Nachbarschaftshilfe Corona: Ältere Menschen fragen wieder öfter nach Alltagshilfe

Bernkastel-Wittlich · Schon während des Lockdowns im Frühjahr haben sich viele Menschen in Hilfsgruppen zusammengefunden. Senioren suchen jetzt wieder stärker Unterstützung.

 Freiwillige Helfer brachten Senioren am Sonntag in Berglicht vorweihnachtliche Überaschungspäkchen an die Haustür: mit dem Kümmerer-Auto.

Freiwillige Helfer brachten Senioren am Sonntag in Berglicht vorweihnachtliche Überaschungspäkchen an die Haustür: mit dem Kümmerer-Auto.

Foto: Privat

Während des „leichten“ Lockdowns im November rechneten Helfer bereits damit, dass wieder mehr Menschen Hilfe nachfragen könnten (der TV berichtete). Die Aussicht war damals aber noch ungewiss. Wie sieht es heute aus? Wie nehmen Senioren die Hilfsangebote an?

Für Burkhard Graul aus Thalfang ist die Sache klar: Der Ortsbürgermeister fühlt sich derzeit deutlich an den ersten Lockdown im Frühling erinnert: „Momentan helfen die Menschen wieder so wie beim ersten Shutdown auch. Insgesamt haben wir in Thalfang vier ehrenamtliche Helfer, die mehrere Familien unterstützen.“ Die Helfer kaufen für die Menschen Lebensmittel in Geschäften ein und bringen sie ihnen an die Tür. Sie begleiten die Älteren aber auch, wenn diese zum Beispiel einen Arzt besuchen. Seitdem die Corona-Zahlen wieder rasant gestiegen sind, wachse bei älteren Menschen die Sorge, sich draußen infizieren zu können, bemerkt Graul. „Deshalb bleiben sie öfter zu Hause. Wir begrüßen das auch sehr.“ Es helfe immerhin dabei, dass sich die Menschen nicht anstecken würden.

Gerade in kleineren Gemeinden und Dörfern gelingt die Hilfe aber auch gut über Nachbarn und Familie. Das berichtet Michael Reusch, Ortsbürgermeister von Berglicht, am Telefon: Die Gemeinde halte für Einkaufshilfen ihr Kümmerer-Auto startklar, das mit Handschuhen, Desinfektionsmitteln und Fahrtenbuch ausgestattet sei. Die Menschen helfen sich jedoch meist innerhalb der Familien: „Deshalb haben wir das Kümmerer-Auto bisher vor allem für unsere Sonderaktionen genutzt.“ Am Sonntag rollte das Auto durch Berglicht – beladen mit kleinen Überraschungspaketen. Freiwillige Helfer aus der Gemeinde brachten die Päckchen dann an die Haustüren der Senioren.

Dass sich ältere Menschen danach sehnen, sich mit anderen telefonisch zu unterhalten, bemerkt Dagmar Barzen aus Reil. Sie ist in der Nachbarschaftshilfe des SPD- Gemeindeverbands in der VG Traben-Trarbach aktiv. Dagmar Barzen beobachtet, dass sich viele zwar an die Maßnahmen gewöhnt hätten. Dann würden aber die älteren Menschen wieder weniger rausgehen. „Wenn man früher zweimal in der Woche zum Bäcker gegangen ist, dann geht man heute nur einmal. Da schützen sich die Älteren doch auch ein bisschen. Sie gehen dann auch zu einer Uhrzeit, wenn nicht so viel los ist und halten sich weniger lange beim Bäcker auf.“ Was dabei zu kurz kommt? Miteinander zu schwätzen, sagt Barzen. Deshalb biete sie den Menschen auch an, telefonisch mit ihnen zu reden. Da geht es um ganz einfache Themen: „Gibt’s was neues im Dorf? Ist jemand gestorben? Wie geht’s den anderen so?“

Dass Gespräche wichtig sind, bemerkt auch Daniel Müller von der Initiative „Wittlich-Land & Wittlich hilft sich“. „Zuletzt hat uns eine Pflegerin gefragt: Habt ihr jemanden, der mit der Dame mal telefonieren könnte?“ Ein Telefonat gegen die Einsamkeit sozusagen. Gerade in den letzten Tagen hätten wieder mehr Menschen bei der Initiative nach Hilfe gesucht. „Das ist ganz bestimmt eine Reaktion auf den neuen Lockdown“, sagt Müller.

Wenn eine Anfrage reinkommt, sucht die Initiative einen Helfer in der Nähe. Der Helfer und der Hilfesuchende sprechen dann alles weitere unter sich ab. „Bisher konnten wir alle Anfragen vermitteln“, sagt Müller zufrieden. Das solle auch in Zukunft so weitergehen.

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