Darauf eine Medaille in Gold

Klausen · Seltene Ehrungen gibt es im Kirchenchor Klausen. Zum Festtag der Heiligen Cäcilia am 22. November, die Patronin der Kirchenchöre ist, bekommen Fritz Freudenreich für 70 Jahre Chorgesang und Hildegard Worst für 60 Jahre eine Auszeichnung. Der Kirchenchor Klausen besteht seit 1851, bekam 1995 die Palestrina-Medaille und hat 25 aktive Sänger.

 Der Chor prägt ihr Leben: Hildegard Worst und Fritz Freudenreich. TV-Foto: Christina Bents

Der Chor prägt ihr Leben: Hildegard Worst und Fritz Freudenreich. TV-Foto: Christina Bents

Foto: (m_wil )

Klausen. Fast schon ihr ganzes Leben lang ist der Mittwochabend bei Fritz Freudenreich und Hildegard Worst für den Kirchenchor Klausen reserviert, der dann probt. Sieben und sechs Jahrzehnte sind die beiden nun schon dabei. Hildegard Worst war von 1985 bis 2006 die erste Vorsitzende. Was sie in der Zeit mit dem Chor erlebt haben, was sich geändert hat und wie sie die Zukunft des Chorgesangs einschätzen, haben sie unserer Mitarbeiterin Christina Bents im Interview berichtet.

Erinnern Sie sich noch an Ihre Anfänge im Chor?
Fritz Freudenreich: Angefangen habe ich im Kinderchor, der damals von Herrn Feller, Frau Worsts Vater, gegründet worden ist. Dabei haben wir nicht nur gesungen, sondern schon Noten lesen und Theorie gelernt. Zuerst habe ich Sopran gesungen, später bin ich dann auf den ersten Tenor gewechselt.
Hildegard Worst: Ich erinnere mich, dass ich nach der Kommunion in den Kinderchor gekommen bin und vorsingen musste. Ich habe von Anfang an Sopran gesungen. Im Kirchenchor war damals dreimal die Woche Probe: dienstags die Frauen, freitags und sonntags zusammen.

Wie war es bei Ihrem ersten Auftritt?
Freudenreich: An meinen ersten Auftritt erinnere ich mich nicht mehr. Aber ich weiß noch, dass ich einmal einen Abschnitt alleine singen musste, ich glaube es war bei der Passion, da hatte ich richtig Bammel, aber Herr Feller hat sich die Zeit genommen und das vorher nochmal mit mir geübt.
Worst: An mein erstes Solo erinnere ich mich auch noch. Das war Weihnachten 1960. Damals wurde das Weihnachtsevangelium, begleitet vom Chor, gelesen. Ich sang die Verkündigung der frohen Botschaft des Engels auf dem Felde. Ich habe so gezittert vor Aufregung. Den Text kann ich bis heute auswendig.

Was waren besondere Erlebnisse mit dem Chor?
Freudenreich: Sehr schön war und ist die Gemeinschaft. Unsere Ausflüge waren immer interessant. Wir haben dabei eine Messe gesungen, beispielsweise in der Basilika in Prüm. Auch in Trier waren wir und haben eine Messe gestaltet, da war ich gerade erst zwanzig, das war sehr beeindruckend, im Dom oder Liebfrauen.
Worst: Sämtliche Konzerte hier sowie die Einweihung der Rieger-Orgel 2007. Das war schon ein ganz besonderes Erlebnis.

Was hat sich verändert beim Chorgesang im Laufe der Jahrzehnte?
Freudenreich: Die Chormitglieder sind heute meiner Meinung nach sehr viel besser ausgebildet. Früher wurde sehr viel nach Gehör gesungen. Die neuen geistlichen Lieder gefallen mir auch sehr gut, sie sind oft schneller.
Worst: Heute werden weniger Choräle oder Vespern gesungen. Früher sangen wir mitunter siebenstimmig, aber dafür sind wir heute mit 26 Sängern zu wenige. Gut fände ich, wenn die neuen geistlichen Lieder aus dem Gotteslob vor der Messe mit dem Volk kurz eingeübt und dann gesungen würden. Dann prägen sie sich besser ein, denn die sind sehr schön.

Warum sind Sie solange dabei geblieben?
Freudenreich: Den Gedanken aufzuhören hatte ich noch nicht. Außerdem ist die Kirchenmusik für mich eine sehr schöne Musik. Ich singe auch gerne Choräle, da gibt es schon viel Abwechslung.
Worst: Ich liebe die geistliche Musik, weil sich durch sie Lob, Dank und Bitte in besonderer Weise ausdrücken lässt. Ich lebe jetzt seit fast 50 Jahren in Trier und fahre wöchentlich nach Klausen, um zu singen. Es ist für mich ein Vermächtnis meines Vaters, der hier 45 Jahre Chorleiter und Organist war. Außerdem war ich 25 Jahre Vorsitzende dieses Chores, und seit 22 Jahren bin ich eine der hiesigen Kantorinnen.

Wie sehen Sie die Zukunft der Chormusik?
Freudenreich: Ich bin davon überzeugt, dass weiter gesungen wird. Vielleicht in anderen Gruppen, vielleicht mit anderem Liedgut, aber viele Menschen haben eine so gute Musikausbildung, die wollen sie auch ausleben.
Worst: Ich denke, dass sich die Kirchenchöre in der Form nicht werden halten können. In Projekten wird aber weiter für bestimmte Anlässe zusammen gesungen werden. chb
Wer die beiden einmal im Kirchenchor hören möchte, hat dazu am Sonntag, 27. November, um 17 Uhr Gelegenheit, denn dann gestalten die Klausener Chöre eine musikalische Feierstunde im Advent in der Wallfahrtskirche. Mit dabei sind neben dem Kirchenchor der Männergesangverein, der Kinderchor, der Chor Cantemus und Gesangssolistinnen aus den Chören.

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