Kultur Eine Oper der etwas anderen Art in Wittlich

 Wittlich · Das erfolgreiche Musikkabarett mit dem Damentrio Konduettina war zum „Weltfrauentag“ in der Synagoge.

 Über 100 Zuschauer waren in der Synagoge, um sich das Musikkabarett  anzuschauen.

Über 100 Zuschauer waren in der Synagoge, um sich das Musikkabarett anzuschauen.

Foto: TV/Gesine Kulcke

Opernmobil oder auch Opern auf Rädern nannten sie das, als sie wie am Freitagabend, 6. März, nach Wittlich fuhren, um mundgerechte Opernhäppchen an Kulturbanausen im ländlichen Raum zu verabreichen. Oper ist Hysterie, Oper ist Polygamie, Oper ist das Richtige im Phallischen und Rigoletto keine Pizzeria, wie die drei Diven von „Konduettina“ in der Wittlicher Synagoge über hundert Förderbedürftigen und einem vorlauten Schüler aus der siebten Reihe stimmgewaltig vorführen. Und sie wissen nicht nur, wovon sie singen, sie können singen – ob Petry oder Mozart.

Martina Schmerr, Bettina Hackenspiel und Kerstin Kuschik machen anders als hochmütige Hochkulturfanatiker sie und nicht die Wittlicherinnen als die eigentlichen Kulturbanausen aus. Mit Massenware von der Stange wird die Opernkultur geopfert und mit ihr jene, die mit Volkstümeleien abgespeist werden.

Die Wittlicherinnen hätten jedoch Potenzial, wie die Diven das Gästebuch der Synagoge wissen lassen. Zwei Tage vor dem Internationalen Frauentag muss gesagt werden, dass sich dieses nur entfalten wird, wenn das Recht auf fairen Lohn geachtet wird.

Da geht es den laut Erni Schaaf-Peitz, die die Diven im Namen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) anlässlich des Frauentages nach Wittlich geholt hat, unerwartet zahlreich erschienenen Frauen und drei Männern wie den Operndiven: Sie trauern Samt und Seide nach, die es niemals für sie gab.

Das Bild von der nach Samt und Seide kreischenden Operndiva braucht es vielmehr wie das Bild von der mit Kindern kuschelnden und spielenden Erzieherin, damit ihnen genommen und verweigert werden kann, was ihnen zusteht, um aktiv am gesellschaftlichen und kulturellen Leben teilhaben zu können. Der Abend lebt davon, dass er vorführt, wie Männer ganz oben hessische Mundart, Wolfgang Petry und Andrea Berg mit Opernkultur für das kulturbenachteiligte, weibliche Milieu anrühren: das lacht – und versteht.

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