Das "Astor" schließt nach 152 Jahren

Das Modehaus "Astor" in Bernkastel-Kues ist Geschichte. Ein Familienunternehmen dieser Art sei heutzutage nicht mehr gewinnbringend zu führen, bedauert Bert Astor. Der Prophet im eigenen Lande gelte nichts.

Bernkastel-Kues. "Astor". Der Name ist seit 1856 nicht nur in Bernkastel-Kues ein Begriff. Das Modehaus genießt, besser gesagt: genoss, einen besonderen Ruf. In diesen Tagen schließt die Eingangstür des seit 1908 betriebenen markanten Geschäftshauses am Bernkasteler Gestade. Dann ist "Astor" Geschichte.

In dem Haus mit den unzähligen kleinen Scheiben wurde hochwertige Damen- und Herrenbekleidung verkauft. Zuerst von Jacob Astor, der auch Mitglied des Reichstags war, später von Heinrich Astor und seiner Schwester Martha.

1980 trat Bert Astor in die Firma ein. Ein tragisches Unglück brachte ihn und seine Schwester Elisabeth an die Firmenspitze. Bei einem Brand in dem Gebäude kamen im März 1987 Heinrich Astor und seine Ehefrau Gertrud ums Leben. Bert Astor und seine Schwester bauten den Betrieb wieder auf. "In den 80er Jahren lief das Geschäft gut", erzählt Astor.

Doch das blieb nicht so. Und so fällt Astors Bilanz ernüchternd aus. "Solche Betriebe haben keine Chance mehr. Sie lassen sich nicht mehr mit Gewinn führen". Der Winter sei lang, und die Einheimischen kauften nicht mehr in dem Maße bei Fachgeschäften wie früher. "Der Prophet im eigenen Land gilt nichts", sagt Astor.

Mit 74 Jahren ist er in einem Alter, in dem die Menschen, so sie denn können, ihren Ruhestand genießen. Doch dem drahtigen Mann ist anzumerken, dass er gerne noch weiter machen würde. "Das ist auch mein Hobby, ich habe es mit viel Freude gemacht".

Finanzielle Zwänge führten dazu, dass Teile des Gebäudes vor fünf Jahren an die TBV Vermögensverwaltung, hinter der der Unternehmer Günther Reh steht, verkauft wurden. Es wurde eine Mietvertrag ausgehandelt, der nun ausgelaufen ist.

Den Betrieb in jüngere Familienhände zu geben, sei nicht möglich. So etwas bürde sich niemand mehr auf, sagt Astor.

Zwei Mitarbeiterinnen hatte Astor zuletzt noch beschäftigt. Eine von ihnen ist Annegret Waters, seit 27 Jahren dabei. Sie habe viele Kompetenzen gehabt. "Der Job wird mir fehlen", sagt sie. Eine neue Stelle zu finden, sei schwer.

Neuer Inhaber von Keller, Erdgeschoss, erster und zweiter Etage ist die Firma Oliver-Moden. Sie wird erst einmal ein Geschäft mit sportiver Frauenmode einrichten.

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