Couragierte Schüler sind gutes Vorbild

Traben-Trarbach · Das Gymnasium Traben-Trarbach ist jetzt offiziell eine Schule ohne Rassismus. Die Schüler werben nicht nur für Demokratie und Toleranz. Sie gehen auch ganz gezielt gegen Auswüchse vor.

 Die Schüler und ihre Paten freuen sich über die Auszeichnung. TV-Foto: Barbara Gollan

Die Schüler und ihre Paten freuen sich über die Auszeichnung. TV-Foto: Barbara Gollan

Foto: Barbara Gollan (bg) ("TV-Upload Gollan"

Traben-Trarbach Die Landeszentrale für politische Bildung in Rheinland-Pfalz ist eine der wichtigsten Adressen, wenn es darum geht, für die Vermittlung der Grundwerte der Gesellschaft Hilfestellung zu leisten. Zum Beispiel mit Aktionen wie "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" sowie Mitmach-Aktionen. Das geschieht nicht ohne Grund.
Viele Schulen machen durch Schlagzeilen auf sich aufmerksam, in denen es um Mobbing oder Gewalt geht. Vorurteile hegen, Fremde ausgrenzen, Schwächere demütigen - das alles scheint populärer und einfacher zu sein, als nachzudenken, auf den anderen zuzugehen, Kompromisse zu schließen und Toleranz zu leben.
Am Gymnasium in Traben-Trarbach haben die Schüler sich anders entschieden. In zahlreichen Projekten arbeiten sie daran, Demokratie und ein friedliches Miteinander in allen Bereichen zu manifestieren. Als Lohn besuchen sie jetzt ganz offiziell eine "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage".
Beim gleichnamigen bundesweiten Schülerprojekt geht es darum, regelmäßig nachhaltige und langfristige Aktionen und Projekte zu veranstalten, um Diskriminierungen, insbesondere Rassismus, zu überwinden und an der eigenen Schule solchen Strömungen offen entgegenzutreten. Die habe es auch in Traben-Trarbach gegeben, berichten die ehemaligen Schülersprecher Fabian Langenbahn und Simeon Junk - zum Beispiel auf dem Schulhof und im Bus. "Doch so etwas wollen wir an der Schule nicht", sagt Langenbahn. Aus dieser Erkenntnis sei die Teilnahme an dem Projekt gewachsen. Rund zehn Schüler seien aktiv geworden. Langenbahn hebt noch Stefanie Wagner und den jetzigen Schülersprecher Rilind Sahitay hervor. Ganz gezielt sei man auf Schüler zugegangen, die durch rassistische oder antisemitische Äußerungen negativ aufgefallen seien.
Langenhahn und Sahity betonen, dass es sich um keine Momentaufnahme, sondern um einen Prozess handele. Für die jüngeren Schüler sei der Titel der Schule so etwas wie ein Vorbild, sagt Sahitay. Er und Langenhahn stellen auch heraus, dass es sich um eine Aktion der Schüler handelt.
Warum ist das alles so wichtig? Das Traben-Trarbacher Gymnasium ist mit rund 550 Schülern relativ klein und das Einzugsgebiet eher ländlich, der Ausländeranteil gering. Facebook und Co. seien aber auch hier allgegenwärtig und der Einfluss rechtspopulistischer Propagandisten nicht zu unterschätzen, sagt Schulleiter Rudolf Müller-Keßeler. "Viele Eltern haben resigniert, was den Umgang ihrer Kinder mit dem Internet angeht. Die überlassen das lieber der Schule", berichtet er. Der Tag der Ehrung beginnt mit Workshops und Diskussionen mit Unterstützern aus Politik und Bildungswesen. Im Anschluss erhalten die Schüler in einer selbst organisierten Feierstunde die Urkunde für das Projekt "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" von der Koordinatorin der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz, Anke Lips. Die Projektpatinnen, die beiden Landtagsabgeordnetinnen Bettina Brück und Elfriede Meurer, Projektpate Frank Vierheilig, Kanzler der Cusanus-Hochschule Bernkastel-Kues, Landrat Gregor Eibes, Bürgermeister Marcus Heintel und die Koordinatorin Anke Lips betonen die Wichtigkeit solcher Projekte mit den Jugendlichen. In Zeiten von Schlagworten wie "postfaktisch" und "Lügenpresse" sei es geradezu Pflicht, der rechten Hetze Widerstand zu leisten.
Ohne Worte kommen die pantomimischen Darstellungen aus, die die Schüler zwischen Reden, Musik und Präsentationen der Arbeitsgemeinschaften darbieten. Frieden statt Gewalt, Freundschaft statt Hass, Annahme statt Ablehnung - sie haben es verstanden.EINE SCHULE MIT LANGER TRADITION

Extra

Schola Die Schule wird 1573 als christliche Lateinschule eröffnet. Akademisches Gymnasium Nach 1649 führt Herzog Georg Wilhelm neue Lehrmethoden ein, das Schulgeld entfällt. Bis 1818 bleibt die staatliche Anerkennung versagt. Progymnasium 1868 wird eine Vorschule eröffnet (Orientierungsstufe). Nach An- und Umbau werden die Räume an Strom und Wasser angeschlossen. Gymnasium zu Traben-Trarbach 1904 Änderung des Namens in Königliches Gymnasium Traben-Trarbach. 1919: Brand des Gymnasiums am 12. April, der zweites und drittes Stockwerk einschließlich Aula und Orgel zerstört. Der Wiederaufbau ist aus finanziellen Gründen gefährdet. Während der Weltkriege wird der Schulbetrieb unterbrochen. Staatliches Gymnasium Traben-Trarbach Seit 1963 gibt es wegen Raumnot Um- und Erweiterungsbauten.

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