Literatur Geschichte mit überraschenden Erkenntnissen

Wittlich-Neuerburg · 43 Autoren haben an der Chronik von Wittlichs Stadtteil Neuerburg mitgeschrieben. Dabei ist einiges Neue zu Tage getreten.

 Ortsvorsteher Udo Reihsner mit zwei der über 40 Autoren der Neuerburger Chronik: Eckhard Spindler und Erich Marmann (von links).

Ortsvorsteher Udo Reihsner mit zwei der über 40 Autoren der Neuerburger Chronik: Eckhard Spindler und Erich Marmann (von links).

Foto: Christina Bents

Die Franzosen sollen es gewesen sein. 1689 sollen sie die Burg zerstört haben. Das haben die Neuerburger über Generationenso angenommen, aber so war es nicht. Das stellte sich bei den Recherchen zur Chronik  heraus. Eckhard Spindler, einer der Neuerburger Autoren sagt: „Dass die Burg 1148 fertig war, war klar, aber wie es dann mit ihr weiterging und warum es sie nicht mehr gibt, wollten wir für die Chronik gerne genauer wissen.“ Bei den Sichtungen der historischen Unterlagen kam heraus, dass die Burg, 300 Jahre nach ihrem Bau, nicht mehr gebraucht und verlassen wurde. Schließlich wurden ihre Mauern als Steinbruch verwendet. „Es gibt bestimmt noch viele alte Neuerburger Häuser, in denen Burgsteine Verwendung gefunden haben“, nimmt Udo Reihsner, Ortsvorsteher an.

Wichtig war den Neuerburger Bürgern auch, dass einmal Klarheit darüber herrscht, wer auf „ihrer“ Neuerburg gelebt hat und wer nicht, denn es gibt vier weitere Neuerburgs. Eckhard Spindler: „Da wurde jetzt mal aufgeräumt, wer zur Burg gehört hat und wer nicht. Die Wappen der mit Neuerburg verbundenen Burg­namen und Lehensnehmer sind beispielsweise übersichtlich aufgeführt.“ Neben der Burg, ist ein Kapitel den geologischen Besonderheiten des Neuerburger Kopfs gewidmet. In der Chronik ist zudem zu lesen, dass die Kirche, von der Gemeinde Neuerburg 1873 selbst gebaut worden ist, nachdem eine Kapelle im Oberdorf 1848 bei einem Brand beschädigt worden war. Erst in den 1970er Jahren ist die Kirche ins Eigentum des Bistums Trier gekommen.

Neben Historischem kommen die Traditionen, die Sprache und die Menschen im Buch nicht zu kurz. Da ist beispielsweise der letzte Neuerburger Ausscheller, Josef Marmann genannt, der bis 1970 durchs Dorf ging und die amtlichen Bekanntmachungen verlas. Dabei ist ihm immer eine Gruppe Kinder hinterhergelaufen. Sein Sohn Erich Marmann, erklärt: „Ihn haben alle im Dorf gekannt, er war immer gut gelaunt, temperamentvoll und wenn ihn etwas beim Verlesen der Nachrichten gestört hat, konnte er auch mal ungeduldig werden.“ Das konnten Hunde sein, die ihm ein Greul waren oder Autofahrer, denen er dann hinterherrief: „Hall stell oder fahr flotta“.

Der Hauptautor des Buches, Erich Gerten, hatte viele Unterstützer, 43 Autoren haben an der Chronik mitgeschrieben, andere haben sich an den Recherchen beteiligt. Durch Gespräche, beispielsweise an den Seniorennachmittagen und durch persönliche Ansprache konnten viele Themen aufgearbeitet werden. Udo Reihsner: „Dadurch ist die Dorfgemeinschaft enger zusammengerückt und gestärkt worden.“ Mit dabei war beispielsweise Manfred Eltges, der viele der Bilder, auch das Foto für den Einband, gemacht hat. Winfried Berrens und Luise Stroh haben sich um den Kirchenchor gekümmert und Albert Klein  beschäftigte sich mit den Amerikanern im Ersten Weltkrieg in Neuerburg. Viele Informationen konnten vom Chronisten Nikolaus Hebler, einem ehemaligen Lehrer, der bereits verstorben ist, übernommen werden. Auch Jürgen Eltges, der ebenfalls nicht mehr lebt, hatte einiges zur Geschichte aufgearbeitet. Insgesamt hat es vier Jahre von der Idee bis hin zum fertigen Werk gedauert. Finanziert wird die 363 Bücher umfassende Auflage aus den Buchverkäufen, Spenden von Firmen, dem Ortsvorsteherbudget und den Einnahmen aus dem Nikolausmarkt.

Das Buch „Neuerburg im Wittlicher Tal, ein Dorf und seine Burg im Wandel der Jahrhunderte“, ist in der Altstadtbuchhandlung Wittlich, beim Kulturamt der Stadt Wittlich, Ortsvorsteher Udo Reihsner und den Mitgliedern des Ortsbeirats Wittlich-Neuerburg erhältlich. Es kostet 29,90 Euro.

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