Chancen und Risiken der Digitalisierung: Wenn der Kühlschrank die Butter bestellt

Wittlich · Digitalisierung betrifft jeden, privat oder beruflich – aber es kommt für jeden einzelnen darauf an, was er aus der digitalen Revolution macht. Das war die Botschaft von Fernsehmoderatorin Gundula Gause, die am Dienstag vor 1000 Besuchern im Eventum referierte.

Die "digital natives" waren klar in der Unterzahl im Eventum - und sie hätten, das gab die Referentin auch unumwunden zu, wenig Neues erfahren. Jene Jugendlichen und jungen Erwachsenen also, die mit Internet und Handy groß geworden sind, die die gute alte analoge Zeit nicht mehr kennengelernt haben.

Und so machte sich ZDF-Nachrichtenfrau Gundula Gause auf, in etwas mehr als einer Stunde alles Gute und Schlechte und ihre Weltsicht zum Thema Digitalisierung vor allem für die Generation der "silver surfer" zu präsentieren - kein einfaches Unterfangen angesichts der Komplexität des Themas.

"Nachrichten von morgen - die Folgen der digitalen Revolution" lautete das Thema der 51-Jährigen, die schon zum vierten Mal in Wittlich war und deren Mann aus Gevenich an der Mosel kommt. Rund 1000 Interessierte waren zur Veranstaltung der Sparkasse Mittelmosel EMH gekommen und hörten Gauses Einstellung zum Thema: "Wir können uns der Digitalisierung nicht entziehen, aber wir können versuchen, die richtige Balance zu finden, denn es gibt auch noch reale Kontakte."

Sie plädierte für "Bildung, Demut und Vorsicht" beim Umgang mit dem Internet, riet Eltern, ihren Kindern bei der Nutzung von Computern und Smartphones auch einmal "nein" zu sagen und die Zeit der Mediennutzung zu reglementieren. Was für die Kinder schlecht ist, kommt den Unternehmen - auch dem im Eventum reichlich präsenten Mittelstand - hingegen zugute: "Es können mehr qualifizierte Arbeitsplätze entstehen, jede Branche muss sich der Digitalisierung der gesamten Wertschöpfungskette und der Industrie 4.0 stellen", betonte die Moderatorin des Heute-Journals. Als sie meinte, beim Thema schnelles Internet stehe die Region Wittlich ja sehr gut da, gab es allerdings aus einigen Ecken unüberhörbare Gegenstimmen.

Eher humorvoll wandte sich die nach Reinhold Messner, Margot Käßmann und Dietrich Grönemeyer vierte Referentin der Sparkassen-Reihe dem Internet der Dinge zu, malte aus, wie der digital vernetzte Kühlschrank beim Supermarkt die Butter bestellt und die digitale Zahnbürste dem Zahnarzt mitteilt, wo sich gerade Karies bildet: "Wollen wir das auch?"

Bei allen Chancen für die Wirtschaft oder durch selbstfahrende Autos betonte Gause aber auch stets die Gefahren, die von der Digitalisierung ausgehen: "Smartphones können gesundheitsgefährdend sein, führen zu Schlaflosigkeit, Depression, Übergewicht und Burn-Out, vor allem durch die ständige Erreichbarkeit. Und immer mehr Jugendliche leiden unter Onlinesucht."

Zudem habe sich die gesamte Kommunikation verändert, selbst beim Essen werde kaum noch geredet, sondern jeder kümmere sich nur um sein Smartphone. Und durch das ständige Multitasking hätten die Menschen verlernt, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren - Alltagserkenntnisse, die jeder Besucher so auch schon erlebt hatte.

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