Das Geheimnis der Kuschelecke

"Mama, gib mir den Glauben zurück". Dieser Satz aus dem Song "Mama" von der Rock-Gruppe Brings provoziert nicht nur Mütter zum Nachdenken. Eine Fünftklässlerin meinte: "Ich sehne mich danach, mit jemanden kuscheln zu können." Die Sehnsucht nach solchen Kuschelecken, nach Glauben und Geborgenheit ist vor allem bei jungen Menschen unübersehbar.

Leider finden sie dies oft in der Familie nicht mehr und so schaffen sie sich eigene Welten, die ihre Sehnsüchte befriedigen, durch Flucht in gefährliche Freundschaften oder Cliquen, mit frühen sexuellen Kontakten oder durch Alkohol-, oder Drogenexzesse. Hinter jeder Sucht steckt aber eine Sehnsucht. Obwohl viele ahnen - übrigens genau wie die Erwachsenen, dass sie im falschen Zug sitzen, verhindern Bequemlichkeit oder die Kälte der Konsumgesellschaft den Ausstieg. Sollte nicht unser Glaube eine Kuschelecke bei Gott ermöglichen? Manche argumentieren, dass es die Kuschelecke Gott nicht geben könne, da man nicht wisse, wo er sich befindet und er ja doch nicht helfen würde, wenn man ihn bittet. Folgende Geschichte könnte uns einen Hinweis geben, wo dieser zu finden ist: "Als Gott die Welt erschaffen hatte, überlegte er mit seinen Engeln, wo sein Platz sein sollte, damit die Menschen sich auf die Suche machen könnten, nicht zu nah, aber dennoch immer erreichbar. Einer machte den Vorschlag, Gott solle auf den Mount Everest steigen. Gott meinte: Da bin ich kaum sicher, irgendein verrückter Südtiroler wird mich sicher aufspüren. Ein anderer Engel schlug vor, dass er sich auf dem Meeresboden verstecken solle, aber Gott meinte, Schatztaucher würden ihn auch dort aufspüren. Ein dritter Engel schlug vor, er solle sich auf dem Mars verstecken, aber Gott meinte, der Mensch sei findig genug, um auch dorthin einen Weg zu finden. Zum Schluss meldete sich der Erzengel Michael: ‚Ich hab' s ! Verstecke dich im Herzen jedes Menschen! Dort wird er dich so schnell nicht suchen.‘ Gott antwortete: ‚Ja, das werde ich tun. Wer mich dort sucht, der ist gereift und mir ähnlich geworden.‘ Die Gruppe Brings drückt es so aus: "Bis heute war kein Engel da und auch nicht der liebe Gott. Der braucht nicht erst vorbeizukommen; denn er ist in deinem Kopf, er wohnt in deinem Herzen, in deinem Saft und Blut." Karl Rahner sagte über den Christen der Zukunft, dass er einer sein müsse, der Gott in sich selbst sucht. Wer nur über die glaubenslosen Zeiten jammert, die Suche nach Gott aber nicht vorlebt, verpasst die Chance auf Weitergabe des Glaubens. Vielleicht gilt das auch für "Mama Kirche"? Paul Plehacz, Manderscheid

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