Christen sagen Nein zur Gewalt und engagieren sich für Frieden

Bell/Hasselbach · In den 80er Jahren standen Christen vor der Pydna bei Hasselbach, um gegen die Marschflugkörper zu demonstrieren. Am Sonntag waren die Tore des Stationierungsgeländes geöffnet für den "Hunsrücker Friedensweg". Mit der Veranstaltung wollte der Kirchenkreis Simmern-Trarbach an die damalige Friedensdiskussion erinnern, aber auch die heutige Verantwortung für Frieden anmahnen. Etwa 160 Menschen nahmen an der Veranstaltung teil.

 Teilnehmer des Hunsrücker Friedenswegs sprechen sich gegen Gewalt und Militarisierung aus. Foto: privat

Teilnehmer des Hunsrücker Friedenswegs sprechen sich gegen Gewalt und Militarisierung aus. Foto: privat

Bell/Hasselbach. Einer der Teilnehmer des Hunsrücker Friedenswegs war Nikolaus Schneider, der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland. "Es ist unglaublich, wie sich die Welt seit den 80er Jahren verändert hat, als hier Christen für den Frieden demonstrierten und sich bewusst waren, welche Vernichtungskraft diese Waffen hier in Hasselbach hatten", so ein sichtlich beeindruckter Präses. Und er mahnte: "Wir brauchen die biblischen Verheißungen vom Frieden Gottes, damit wir uns nicht mit dem Kriegstreiben auf unserer Erde abfinden."
Viele der Menschen, die damals mit demonstriert hatten, nahmen am Friedensweg teil. Beeindruckt, beklommen, aber auch ungläubig angesichts der leeren Bunker.
"Die Natur wird Gras auf die Bunker wachsen lassen, aber noch Generationen nach uns werden diese Betonbauten sehen", meinte Pastorin Jutta Dahl. Und diese Mauern würden erzählen, wes Geistes Kind die Menschen in den 80er Jahren waren, meinte sie angesichts der hier gelagerten Vernichtungswaffen.
Nature One als Abrüstungsfest?


Es war ein Weg zurück in vergangene Zeiten, als die Stationierung von Atomwaffen gerade im Hunsrück viele Menschen bewegte. "Es war dabei ein besonderes Merkmal hier im Hunsrück, dass viele Christen diesen Protest trugen, was dem Widerstand eine ganz eigene Prägung gab", so die Beller Pfarrerin Frauke Flöth-Paulus zu Beginn des Weges.
Symbole spielten an den einzelnen Stationen eine große Rolle. So spielten viele Bläser der Posaunenchöre des Kirchenkreises in einem der Bunker. "Wie schön wäre es, wenn wir mit Posaunen die Mauern zum Einsturz bringen würden", meinte Pfarrer Andreas Nehls mit Blick auf die biblische Geschichte vom Fall Jerichos. Und der Arbeitskreis Frauen in der Kirche überreichte den Teilnehmern einen Stein mit der Aufschrift "Keine Gewalt", um zum Nachdenken anzuregen.
Doch nicht nur der Blick zurück stand im Mittelpunkt. Die evangelische Jugend des Kirchenkreises verwies auf die Nature One, auf die vielen Raver, die einmal im Jahr dieses Gelände mit buntem Leben füllen. "Was ich über die Pydna weiß, ist, dass hier die Nature One stattfindet", so eine Konfirmandin. Raketendiskussionen, das kenne sie nur aus dem Geschichtsbuch, doch die Pydna sei bei jungen Menschen wegen der Nature One im Bewusstsein. Und sie fragte: "Wäre das nicht eine Möglichkeit, die Nature One als ein buntes Fest für die Abrüstung zu feiern?"
Das aber noch heute die Frage nach Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung eine wichtige Aufgabe für Christen ist, darauf wies die Hunsrücker Friedensbewegung hin, als sie ihr Nein zu Gewalt und Militarisierung buchstabierte, bevor sich dann, wie vor 25 Jahren, die rund 160 Teilnehmer vor dem Haupttor trafen, an dem Ort, wo sechs Jahre lang jeden Sonntag Menschen zum Friedensgebet zusammenkamen. red

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