Das Ende des Schuftens

BERNKASTEL-KUES. Viele Steillagen an der Mosel werden nicht mehr bewirtschaftet. Hauptgrund ist der enorme Arbeitsaufwand. Es gibt jedoch Systeme, die diesen Aufwand reduzieren können.

Die Technik schreitet weiter voran. In Zukunft könnten gar roboterähnliche Maschinen die Trauben in den Steillagen lesen. Zwei Vorträge befassten sich beim Steillagenkongress mit solchen Zukunftsvisionen. Das beeindruckendste Dia war die Designerstudie eines Gerätes, das auf sechs Stelzen, ähnlich einer Spinne, die Steilhänge rauf- und runterkrabbelt und mit einer speziellen Vorrichtung die Trauben abschüttelt. Ob dies einmal Realität wird, wissen auch die beiden Referenten nicht. Es ist eine Vision. Die beiden Geisenheimer Professoren Hans Reiner Schultz und Hans-Peter Schwarz sprachen beim Zukunftskongress Steillagenweinbau über Bewirtschaftungsformen und technische Lösungen. Keine Vision ist sicher der Einsatz von Ortung und Navigation mit dem Globalen Positionierungssystem (GPS), das im modernen Ackerbau längst Eingang gefunden hat. Mit ihm ist durch automatische Datenerfassung ein "Präzisionsweinbau" möglich. Professor Schwarz nannte die Vorteile: Der Hubschraubereinsatz kann optimiert werden, Düngung und Pflanzenschutz exakt dokumentiert und Schwachstellen im Betriebsablauf können früh erkannt und abgestellt werden. Professor Schultz befasste sich vor allem mit Reben-Erziehungsarten im Steilhang. Was sicher manche erstaunt hat: Schultz prangerte nicht grundsätzlich die früher fast ausschließlich praktizierte sehr arbeitsintensive Pfahlerziehung an, vielmehr müsse sich der Winzer ganz bewusst für eine Erziehungsart entscheiden. Schultz: "Es gibt nicht die allgemein gültige Lösung." Drahtrahmen und Einzelpfahl seien beide legitim. Auch die Vertiko-Erziehung oder die Umkehrerziehung hätten ihre Berechtigung, man müsse es "nur richtig machen". Schultz sprach ferner eine Erziehungsmethode an, die gerade für den Riesling und die Steillagen eine Option für die Zukunft sein könne. Mit dem so genannten "Minimal-Schnitt" beziehungsweise "Nicht-Schnitt-System" kann der Arbeitsaufwand in den Steillagen enorm reduziert werden. Der Rebstock wird im Winter nur minimal oder überhaupt nicht zurückgeschnitten. Die Erträge sind bei einer solchen Arbeitsweise außerordentlich hoch, die Mostgewichte aber interessanterweise nur wenig geringer. Allein der hohe Wasserverbrauch bereitet Sorgen. Professor Schwarz plädierte schließlich für sinnvolle "horizontale und vertikale Kooperationen". Gemeint ist damit, dass Winzer sich zusammenschließen, jeder spezielle Arbeiten verrichtet und andere Arbeiten dem Kollegen überlassen.

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