Weihnachten Sehlemer Krippen spenden an Weihnachten Trost im Ahrtal

SEHLEM · Christel Thimm aus Sehlem ist Krippenbaumeisterin. Seit fast 20 Jahren baut und bastelt sie das ganze Jahr über an immer neuen Variationen. Mittlerweile arbeitet ihre ganze Familie mit.

 Christel Thimm vor ihrer Rundkrippe, die bezeugt, dass hier eine besondere Architektin am Werk war.

Christel Thimm vor ihrer Rundkrippe, die bezeugt, dass hier eine besondere Architektin am Werk war.

Foto: TV/BERND SCHLIMPEN

S Eigentlich gehört diese Freizeitbeschäftigung in die Weihnachtszeit, aber Christel Thimm aus Sehlem ist das ganze Jahr in ihr Hobby „Krippenbau“ vertieft. Bei Krippenausstellungen in Klüsserath hat sie die Lust und Liebe für diese „Arbeit“ entdeckt. Der Wunsch eigene Krippen zu bauen ist gewachsen, und hat so sich auch den Klüsserather Krippenfreunden angeschlossen.

Schon seit 2002 baut Thimm Weihnachtskrippen der verschiedensten Art: traditionelle Krippen, Rundkrippen, Heimatkrippen – darunter auch Dorfwohnhäuser -, Orientkrippen und natürlich Werke mit biblischen Motiven wie der Stall zu Bethlehem mit Maria, Josef und dem Neugeborenen. Alles entsteht in ihrem geräumigen Hobby­raum in ihrer Wohnung.

Die 60-Jährige ist sogar „Krippenbaumeisterin“, führt diesen Titel, weil sie alle „Prüfungen“ während vier Jahren bei den Krippenfreunden Klüsserath bestanden hat. Im ersten Meisterlehrjahr hat sie unter Anleitung verschiedene Baumaterialien und ihre Verwendung kennengelernt, dann schloss sich ein typisch orientalischer Krippenbau an, gefolgt von der Beschäftigung mit einer Heimatkrippe und deren spezieller Ausstattung für Berg- oder Flachland. Im vierten Jahr durfte sie dann endlich selbstständig eine Krippe nach Wahl fertigen, aber nur eine Woche Bauzeit war erlaubt.

Im „Krippenmoselort“ Klüsserath wurde den „Schülern“ noch mehr angeboten: Hintergrundmalerei für die Krippenlandschaft, ein Schnitzkurs, dem zahlreiche selbst geschnitzte Schafe aus Lindenholz von Thimm entstammen, eine Schulung zur Figurenmodelierung mit Spezialknete, Bekleidung und Bemalung der Krippenfiguren. Auch Lämmer in verschiedenen Farben aus echter Schafwolle hat sie „gefilzt“ und auf die Weihnachtsweide gestellt.

„Alle in meinem Klüsserather Verein sind mit dem Krippevirus infiziert“, scherzt die Sehlemerin. Die Hauptmaterialien wie Sterodur oder Steropour sind nach der Bearbeitung kaum noch erkennbar, aber auch Bauschaum für die Umgebung, Holzwurzeln oder Austernmuscheln für den Krippenraum selbst kommen zum Einsatz. „Man muss variabel sein, umsetzen, was die Kreativität hergibt“, erklärt Thimm und fährt fort: „man muss seine Vorstellungen umsetzen, in Fotos oder Modelle seine eigenen Ideen einbringen, so dass man Neues, vielleicht sogar ein Unikat schafft.“

Beonders fällt die Rundkrippe auf dem Wohnzimmertisch auf mit Änderungen in der „Statik“ und allerlei Bauarbeiten. „Kreativität und Phantasie entwickeln sich von alleine, es darf auch mal krumm und bucklig sein. Das sind die Grundsätze für Schönheit und Kunst“, meint die Erzieherin, die in keinem Bau den Gedanken von Bethlehem vermissen lässt. Mit ihrer Aktivität hat sie die ganze Familie angesteckt: „Mein Mann Hans bringt Rinde und seltene Holzstücke aus dem Wald mit, Tochter Katja hat schon einen Kinderkrippenbaukurs besucht, Sohn Sven hat zu Hause schon selbst eine ansehnliche Krippe gebaut, und der Älteste Christian ist begeistert von meinem Tun und will mit mir eine Laternenkrippe zusammensetzen.“

Natürlich: zum Adventbeginn sind viele unterschiedliche Krippen in der Wohnung plaziert, die bei Besuchern viel Beachtung finden. Besucher dürfen Christel Thimm auch bei der kniffligen Arbeit über die Schulter schauen. Natürlich sind alle Krippen beleuchtet durch Batterien, LED oder mit hellen Lichterketten umgeben. Dann und wann wechselt auch eine Krippe den Besitzer, denn Thimm verschenkt mit Freude auch Werke an Verwandte, Bekannte oder Freunde. Manchmal besucht sie auch Ausstellungen wie in einer Gärtnerei in Morbach oder einer Basarveranstaltung in Macken im Hunsrück.

Wer den Krippen in der Bahnhofstraße in Sehlem begegnet, verspürt sofort festliche Weihnachtsstimmung und kann sich vorstellen, was in der Heiligen Nacht in und um den baufälligen Stall von Bethlehem geschah.

Was die Krippenbaumeisterin in Zukunft noch vorhat? „Ich möchte versuchen perspektivisch zu bauen, das heißt, bis in die Tiefe der Krippe genau zu arbeiten“, plant die Krippenfreundin. Und da war noch ein anderer besonderer Termin im Jahr 2021: Mit ihrem Mann Hans ist Christel Thimm ins zerstörte Ahrtal gefahren, hat den Flutopfern eine große Freude gemacht. Einige ihrer Krippen werden dort nun für ein wenig Vergessen der schlimmen Katastrophe an den Festtagen sorgen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort