Das babyfreundliche Krankenhaus: Geburtsklinik in Wittlich erhält begehrte Auszeichnung

Wittlich · Der Körperkontakt zwischen Babys und Eltern ist wichtig, um möglichst früh Vertrauen zu schaffen. Das sagt Peter Locher, Chefarzt der Geburtshilfe des St.- Elisabeth-Krankenhauses in Wittlich. Er muss es wissen. Denn die Klinik ist mit einem Siegel ausgezeichnet worden, das nur fünf Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz tragen.

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Foto: ARRAY(0xca3fb00)

Wittlich. Die Welt hat sich verändert. Das merkt der Chefarzt Peter Locher, wenn er an seine Anfänge in der Geburtshilfe denkt. 1988 war das. Ronald Reagan war noch US-Präsident und Milli Vanilli stürmte die Charts. Und das Leben auf der Station sah so aus: Eine Frau bekam ein Kind, die Krankenschwestern entzogen es ihr nach 45 Minuten und schotteten es von der Familie ab. Wenn Oma, Opa und die Tante vorbeikamen, um den Säugling zu sehen, betrachteten sie ihn durch eine Glasscheibe. "Wie einen Fisch im Aquarium", sagt Locher und grinst. Die Zeit ist vorüber. Im St.-Elisabeth-Krankenhaus ohnehin. Weil die Wittlicher sich den Ruf erarbeitet haben, die Bindung von Eltern und Kind besonders früh zu fördern, haben sie eine Auszeichnung erhalten. Die Klinik darf sich von nun an "Babyfreundlich" nennen. Das Siegel kommt von der Weltgesundheitsorganisation WHO und dem Kinderhilfswerk Unicef. Das Zertifikat ist bis 2018 befristet und geht an Krankenhäuser, die sich stark darum bemühen, vom ersten Tag an ein enges Verhältnis zwischen Mutter, Vater und Kind zu schaffen.
Wie das in Wittlich funktioniert, wo jährlich mehr als 750 Menschen zur Welt kommen, zeigt Locher auf. Dort ist vor allem Kuscheln angesagt. Nach der Geburt werden die Babys zu ihren Müttern gelegt, um Kontakt zu haben. So fühlen sie sich geborgen, werden nicht getrennt - und schreien auch später seltener. Die Säuglinge blieben auch in einem Raum mit den Müttern. 24 Stunden am Tag. In Familienzimmern nächtigten gelegentlich die Väter. Die Mitarbeiter klären außerdem über das Stillen auf und darüber, wie es Vertrauen schafft. Stationsleiterin Anja Engeln-Jennrich sagt: "Das Baby fühlt sich geborgen. Gerade in den ersten Tagen kann man wichtige Weichen für das Leben stellen." Viele Jahre hat das Krankenhaus auf das Siegel gewartet. In Schulungen verbrachte das Team viel Zeit. Es lohnte sich. 92 Krankenhäuser haben das Siegel in Deutschland, nur fünf in Rheinland-Pfalz - und eines davon ist nun Wittlich (siehe Extra). "Ich bin stolz auf alle Mitarbeiter", sagt Locher bei der Ehrung am Mittwoch. Und: "Wir wollen noch besser werden."Extra

Das Siegel "Babyfreundlich" wird in Deutschland seit 1992 verliehen. Besonders im Zentrum steht bei den Anforderungen die Unterstützung des Stillens, um einen engen Bindungsaufbau zwischen Eltern und Kind zu ermöglichen. Die Geschäftsführerin der Initiative "Babyfreundlich", Gisela Meese, verlieh das Siegel bei einer Feier an das Verbundkrankenhaus Bernkastel/Wittlich. Und erst zum fünften Mal in Rheinland-Pfalz nach Trier-Ehrang, Grünstadt, Neustadt und Worms. In der Geburtshilfe arbeitet ein Team aus Ärzten, Pflegepersonal, Therapeuten und Hebammen. Geleitet wird die Abteilung von den Chefärzten Peter Locher und Tadeusz Domagalski. flor

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