Chorjungfern und Sängergruppen

BERNKASTEL-WITTLICH. Kirchenchöre sind die ältesten musikalischen Vereinigungen der Eifel-Mosel-Hunsrück-Region. Recherchen im Bistumsarchiv Trier haben ergeben, dass manche noch weitaus älter sind als bisher angenommen.

Viele Kirchenchöre in der Region haben eine lange Tradition. Wie bei vielen Blasmusikvereinen wechselten im Laufe der Jahre auch bei den Kirchenchören Phasen in denen viele Auftritte anstanden mit Ruhephasen. Die Wiedereinrichtung eines Chores im ausgehenden 19. Jahrhundert wird daher vielerorts als Gründungsdatum gefeiert. Nur in wenigen Orten gehen die Chronisten weiter zurück - bis in das frühe 19. oder gar das 18. Jahrhundert. Fakt ist: Erste Kirchenchöre entstanden in der Zeit zwischen 1660 und 1790. Aus manchen Pfarreien sind hin und wieder Überlieferungen vorhanden. Zwei Beispiele: In Manderscheid wurde 1749 angeordnet, dass die Chorsängerinnen hinter der örtlichen Beamtenschaft im vierten Kirchenstuhl Platz nehmen sollten. In den Moselorten Rachtig und Zeltingen wurde 1788 ein Streit um die Platzrechte der Chorsängerinnen ausgetragen. Kurze Zeit später, mit dem Einmarsch französischer Revolutionstruppen in das Rheinland, wurden die Chöre in ihrem Wirken gestört. Erst ab der Zeit um 1820 konnten sich die Sangesgemeinschaften neu bilden, damals überwiegend als Männerchöre. Teils waren es festgefügte Gemeinschaften, teils waren es gelegentlich zusammenwirkende Gruppen. In vielen Pfarreien trifft man für die Jahre 1827 und 1831 auf entsprechende Hinweise. Denn in den beim Bistumsarchiv Trier archivierten Pfarrvisitationsakten dieser Jahre wird ihre Existenz nachgewiesen. Zwar nicht für alle Pfarreien, aber für eine große Zahl. Einige Orte seien hier stellvertretend genannt: In Platten sang 1831 "der Chor alleine", ebenso in Landscheid. In Bergweiler stimmten die Chorsänger nach der Wandlung ein deutsches Kirchenlied an. Im Hunsrückort Morscheid sang der Chor "noch allein die deutschen Lieder".An Fronleichnam wurden die Getränke bezahlt

Deutschsprachiger Kirchengesang war damals eingeführt worden und für die Gläubigen ungewohnt. In Horath sang der Chor in lateinischer Sprache. In Büdlich gab es gar einen "Jungfern-Chor", dessen Gesang nach Meinung des Bischofs "recht gut" war. In Eisenschmitt/Eifel wird der Chorjungferngesang als "ausgezeichnet schön" bezeichnet. Wer das Gründungsdatum seines Kirchenchores oder zumindest das erste Erwähnungsdatum noch weiter zurück datieren will, dem seien neben den Visitationsakten die in fast jedem Pfarrarchiv vorhandenen Kirchenrechnungen aus dem 18. Jahrhundert empfohlen. Dort wird an Stellen, an denen man es nicht vermutet, auf die Chöre oder zumindest Sängergruppen hingewiesen. Besonders die Eintragungen zu Fronleichnam sind ergiebig. Denn Musikanten und Sänger wurden seinerzeit für die Teilnahme an der Fronleichnamsprozession entlohnt, meist durch Bezahlung ihrer Getränke.

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