Damit das Wittlicher Platt eine Zukunft hat

Wittlich · Es gibt nur wenige Menschen in Wittlich, die noch echtes Platt sprechen können. Damit diese Mundart nicht verloren geht, ist derzeit ein Online-Wörterbuch in Arbeit, in dem die Begriffe ins Hochdeutsche übersetzt werden. Federführend ist das Kulturamt Wittlich. Albert Klein, erster Beigeordneter (CDU), übernimmt den Feinschliff.

 Albert Klein überarbeitet mit Hilfe des alten Wörterbuchs von Georg Fischer die moderne Onlineversion des Wittlicher Platts. TV-Foto: Nora John

Albert Klein überarbeitet mit Hilfe des alten Wörterbuchs von Georg Fischer die moderne Onlineversion des Wittlicher Platts. TV-Foto: Nora John

Wittlich. "Draibaideln", für gebürtige Wittlicher mag das ein gebräuchlicher Ausdruck sein. Fremde dagegen können nur ahnungslos die Achseln zucken. Damit auch des Wittlicher Platts unkundige Menschen künftig nachlesen können, dass es sich beim "draibaideln" um "ärgern" oder "reizen" handelt, soll ein Wittlicher Wörterbuch im Internet helfen. Den Wunsch nach einem solchen Portal hatte schon im Jahr 2011 die CDU im Stadtrat in Form eines Antrags geäußert.
Wie Kulturamtsleiterin Elke Scheid sagt, ist die Grundlage für das Onlinewörterbuch das Heft von Georg Fischer, der 1958 Begriffe aus dem Wittlicher Platt aufgeschrieben und erklärt hat. Allerdings ist dieses Wörterbuch sozusagen einsprachig, denn die Erklärungen gibt es auch nur im Wittlicher Platt.
Ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung, der mittlerweile verstorbene Karl Marmann, hat an diesem Punkt weitergearbeitet und die Begriffe aus dem Platt sowie die Beispielsätze und Erklärungen auf Hochdeutsch dazu geschrieben. Zum Beispiel: "doorw - darf: Dau doorwsd net medgiehn: Du darfst nicht mitgehen".
Jetzt werden all diese schönen Begriffe in einer Excel-Tabelle eingegeben und demnächst auf der Homepage des Kulturamtes der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Derzeit ist Stefan Endres, ein Mitarbeiter des Kulturamts Wittlich, seit einem halben Jahr damit beschäftigt, das Wörterbuch von Karl Marmann abzutippen und so digital zu erhalten. Das was er abtippt, mitunter auch mit Verbesserungsvorschlägen, geht dann an Albert Klein, der das Ganze überarbeitet, ergänzt und in die vorläufig endgültige Form bringt. Und auch das ist viel Arbeit. Denn es gibt keine allgemeingültigen Rechtschreibregeln für das Wittlicher Platt. Und auch die Experten sind sich nicht immer einig.
Wenn Begriffe noch unklar sind und es keine eindeutige Übersetzung gibt, nimmt Albert Klein mitunter auch das Trierer Wörterbuch zur Hand. Ein Beispiel dafür ist der Begriff "Dogkderrippel", der zunächst nicht eindeutlig erklärbar war. Die jetzt verwendete Übersetzung heißt "Großtuer, Angeber". Auch andere Kundige der Wittlicher Mundart zieht Albert Klein gerne zu Rate.
Auch andere Beispiele gibt es, bei denen noch nachgebessert werden muss. Der Begriff "Päffernaijoarsdaag" ist im Wörterbuch von Karl Marmann mit "Pfefferneujahrstag" übersetzt. Auf Neudeutsch bedeutet das so etwas wie "bis zum Nimmerleinstag".
Doch warum all die Mühe mit dem Wörterbuch? "Ich finde es schade, wenn eine Sprache ausstirbt", sagt Elke Scheid. Wenn das Wittlicher Platt erst einmal digitalisiert ist, bleibt es für die Nachwelt erhalten.
Derzeit ist Stefan Endres bei der Eingabe beim Buchstaben P. Wenn das Werk vollendet ist und online geht, soll aber noch lange nicht Schluss sein. Dann haben Interessierte die Möglichkeit zum Chat. Fachkundige Muttersprachler können das Wörterbuch auch ergänzen und verbessern oder Geschichten in Platt einstellen. Allerdings solle das alles auch redaktionell begleitet werden, damit nicht irgendwann Unsinn auf der Homepage steht. Aber das Wittlicher Platt kann auf diese Weise weiterleben.

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