaubwürdigkeitskrise, Politikverdrossenheit

Wir fragten die Gemeindeverbandsvorsitzenden, wie sie das "Hickhack" um die Person Christoph Böhr und die jetzige Kandidatur von Peter Rauen bewerten. Fazit: Auch im Kreis Bernkastel-Wittlich ist die Basis gespalten, es gibt Böhr-Befürworter und Böhr-Kritiker. Eine klare Position pro Böhr vertritt Gereon Haumann, Gemeindeverbandsvorsitzender in der VG Thalfang. "Böhr ist weiterhin die beste Wahl für die Spitzenkandidatur." Einige würden bezweifeln, ob Böhr "ausreichend schauspielerisches Talent" habe, um die repräsentativen Aufgaben volkstümlich wahrzunehmen. Gerade aus der Diskrepanz von Kompetenz und Volkstümlichkeit basiere die derzeitige Glaubwürdigkeitskrise und Politikverdrossenheit.Der Fachmann ist gefragt

Ähnlicher Meinung ist Andrea Berg, CDU-Gemeindeverbandsvorsitzende Wittlich-Land: "Die Wähler schauen in Zukunft nicht so sehr nach Äußerlichkeiten, in Zukunft ist der Fachmann gefragt." Sie könne nicht verstehen, warum man mit allen Mitteln versuche Christoph Böhr, "einen der kompetentesten Politiker in Deutschland", in Frage zu stellen. Der Wunschkandidat von Reinhold Westhöfer, Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes Wittlich, ist Peter Rauen. Das Hickhack der vergangenen Wochen sei schlecht gewesen, verschiedene Absprachen seien offensichtlich nicht eingehalten worden, so Westhöfer. Böhr hätte wissen müssen, dass er in der Partei nicht unumstritten ist. Ein "Rauen-Mann" ist auch Klaus Meeth, Gemeindeverbandsvorsitzenden in Manderscheid. "Es ist gut, dass Rauen ebenfalls antritt." Es sei nun mal so, dass Böhr Schwierigkeiten habe von der breiten Bevölkerung akzeptiert zu werden. Meeth spricht sich für eine Mitgliederbefragung aus. Meeth: "Die Basis sollte über den richtigen Kandidaten entscheiden." Peter Tries, CDU-Gemeindeverbandsvorsitzender von Kröv-Bausendorf, hält die Auseinandersetzung um die Spitzenkandidatur für einen ganz normalen demokratischen Vorgang. Tries zuversichtlich: "Der Kandidat wird auf dem Parteitag gewählt, und der gewählte Kandidat wird dann von der großen Mehrheit unterstützt werden." Karl-Heinz Knodt, CDU-Gemeindeverbandsvorsitzender in Neumagen-Dhron, traut Rauen bessere Chancen gegen Kurt Beck zu als Christoph Böhr. Knodt: "Rauen ist bodenständiger und leutseliger."Besser hinter verschlossenen Türen

Grundsätzlich sei es immer gut, wenn mehrere Kandidaten zur Wahl stünden. Der Streit hätte aber nicht sein müssen. Knodt: "So was muss hinter verschlossenen Türen ausgetragen werden." Die Partei beschädigt sieht nach dem Streit der vergangenen Woche auch Hans-Georg Gröber, Gemeindeverbandsvorsitzender von Morbach. Gröber: "Wenn ich mir als Bezirksfürst einen Kandidaten aussuche, dann muss dieser auch mitspielen." Gröber bezweifelt, dass mit Böhr die Landtagswahl zu gewinnen ist. Er sei froh, dass es einen Gegenkandidaten gibt. Ob nach der Kandidatenwahl Ruhe einkehrt, bezweifelt Gröber: "Der Verlierer wird keine Ruhe geben."

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