Cusanus Hochschule Bernkastel-Kues wird am 17. Oktober eröffnet - Etwa 50 Studierende machen den Anfang

Bernkastel-Kues · Bernkastel-Kues wird Standort einer Hochschule, die sich auf Nikolaus Cusanus gründet. Das klingt nach etwas Besonderem und ist es auch. Auch wenn nicht unerhebliche Studiengebühren anfallen: Elitär zugehen soll es nicht. Der Mensch soll im Mittelpunkt stehen.

Cusanus Hochschule Bernkastel-Kues wird am 17. Oktober eröffnet - Etwa 50 Studierende machen den Anfang
Foto: Hans-Peter Linz

Bernkastel-Kues. "Wissen Sie, dass es in Bernkastel-Kues eine Hochschule gibt?" Diese Frage beantwortet längst nicht jeder Mittelmoselaner mit einem überzeugenden Ja. Manche Leute glauben gar, dass sie der Fragesteller veräppelt. Doch es ist wahr: Bernkastel-Kues ist Hochschulort. Am 17. Oktober wird die Cusanus Hochschule mit einem Festakt eröffnet.
Am gleichen Abend werden auch die Studierenden begrüßt: Es werden maximal 50 junge Leute sein. Wenige Tage später starten die beiden zwei Jahre dauernden Masterstudiengänge Ökonomie und Philosophie. Im nächsten Jahr soll der zweite Schritt folgen: die Bachelorstudiengänge in den gleichen Fächern. Nach Angaben von Gründungspräsident Professor Dr. Harald Spehl sind weitere Studienfächer möglich. Da sei aber noch nichts entschieden.

Klar ist: Die Hochschule wird klein und überschaubar sein und bleiben: "In fünf Jahren sollen es 200 bis 300 Studenten sein", erläutert Spehl. Der Name wurde mit Bedacht gewählt. Professoren, Mitarbeiter und Studierende sehen sich dem Erbe von Nikolaus Cusanus (1401 bis 1464), dem Kardinal, Philosophen und Universalgelehrten, verpflichtet. Einige Sätze machen deutlich, dass die Hochschule etwas Besonderes sein soll - allerdings nicht elitär. "Bei der Ausbildung soll die Verantwortung für das gesellschaftliche Ganze im Blick bleiben. Hier kann sich kein Unternehmen einkaufen, um Manager nach Maß zu produzieren", sagt Philosophie-Professor Harald Schwaetzer. "Wir werden dazu befähigt, eigene kritische Fragen zu Themen auszuarbeiten", sagt Johanna Hueck vom Studierendenverein.

Wer die Hochschule verlässt, soll kein Spezialist für ein Fach sein, sondern jemand der über den Tellerrand schauen kann. Es gebe, so Professor Spehl, genügend Unternehmen und Einrichtungen, die solche Leute suchen und die Hochschule unterstützen. Wie berichtet ist die Hochschule staatlich anerkannt aber in freier Trägerschaft. Das heißt: Sie ist auf Spenden, Stiftungen und Studiengebühren angewiesen. Die im Oktober startenden Studenten zahlen 300 Euro im Monat. "Sie sind die Pioniere", sagt Harald Spehl. Ihre Nachfolger müssen 600 Euro pro Monat auf den Tisch legen. Spehl legt auf etwas Wert: Jedem Befähigten soll das Studium ermöglicht werden. An den Studiengebühren dürfe es nicht scheitern.Gelehrt wird an mehreren Orten



Untergebracht werden die jungen Leute vorerst in der Jugendherberge, die offiziell geschlossen ist. Mit dem Studierendenverein wurde eine vorübergehende Nutzung vereinbart.
Gelehrt wird an verschiedenen Orten: im Rathaus der Stadt, wo auch die Verwaltung der Hochschule sitzt und in der Berufsbildenden Schule. Auch ein Privatmann hat einen Raum angeboten. In diesem Bereich ist Flexibilität möglich, weil auch in Blöcken und wochenweise gelehrt wird.
Das wird noch mehr für die Bachelor-Studenten gelten, die meist an Wochenenden in der Stadt sein werden, ansonsten aber arbeiten. Bachelor ist der erste Grad eines drei bis vier Jahre dauernden Studiums. Das Masterstudium ergänzt es zwei bis vier Semester lang.
Die Stadt setzt auch Hoffnungen in die Hochschule. "Da werden viele kreative Köpfe dabei sein", sagt Stadtbürgermeister Wolfgang Port. Die Stadt werde in der Außendarstellung ihre neue Bedeutung vermitteln. Wie das geschehe, sei aber noch offen.Meinung

Die Pioniere sind in der Pflicht
Eine Hochschule im weniger als 7000 Einwohner zählenden Bernkastel-Kues? Das klingt im ersten Moment wie Größenwahn. Stadt der Rebe und des Weines nennt sich Bernkastel-Kues unter anderem. Hochschulort und/oder Stadt der Querdenker klingt auch ganz gut. Was daraus wird, liegt aber nicht in der Hand der Bürger. Die Cusanus Hochschule will frei sein von wirtschaftlichen, weltanschaulichen und privaten Interessen, braucht aber Spenden und Studiengebühren, um existieren zu können. Die ersten Studenten sind wahrhaft Pioniere. Sie müssen Signale senden, die andernorts gehört werden: bei jungen Leuten, die ähnlich denken, und bei Geldgebern, die nicht in erster Linie auf Profit aus sind. Schließlich wird in fünf Jahren geprüft, ob die staatliche Anerkennung aufrecht erhalten werden kann. Das kann lang aber auch verdammt kurz sein. Zufrieden zurücklehnen kann sich bei der offiziellen Eröffnung am 17. Oktober niemand. c.beckmann@volksfreund.de

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